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Die Gesellschaft des Abendsterns

Die Gesellschaft des Abendsterns

Titel: Die Gesellschaft des Abendsterns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Mull
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ein zweites Mal durch. Dann warf sie ihn auf den Boden und rannte hinaus. Wie lange war sie im Bad gewesen? Ziemlich lange. Sie hatte nachgedacht und sich Zeit gelassen. Zehn Minuten? Mehr?
    Konnte sie es wagen, nach Mendigo zu rufen? Die Nacht war vollkommen still. Am Himmel ging ein sichelförmiger Mond auf. Die Sterne waren klar und hell. Nicht das geringste Geräusch drang an ihre Ohren. Wenn sie Mendigo befahl, zurückzukommen, würde er sie hören? Würde er kommen? Bestimmt hatte Seth der Riesenmarionette befohlen, Kendras Anweisungen zu ignorieren, falls sie seine Rückkehr verlangen sollte. Und da sie Mendigo gesagt hatte, er solle Seth gehorchen, waren sie in den Augen der Marionette jetzt wahrscheinlich ebenbürtig. Er würde dem Befehl Folge leisten, den er zuerst erhalten hatte  – Seths Befehl.
    Mittlerweile waren sie wahrscheinlich ohnehin außer Hörweite. Mit nur einem Passagier war Mendigo sicher noch schneller.
    Wie konnte Seth nur so egoistisch sein? Sie erwog, ihm zu folgen, hatte aber keine Ahnung, welche Richtung er eingeschlagen hatte. Wenn sie gewusst hätte, welches der entlegenste Winkel Fabelheims ist, hätte sie sich auf die Suche nach Hugo gemacht, aber so konnte sie nur blind draufloslaufen. Seth würde getötet werden, und während Mendigo fort war, würde wahrscheinlich irgendjemand auftauchen und sie gefangen nehmen.
    Sollte sie sich im Haus verstecken oder draußen? Wenn
sie den Kobold schickten, konnte ihr im Haus nichts geschehen. Aber sie wussten, dass der Kobold die Hütte nicht betreten konnte, was bedeutete, dass sie wahrscheinlich Dale oder jemand anderen schicken würden, der unter Vanessas Kontrolle stand. Was wiederum bedeutete, dass Kendra sich ein gutes Versteck außerhalb der Hütte suchen und warten sollte, bis Mendigo zurückkehrte. Der Handschuh würde ihr helfen, sich zu verbergen.
    Sie lief zurück ins Haus, um Tanus Beutel und den Handschuh zu holen. Warren sah sie mit einem vagen Lächeln an. Er hatte keine Ahnung, was vorging. In gewisser Weise beneidete sie ihn darum.
     
    Seth hatte festgestellt, dass es beträchtlich bequemer war, huckepack auf Mendigo zu reiten, statt über seiner Schulter zu liegen. Er hatte außerdem entdeckt, dass Mendigo, wenn er nur eine Person trug, erheblich schneller laufen konnte. In einer Hand hielt Mendigo den Schlüssel, in der anderen den Muttrank.
    Seth hatte Mendigo befohlen, zu der überdachten Brücke zu laufen und dann weiter in Richtung des Tals mit den vier Hügeln. Er konnte nur hoffen, dass die Marionette den Ort kannte, von dem er sprach. Mendigo schien sich zielstrebig vorwärtszubewegen, also hatte er zumindest irgendein Ziel im Sinn. Überdies hatte Seth Mendigo die Anweisung gegeben, alle Befehle von Kendra zu ignorieren, bis er ihn wieder zu ihr zurückschickte. Und er hatte ihm aufgetragen, ihn auf jeden Menschen oder Kobold aufmerksam zu machen, der in ihre Nähe kam. Er glaubte zwar, dass das Risiko gering war, im Wald auf einen seiner Feinde zu treffen, trotzdem war es durchaus möglich, dass der Kobold oder andere draußen waren und Jagd auf sie machten.
    Die Mondsichel spendete genug Licht, um auch ohne spezielle
Feensicht etwas erkennen zu können. Er hatte in einem Schrank in der Hütte eine Taschenlampe gefunden, deshalb wusste er, dass er seinen Widersacher im Hain würde sehen können. Außerdem hatte er eine Kneifzange dabei, die er im Werkzeugschrank gefunden hatte, als sie die Hacke für Mendigo herausholten.
    Es dauerte nicht lange, bis Mendigo über die überdachte Brücke donnerte. Erst zwei Nächte zuvor hatte Hugo Seth und Coulter auf demselben Weg demselben Ziel entgegengetragen. Diesmal war Seth vorbereitet. Der Wiedergänger hatte ziemlich dünn ausgesehen. Mit dem Muttrank als Schutz gegen die Furcht sollte Seth eine gute Chance haben.
    Als sie wieder im Wald waren, verlor Seth jedes Gefühl dafür, in welche Richtung sie sich bewegten, und er musste darauf vertrauen, dass Mendigo den Weg kannte. »Bring uns zu dem Tal mit den vier Hügeln, Mendigo«, wiederholte Seth leise. »Und sei vorsichtig mit der Flasche, die du in der Hand hältst. Sie darf nicht kaputtgehen.«
    Sie eilten schweigend weiter, bis Mendigo plötzlich das Tempo verlangsamte, eine Kurve machte und sich einer Lichtung näherte. Seth wollte die Puppe gerade ermahnen, als er sah, wie Mendigo die Hand ausstreckte. Die Stockpuppe blieb hinter einem Busch stehen. Als Seth dem hölzernen Finger folgte, sah er die Umrisse

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