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Die Gesellschaft des Abendsterns

Die Gesellschaft des Abendsterns

Titel: Die Gesellschaft des Abendsterns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Mull
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schritt kühn auf Warren zu. Er schien seine Brust mit voller Absicht ungeschützt zu lassen, um ihn zu ködern.
    Nach einigen Finten schluckte Warren den Köder auch und ließ die Spitze des Schlüssels auf die Brust des Minotaurus zuschnellen. Blitzartig packte der Minotaurus den Schlüssel mit seiner freien Hand direkt hinter der scharfen Spitze und entriss ihn Warren, der durch den plötzlichen Ruck ein Stück nach vorn taumelte. Dann schwang der Minotaurus seine Keule.
    Warren brachte es irgendwie fertig, nicht zu stolpern, und
wich zurück. Der Schlag verfehlte ihn nur um Zentimeter. Mit einer weiteren blitzschnellen Bewegung drehte der Minotaurus den Schlüssel um und schleuderte ihn wie einen Wurfspieß. Warren versuchte noch, auszuweichen, aber die Spitze bohrte sich in seinen Bauch.
    Mit einem triumphierenden Brüllen stürzte der Minotaurus auf Warren zu, der den Schlüssel herauszog und davonstolperte, die Speerspitze rot von seinem eigenen Blut. Sand spritzte auf, als Warren es taumelnd schaffte, einen kleinen Bereich Treibsand zwischen sich und den Minotaurus zu bringen.
    Kendra warf die Taschenlampe und traf den Minotaurus am Rücken. Die Bestie drehte sich um, aber Kendra war wieder unsichtbar. Der Minotaurus hob die Taschenlampe vom Boden, beschnupperte sie und nahm die Witterung auf. Er bewegte sich auf Kendra zu.
    Warren, der den Schlüssel jetzt wie eine Krücke benutzte, eilte um den Treibsand herum und näherte sich dem Minotaurus von hinten. Das Ungeheuer fuhr herum und jagte wieder hinter Warren her, bis dieser schließlich mit dem Rücken vor einer breiten Fläche Treibsand stand.
    »Warren, Treibsand!«, rief Kendra.
    Zu spät. Warren machte noch einen halben Schritt zurück, und sofort versank sein Bein bis übers Knie, während sein Oberkörper vornüber auf den festeren Sand fiel. Der Minotaurus stürmte heran, die Keule hoch erhoben, um den tödlichen Schlag zu führen. Plötzlich schoss Warrens Schlüssel nach oben, und die rasierklingenscharfe Spitze drang direkt unterhalb des Brustbeins in den Körper des Minotaurus ein. Sie musste direkt unterhalb des Herzens stecken. Der Minotaurus stand reglos da, aufgespießt, und schnaubte. Die Keule entfiel seinen behaarten Händen und landete mit einem dumpfen Geräusch auf dem Sand.

    Warren drehte den Schlüssel und rammte ihn tiefer in die Brust des Ungeheuers. Der Minotaurus fiel auf den Rücken. Keuchend zog Warren sein Bein aus dem schlüpfrigen Sand.
    Kendra lief zu ihm. »Was für ein fabelhafter Trick!«, rief sie.
    »Eher ein verzweifelter«, erwiderte Warren. »Alles oder nichts.« Er hielt sich eine Hand auf die Wunde in seinem Unterleib. Dann klopfte er den feuchten Sand ab, der an seinem Bein klebte. »Hätte normalerweise nicht funktioniert, aber der Minotaurus dachte, ich wäre tödlich verwundet. Natürlich hätte er Recht haben können.«
    »Ist es schlimm?«, fragte sie.
    »Die Wunde ist tief, aber sauber«, antwortete Warren. »Die Spitze ist gerade rein und gerade wieder raus. Bauchwunden sind schwer zu beurteilen. Hängt davon ab, was durchstoßen wurde. Geh und hol den Schlüssel.«
    Kendra kniete sich neben den niedergestreckten Minotaurus. Aus der Nähe stank er noch viel widerlicher nach Vieh. Der Schlüssel hing an einer dünnen Goldkette. Kendra zog fest daran, und die Kette riss. »Ich hab ihn«, rief sie.
    »Hol auch den großen«, sagte Warren. Der große Schlüssel steckte noch immer in der Brust des Minotaurus. Kendra musste einen Fuß gegen den Kadaver stemmen, um ihn herausziehen zu können. Warren hatte inzwischen sein Hemd ausgezogen. Auf seiner weißen Haut leuchtete das Blut nur umso greller. Kendra wandte den Blick ab. Warren knüllte sein Hemd zusammen und presste es auf die Wunde, die sich einige Zentimeter seitlich neben seinem Bauchnabel befand. »Hoffen wir, dass das die Blutung stillt«, sagte er. »Kannst du mir ein Stück Seil abschneiden?«
    Mit der scharfen Spitze des blutverschmierten Schlüssels schnitt Kendra ein Stück Seil ab, mit dem Warren das Hemd auf der Wunde fixierte. Dann wischte er das Blut von der
Speerspitze an seiner Hose ab. »Können Sie weitergehen?«, fragte Kendra.
    »Mir bleibt nicht viel anderes übrig«, erwiderte Warren. »Mal sehen, ob der Schlüssel des Minotaurus funktioniert.«
    Stöhnend benutzte Warren den großen Schlüssel, um sich auf die Füße zu ziehen. Er ging zu der eisernen Tür, schob den Schlüssel des Minotaurus hinein und öffnete sie.

KAPITEL 20
Das

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