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Die geschwätzigen Kleinode (German Edition)

Die geschwätzigen Kleinode (German Edition)

Titel: Die geschwätzigen Kleinode (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denis Diderot
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waren.« »Dennoch,« versetzte Trübewasser, »werden Ihre Exzellenz uns nicht einreden, daß Murmelbach sehr artig war, als man ihn über eine verborgene Treppe in Ihr Gemach führte, sooft Seine Hoheit den Herrn Groß-Seneschall in den Staatsrat berief.« »Ich finde es höchst abgeschmackt,« setzte Sammtpfötchen hinzu, »sich ohne Grund und Ursache verstohlenerweise bei einer Dame einzuschleichen: denn man hielt Murmelbachs Besuche nur für … Besuche, und Ihre Exzellenz genossen damals schon den Tugendruf, den Sie in der Folge so gut behauptet haben.«
    »Das ist ja aber schon ewig lange her,« sagte Flachkopf. »Um die nämliche Zeit ward Zuleica dem Herrn Seliktar ungetreu, der ihr untertänigster Diener war, und machte Greifgreif glücklich, dem sie sechs Monate später den Laufpaß gab. Jetzt ist Breitschnabel an der Reihe. Ich neide meinem Freunde sein Glück nicht. Ich sehe, bewundere, und mache keine Ansprüche.«
    »Und doch ist Zuleica sehr liebenswürdig,« sagte die Favorite. »Sie hat Witz, Geschmack und einen reizenden Ausdruck in ihrem Gesicht, der mir lieber ist als Schönheit.« »Das gebe ich zu,« antwortete Flachkopf, »aber sie ist mager, hat keinen Busen und zum Erbarmen knöcherne Lenden.« »So genau sind Sie mit ihr bekannt?« fragte die Favorite. »Ach, gnädige Frau,« versetzte Maikäfer, »so etwas läßt sich erraten. Ich habe bei Zuleica nur wenig verkehrt und kenne sie nicht besser als Flachkopf.« »Das will ich glauben,« sagte die Favorite.
    »Aber,« sprach der Seliktar, »darf man Herrn von Greifgreif fragen, ob er Zirfilen lange für sich allein behalten wird? Das ist eine niedliche Frau. Sie hat einen sehr schönen Leib.«
    »Wer zweifelt daran?« setzte Murmelbach hinzu.
    »Der Seliktar hat’s gut,« fuhr Flachkopf fort. »Und Flachkopf,« unterbrach ihn der Seliktar, »hat am ganzen Hofe das meiste Glück. Er hat, soviel ich weiß, zwei Wessirs-Frauen, die beiden schönsten Opernsängerinnen, und ein allerliebstes Bürgermädchen, das er in einem Häuschen untergebracht hat.« – »Und ich gäbe,« erwiderte Flachkopf, »die Wessirs-Frauen, beide Sängerinnen und das Bürgermädchen mit Freuden um einen einzigen Blick einer Dame, deren Gunst der Seliktar genießt, und die sich nicht einmal beikommen läßt, daß die ganze Welt darum weiß. Wahrhaftig, gnädige Frau,« sagt’ er und wandte sich gegen Leokris, »Sie haben Farben zum Entzücken.«
    »Maikäfer,« sagte Murmelbach, »hat eine ewige Zeit zwischen Melissen und Fatimen geschwankt. Das sind zwei reizende Frauen. Heute gehört er der blonden Melissa und morgen der braunen Fatima.« »Das ist eine sonderbare Verlegenheit,« fuhr Flachkopf fort, »warum nahm er sie nicht alle beide?« »Das tat er endlich,« sagte Trübewasser.
    Unsre Stutzer waren, wie man sieht, auf zu gutem Wege, um stehn zu bleiben, als sich Zobeide, Cynare, Zuleica, Melissa, Fatime und Zirfile anmelden ließen. Das war ihnen für den Augenblick ungelegen und brachte sie aus der Fassung. Doch erholten sie sich bald und kamen auf andre Damen zu reden, die sie mit ihren Lästerungen nur verschont hatten, weil es ihnen an Zeit gebrach, sie zu zerpflücken.
    Mirzoza, ihrer Reden ungeduldig, sagte: »Meine Herren, man muß Ihnen Verdienste und besonders Rechtschaffenheit zugestehn. Man darf also nicht zweifeln, daß Sie ganz so glücklich in der Liebe gewesen sind, als Sie sich rühmen. Doch muß ich Ihnen bekennen, ich möchte die Kleinode dieser Damen gern darüber vernehmen und würde Brahma von ganzem Herzen danken, wenn es ihm gefiele, durch ihren Mund der Wahrheit Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.«
    »Das heißt,« sagte Maikäfer, »Ihro Gnaden wünschen eine und dieselbe Sache zweimal zu hören. Wir können sie ja nochmals erzählen, wenn Sie befehlen.«
    Unterdessen drehte Mangogul seinen Ring nach der Rangordnung des Alters. Er fing bei der Seneschallin an. Ihr Kleinod hustete dreimal und sprach dann mit gebrochener zitternder Stimme: »Dem Groß-Seneschall verdank’ ich die Erstlinge meiner Freuden. Doch gehört’ ich ihm kaum seit sechs Monaten, als ein junger Brahmine meiner Gebieterin begreiflich machte, sie begehe keine Untreue gegen ihren Gemahl, wenn sie an einen Mann Gottes denke. Seine Moral gefiel mir. In der Folge glaubt’ ich mit gutem Gewissen einen Senator zulassen zu können, hernach einen Staatsrat, einen Hohenpriester, ein paar Geheimschreiber, einen Geiger …« »Und Murmelbach?« ergänzte Flachkopf.

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