Die geschützten Männer
schreibt. Vierte Phase: Ich ertrage kaum seine Gegenwart
im gleichen Raum, und wenn ich ihm etwas zu sagen habe, schalte ich Pierce ein. Fünfte Phase: Grabel fängt an, die A.s, die
Frauen aus dem Labor und den Verwalter aufzuhetzen, um meine Entlassung herbeizuführen.
Pierce und Smith beklagen sich schon, daß ihnen die Kulturen sabotiert werden. Ich bin sicher, daß sie sich irren. Doch ihr
Verdacht kennzeichnet die Atmosphäre im Labor. Meinerseits achte ich auf alle Irrtümer und Fehler, die den A.s und den Frauen
aus meinem Labor unterlaufen, und führe darüber in allen Einzelheiten Buch.
Diese Handlungsweise entspricht nicht meinem Wesen. Man hat mich gewissermaßen dahin getrieben.
Drei Monate nach meiner Ankunft in Blueville, am 26. Januar, um genau zu sein, spitzt sich die Krise zu. Ich bekomme aus dem
Schloß folgendes Schreiben:
Dr. Martinelli,
Ihr Verhalten gegenüber den weiblichen Mitarbeitern und den A.s Ihres Labors stellt mich nicht zufrieden. Ich bitte Sie, das
zu ändern.
Hilda Helsingforth
Dieser bestürzende Brief gibt mit keine Möglichkeit der Rechtfertigung. Wie ich seit Hilda Helsingforths erstem Brief weiß,
ist es uns verboten, ihr zu schreiben oder sie um eine Unterredung zu bitten. Also muß ich mich an Mr. Barrow wenden. Er empfängt
mich mit verächtlicher Höflichkeit. Man hat ihm in der Tat eine schriftliche Beschwerde über mich zukommen lassen. Er hat
sie gelesen und weitergeleitet. Er lehnt es ab, mir zu sagen, von wem die Beschwerde kommt, und über ihren Inhalt verweigert
er jegliche Auskunft. Ich mache ihn darauf aufmerksam, daß ich außerstande bin, mich zu verteidigen, und nicht einmal weiß,
was man mir vorwirft, da ich darüber weder mit Mrs. Helsingforth noch mit ihm diskutieren darf. Er hebt die Arme zum Himmel.
Er kann nichts machen, |95| die inneren Probleme der Labors gehen ihn nichts an. Während dieses Gesprächs ist Mr. Barrow genauso schwammig, genauso schwabbelig
und genauso hart wie eine Krake.
Von diesem Tage an bin ich im Labor doppelt vorsichtig; ich behandle die Frauen und die A.s mit untadeliger Höflichkeit und
lasse Grabel links liegen, ohne mich jedoch ins Unrecht zu setzen. Außerdem beginne ich mit der Buchführung, von der ich sprach.
Am 15. März, als ich fast schon glaube, daß Grabel dank meinen Bemühungen neutralisiert wäre, bekomme ich einen zweiten Brief
aus dem Schloß.
Dr. Martinelli,
Sie haben meine Empfehlungen vom 26. Januar nicht beachtet, Ihr Verhalten gegenüber den weiblichen Mitarbeitern und den A.s
Ihres Labors ist bis auf Äußerlichkeiten unverändert geblieben. Ich bitte Sie ein zweites Mal, Ihre Einstellung zu ändern.
Hilda Helsingforth
Ich bin niedergeschmettert, doch als ich den ersten Schock überwunden habe, begreife ich, daß ich nicht mehr passiv bleiben
kann. Ich schreibe für Mr. Barrow einen Bericht über das Personal meines Labors. Ich schäme mich, es auszusprechen: dieser
Bericht ist eine einzige Ungerechtigkeit. Ich lüge zwar nicht, alle Fakten, auf die ich mich stütze, sind authentisch. Doch
so, wie ich sie interpretiere und wahllos aus dem Zusammenhang reiße, ist die Synthese eine schreiende Ungerechtigkeit. Sie
belastet Grabel – meinen weitaus besten Wissenschaftler. Im Grunde habe ich gegen Grabel nur einen Vorwurf zu erheben, und
ausgerechnet den kann ich nicht zur Sprache bringen. Grabel will an meine Stelle, er ist durchaus fähig, sie einzunehmen,
und auf die A.s und die Frauen gestützt, versucht er mit allen Mitteln, mich aus dem Weg zu räumen.
Ich will meinen Bericht dem Verwalter persönlich übergeben. Als der ölige und schwabbelige Mr. Barrow begreift, worum es geht,
zuckt er zusammen und sieht mich mit einem Widerwillen an, in dem sich gleichzeitig so etwas wie Bestürzung zeigt. Er wisse
nicht, sagt er, ob er das Recht habe, von mir solch eine Mitteilung entgegenzunehmen, und schon gar nicht, ob er sie weiterleiten
dürfe. Darauf erwidere ich, daß dieses Dilemma |96| seine Sache sei, und lasse den über meine »Arroganz« verblüfften Mr. Barrow einfach stehen. So jedenfalls stellt er später
mein Verhalten dar.
Nichtsdestoweniger erhielt Hilda Helsingforth meinen Bericht, denn acht Tage später händigte mir Mr. Barrow folgenden Brief
von ihr aus:
Dr. Martinelli,
Sie beklagen sich über Ihre Mitarbeiter, und Ihre Mitarbeiter beklagen sich über Sie. Ganz offensichtlich erklärt sich aus
dieser
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