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Die Gesellschaft des Abendsterns

Die Gesellschaft des Abendsterns

Titel: Die Gesellschaft des Abendsterns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Mull
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Gewölbe
    J enseits der offenen Tür schlängelte sich eine weitere Treppe in die Tiefe. Noch mehr Sonnensteine, heller als zuvor, erhellten den Weg. Warren klopfte die Stufen ab und stellte fest, dass sie massiv waren. »Kendra«, sagte er, »geh und verwisch die Linien um den Treibsand vor dem Eingang zu diesem Raum.«
    Als Kendra zurückkam, fühlte Warren gerade den Puls an seinem Hals. Schweiß benetzte seine Stirn. »Wie geht es Ihnen?«, fragte sie.
    »Ich halte mich nicht schlecht«, erwiderte Warren. »Vor allem für jemanden, der sich gerade einer unfreiwilligen Bauchoperation unterzogen hat. Wir haben den Schlüssel des Minotaurus. Wenn wir die Tür hinter uns schließen, wird sich unsere Freundin, die Narkoblix, wahrscheinlich einen eigenen Schlüssel verdienen müssen.«
    »In Ordnung«, sagte Kendra, trat mit Warren in das Treppenhaus und zog die Tür hinter sich zu. Dann drehte sie sich zu ihm um und verschwand.
    »Vielleicht solltest du den Handschuh erst bei der nächsten Bedrohung wieder anziehen«, meinte Warren. »Es ist unangenehm, nicht zu wissen, wo du bist.«
    Kendra nahm den Handschuh ab. Solange sie sich bewegten und den Turm erkundeten, bot er ohnehin keinen großen Schutz. Sie gingen einige Zeit die Treppe hinab und fanden keine falschen Stufen, bis auf ein paar ganz unten.
    »Die Stelle ist gut gewählt«, bemerkte Warren und sprang
über die Stufen hinweg. Als er landete, zuckte er unwillkürlich zusammen. Er lehnte sich an die Wand und drückte eine Hand auf seine Verletzung. »Gerade wenn man glaubt, dass alle Stufen echt sind, stürzt man in sein Verhängnis.«
    Keine Tür erwartete sie, stattdessen betraten sie durch einen Torbogen einen breiten Raum mit einem kunstvollen Mosaik auf dem Boden. Es stellte eine gewaltige Schlacht zwischen Affen dar, die hoch oben in den Bäumen erbittert gegeneinander kämpften. Die Perspektive war die einer Person auf dem Boden, die nach oben schaute, was es schwierig machte, sich in dem Raum zu orientieren.
    Warren bedeutete Kendra zu bleiben, wo sie war, und betrat den Raum. Ein zweiter Torbogen auf der gegenüberliegenden Seite schien der einzige Weg hinaus zu sein. Nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass keine unmittelbare Bedrohung zu erwarten war, winkte Warren Kendra zu sich.
    In dem Moment, als sie den Raum betrat, verschwand die Axt aus ihrer Hand. Unter ihr schrie, hoch in einem Baum, ein Schimpanse. Wütend griff der Primat nach Kendras Axt, sprang von seinem Ast und fiel nach oben auf den Boden zu. Der Schimpanse segelte durch das Mosaik hindurch und erschien, die Axt schwingend, vor Kendra.
    Kreischend ergriff Kendra die Flucht und zog hastig ihren Handschuh über. Warren rannte von hinten auf den Schimpansen zu und warf den Schlüssel genau in dem Moment, als der schreiende Affe gerade die Verfolgung aufnehmen wollte. Der Schlüssel traf genau ins Ziel und bohrte sich zwischen die Schulterblätter des rasenden Tiers, woraufhin der Schimpanse der Länge nach auf den Boden schlug; seine langen Finger zuckten noch, während die Axt klappernd über die winzigen Mosaiksteinchen schlitterte.
    »Heb die Axt nicht auf«, warnte Warren. »Dieser Raum ist dazu gedacht, uns aller Waffen zu berauben.«

    »Bis auf den Schlüssel«, sagte Kendra.
    Ächzend beugte Warren sich vor, griff nach dem Schlüssel und wischte abermals die Speerspitze an seiner Hose ab. »Ja«, sagte er. »Ich vermute Folgendes: Um mit irgendwelchen Waffen außer dem Schlüssel durch diesen Raum zu kommen, müssten wir jeden Affen in dem Mosaik erschlagen.«
    Kendra blickte nach unten. Sie sah Hunderte von Affen, einschließlich Dutzender kräftiger Gorillas. »Vielleicht war es unser Glück, dass Sie nicht Ihre ganze Ausrüstung dabeihatten.«
    Warren lächelte gequält. »Da hast du wohl Recht. Von Affen niedergemetzelt zu werden, steht ziemlich weit unten auf der Liste meiner Lieblingstodesarten. Komm weiter.«
    Sie gingen durch den Torbogen am anderen Ende des Raums und stiegen eine weitere gewundene Treppe hinunter. Alle Stufen waren echt, und am Fuß der Treppe fanden sie einen weiteren Bogengang, schmaler als der vorherige.
    Warren betrat als Erster den dahinterliegenden zylindrischen Raum, in dem der Boden wohl hundert Meter tief unter ihnen lag. In großen Abständen angebrachte Sonnensteine spendeten gerade noch ausreichend Licht. Vom Eingang weg führte ein schmales Sims ohne Geländer einmal um den Raum herum. Das Dach war übersät von mit Widerhaken

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