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Die Gesellschaft des Abendsterns

Die Gesellschaft des Abendsterns

Titel: Die Gesellschaft des Abendsterns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Mull
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der Körper der toten Katze begannen zu brodeln, als wären sie voller sich windender Würmer. Dann schmolz der Kopf zu einer dickflüssigen Pfütze, während der Körper sich von innen nach außen stülpte und den Blick freigab auf zuckende Muskeln und Knochen. Schließlich erstarb alle Bewegung, und die schwarze Katze war wieder wie neu.
    Das Tier fauchte Warren an, und das Fell auf seinem Rücken stellte sich auf. Sie war jetzt größer, viel größer als jede Hauskatze, die Kendra je gesehen hatte. Warren machte einen Schritt auf die Katze zu, die sofort Reißaus nahm. Auch die beiden nächsten Male, als Warren sich näherte, sprang die Katze mit geschmeidigen Bewegungen davon und kehrte schließlich auf ihren Sockel zurück.

    Warren näherte sich dem Sockel. Mit gebleckten Zähnen und ausgefahrenen Krallen sprang die Katze ihn an. Ein Hieb seines Schwertes fing sie ab, und sie klatschte zu Boden. Warren stach noch einmal zu, um sicherzustellen, dass sie ein schnelles Ende fand, dann wich er zurück.
    Einmal mehr begann der leblose Körper zu pulsieren und zu blubbern. »Dieses Schema gefällt mir gar nicht«, bemerkte Warren düster. Er trat näher heran und begann auf die brodelnde Masse von Fell und Knochen und Organen einzustechen. Mit jeder Wunde schien das Tier zu wachsen, deshalb zog er sich wieder zurück, um den Prozess zu einem Ende kommen zu lassen.
    In ihrer dritten Inkarnation sah die Katze nicht mehr aus wie ein Haustier. Sie war viel zu groß, hatte Pranken statt Pfoten, und aus den Ohren wuchsen Haarbüschel wie bei einem Luchs. Der schwarze Luchs stieß ein wildes Heulen aus und stellte sein einschüchterndes Gebiss zur Schau.
    »Töten Sie es nicht noch einmal«, sagte Kendra. »Es wird nur schlimmer.«
    »Dann werden wir das Artefakt niemals bekommen«, erwiderte Warren. »Die Katze ist der Tresor, und das Schwert und der Speer sind die Schlüssel. Um an das Artefakt heranzukommen, müssen wir all seine Inkarnationen besiegen.« Der Luchs duckte sich wie zum Sprung und beäugte Warren mit schlauem Blick. Als Warren eine Finte machte, zuckte der Luchs mit keiner Wimper.
    Weiterhin in geduckter Haltung kam der Luchs auf Warren zu, als pirsche er sich an einen Vogel heran. Warren war bereit, das Schwert in der Hand. Wie ein dunkler Schatten stürzte der Luchs auf ihn zu, geduckt und lautlos. Das Schwert blitzte auf und riss eine Wunde, aber der Luchs kam durch und stürzte sich mit Krallen und Zähnen auf Warrens
Bein. Ein grimmiger Hieb machte dem Wirbel von Klauen ein Ende. Der Luchs lag reglos da.
    »War der schnell«, stöhnte Warren. Er humpelte davon, und Blut tropfte von seinem zerfetzten Hosenbein.
    »Hat der Luchs Sie schwer verletzt?«, fragte Kendra.
    »Nur oberflächliche Wunden. Das meiste hat meine Hose abbekommen«, antwortete Warren. »Aber er ist bis zu mir durchgekommen. Ich bin mir nicht sicher, ob mir gefällt, was das über meine Reflexe aussagt.« Das Fell des Kadavers begann zu brodeln.
    »Wäre der Speer nicht besser?«, fragte Kendra. »Damit könnten Sie ihn vielleicht erstechen, bevor er zu nahe herankommt.«
    »Vielleicht«, sagte Warren. »Tauschen wir.« Er ging zu ihr hinüber, und sie tauschten die Waffen.
    »Sie humpeln«, bemerkte Kendra.
    »Es tut ein bisschen weh. Ich werde durchhalten.«
    Der Luchs brüllte, ein weit kräftigeres, machtvolleres Geräusch als noch zuvor. Als er auf allen vieren stand, reichte sein Kopf höher hinauf als die Bandage an Warrens Bauch. »Eine Großkatze«, sagte Kendra.
    »Komm her, mein Kätzchen«, schmeichelte Warren und schlich mit dem Speer auf das Tier zu. Der übergroße Luchs begann auf und ab zu gehen. Er blieb außer Reichweite des Speers und bewegte sich mit selbstsicherer Anmut, während er auf seine Gelegenheit wartete. Dann schoss er auf Warren zu und zog sich sofort wieder zurück. Er täuschte einen zweiten Angriff an, und Warren tänzelte rückwärts.
    »Warum komme ich mir immer mehr wie eine Maus vor?«, jammerte Warren. Er stieß den Speer nach vorn, aber der Luchs sprang zur Seite und bekam nur einen Kratzer ab, während er unglaublich schnell mit seiner Pranke nach Warren schlug. Warren rettete sich in die Luft.

    Der Luchs fuhr sofort herum und rannte auf Kendra zu. Unsichtbar oder nicht, das Tier wusste genau, wo sie war. Kendra drehte den Stab um und schoss in die Höhe, bis sie gut fünfzehn Meter über dem Boden zum Stillstand kam. Sie hatte zwar ihren Aufstieg beendet, war aber immer noch sichtbar. Es

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