Die Gesellschaft des Abendsterns
fühlten sich gummiartig an. Seth spürte einen Anflug von Panik. Würde er einfach erstarren, ohne die gleiche Angst zu erleben wie beim letzten Mal? Mutig oder nicht, wenn er sich nicht mehr bewegen konnte, war er in Schwierigkeiten. Seine Sicht verschwamm ein wenig. Seine Zähne klapperten. Er ließ den Schlüssel fallen.
Seth hob die Flasche an die Lippen. Er war zu dem Schluss gekommen, dass er besser alles trinken sollte, solange er dazu imstande war, und kippte den gesamten restlichen Trank hinunter. Dann warf er die Flasche weg. Die Flüssigkeit fühlte sich nicht mehr so scharf an wie zuvor. Während er den Wiedergänger näher torkeln sah, genoss Seth die Wärme, die sich in ihm ausbreitete und das Taubheitsgefühl vertrieb. Grinsend zog er die Zange aus seiner Hosentasche.
Es hatte keinen Sinn, darauf zu warten, dass der quälend langsame Zombie ihn endlich erreichte. Seth lief auf die Kreatur zu, und der Strahl seiner Taschenlampe hüpfte auf und ab. Je näher er kam, desto besser konnte er die ausgemergelte Gestalt sehen: Sie trug immer noch dieselben verdreckten und zerlumpten Kleider. Der gelbliche Teint der Haut und die eiternden Wunden überall machten das Geschöpf abstoßend, aber nicht beängstigend. Na schön, das Ding war größer als er, aber nicht viel, und es bewegte sich, als würde es jeden Moment zusammenbrechen.
Seth konzentrierte sich auf den hölzernen Nagel, der seitlich aus dem Hals des Wiedergängers ragte. Ihn herauszuziehen, war ein Kinderspiel, beinahe zu leicht. Seth fragte sich, ob er ein paar Karatebewegungen machen sollte, um dem Wiedergänger einen kleinen Vorgeschmack zu geben auf das, was ihn erwartete. Er hatte nie Stunden genommen, aber er hatte genug Filme gesehen, um eine grobe Vorstellung zu haben.
Etwa zehn Schritte vor dem kränklich aussehenden Zombie blieb er stehen und vollführte einige recht fantasievolle Hiebe und Tritte. Der Wiedergänger kam langsam näher, den Mund in einem schrecklichen Krampf verzerrt. Er reagierte nicht auf die Zurschaustellung von Seths Kampfkunst. Seth ließ die Muskeln an seinen Armen spielen, um dem Wiedergängerzwei gute Gründe zu geben, warum er besser kapitulieren sollte.
Der Wiedergänger hob einen Arm und deutete mit seinem knochigen Zeigefinger auf Seth. Der Kälteschock traf ihn wie eine Faust. Blitzschnell breitete sich das Gefühl über seinen ganzen Körper aus, als wäre er in einen zugefrorenen See gefallen. Er stöhnte leise, und seine Muskeln verkrampften sich. In seiner Mitte blieb ein warmer, zuversichtlicher Kern, der aber schnell kleiner wurde. Irrationales Grauen griff ihn von den Rändern seines Bewusstseins aus an und versuchte, jegliche Selbstsicherheit zu ersticken.
Ein Teil von ihm wollte zusammenbrechen und nur noch zittern. Seth knirschte mit den Zähnen. Trank hin, Trank her, magische Angst hin, magische Angst her, er würde auf keinen Fall klein beigeben, diesmal nicht. Er zwang sich, einen Schritt auf den Wiedergänger zuzumachen, doch zunächst versagten seine Beine ihm den Dienst. Sie waren taub bis zur Hüfte hinauf, und es fühlte sich so an, als würden seine Füße von bleiernen Gewichten am Boden festgehalten. Schließlich beugte er sich ächzend nach vorn und brachte einen kleinen schwerfälligen Schritt zustande. Dann noch einen.
Der Wiedergänger deutete noch immer auf ihn, und noch immer kam er näher. Seth wusste, dass er einfach warten konnte, bis der Wiedergänger ihn erreichte, aber irgendetwas sagte ihm, dass er gut daran täte, in Bewegung zu bleiben. Er machte noch einen Schritt.
Der Wiedergänger war jetzt in Reichweite. Die vage bösartigen Augen waren bar jeder Persönlichkeit. Ein eitriger Gestank verpestete die Luft. Der Arm des Wiedergängers blieb ausgestreckt, und der Finger berührte ihn beinahe.
Seths Zuversicht schwand. Er wusste, dass sein Körper kurz davorstand, dichtzumachen. Er beäugte den schwarzen
rissigen Fingernagel, der sich seiner Brust näherte. Das warme Gefühl war zu einem kleinen sterbenden Funken geschrumpft. Entsetzen begann sich in ihm auszubreiten. Seth packte die Zange fester, hob den Arm und ließ sie auf den knochigen Finger hinabsausen. Der Wiedergänger reagierte nicht auf den Schlag, aber der Arm senkte sich ein wenig, und der Finger war ausgekugelt.
Mit zusammengebissenen Zähnen kämpfte Seth gegen die Schwerkraft, die sich verzehnfacht zu haben schien. Er schaffte es, einen Schritt zur Seite zu machen. Dann nahm er all seine Kraft
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