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Die Gesellschaft des Abendsterns

Die Gesellschaft des Abendsterns

Titel: Die Gesellschaft des Abendsterns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Mull
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Anfang.«
    Der Gedanke war aufregend und beängstigend zugleich. »Ich bin aber immer noch ein Mensch, oder?«
    »Du bist jetzt ein bisschen mehr als ein Mensch«, erwiderte der Sphinx. »Aber deine Menschlichkeit und deine Sterblichkeit bleiben davon unberührt.«
    »Sind Sie ein Mensch?«
    Der Sphinx lächelte, und seine Zähne blitzten strahlend weiß unter seinen schwarzen Lippen hervor. »Ich bin ein Anachronismus. Ein Überbleibsel aus längst vergessenen Zeiten. Ich habe Gelehrsamkeit kommen und gehen sehen, habe Reiche aufsteigen und fallen sehen. Betrachte mich als deinen Schutzengel. Ich würde gerne ein einfaches Experiment mit dir durchführen. Hast du etwas dagegen?«
    »Ist es ungefährlich?«
    »Absolut. Aber wenn ich Recht habe, könnte es die Antwort auf die Frage liefern, warum die Gesellschaft des Abendsterns so großes Interesse an dir gezeigt hat.«
    »In Ordnung.«
    Zwei kurze Kupferstäbe lagen auf dem Tisch. Der Sphinx griff nach einem davon und reichte ihn Kendra. »Reich mir jetzt den anderen«, forderte er sie auf. Kendra gab ihm den Stab, und er hielt ihn mit den Händen an beiden Enden fest. »Halte deinen Stab so wie ich«, wies er sie an.
    Kendra hatte den dünnen Stab in einer Hand gehalten. Als sie ihn auch mit der anderen Hand berührte, überkam sie
ein Gefühl, als falle sie rückwärts durch den Sessel. Dann verging das Gefühl wieder, und unerklärlicherweise saß Kendra jetzt dort, wo zuvor der Sphinx gesessen hatte, während er in ihrem Sessel saß. Sie hatten auf magische Weise die Plätze getauscht.
    Der Sphinx nahm eine Hand von dem Stab und griff dann abermals danach. Sobald seine Hand mit dem Stab in Berührung kam, spürte Kendra abermals, wie ihr Magen sich drehte, und plötzlich saß sie wieder auf ihrem früheren Platz.
    Der Sphinx legte den Stab auf den Tisch, und Kendra tat es ihm gleich. »Sind wir teleportiert worden?«, fragte Kendra.
    »Mit diesen Stäben kann man über kurze Entfernungen mit einer anderen Person den Standort tauschen. Aber das ist es nicht, was das Geschehene so ungewöhnlich macht. Diese Stäbe waren seit Jahrzehnten tot, nutzlos, bar jedweder Energie. Deine Berührung hat sie wieder aufgeladen.«
    »Wirklich?«
    »Feenartige sind dafür bekannt, dass sie auf eine einzigartige Weise magische Energie abstrahlen. Die Welt ist voller ausgebrannter magischer Werkzeuge. Deine Berührung kann sie wiederbeleben. Diese erstaunliche Fähigkeit macht dich für die Gesellschaft des Abendsterns ungeheuer wertvoll. Ich frage mich, woher sie es wissen. Vielleicht haben sie einfach eins und eins zusammengezählt.«
    »Hat die Gesellschaft viele Dinge, die neu aufgeladen werden müssen?«
    Der Sphinx schlug abermals den Gong an. »Zweifellos, aber ich beziehe mich eher auf die fünf versteckten Artefakte, von denen deine Großeltern dir erzählt haben. Die Artefakte in den fünf geheimen Reservaten. Sollten irgendwelche davon verbraucht sein, was wahrscheinlich ist, würde deine Berührung sie wieder aktivieren. Alle fünf müssen einsatzbereit sein, wenn die Gesellschaft ihr Ziel, den Zzyzx zu
öffnen und die Dämonen zu befreien, erreichen will. Ohne deine Gabe wäre es überaus schwierig, Talismane von solch gewaltiger Macht zu reaktivieren.«
    »Eins verstehe ich nicht«, murmelte Kendra. »Warum gibt es überhaupt einen Schlüssel für das Gefängnis? Warum lässt man bei einem Dämonengefängnis nicht einfach das Schloss weg?«
    Der Sphinx nickte, als finde er die Frage berechtigt. »In der Magie gibt es ein fundamentales Prinzip, das auch in vielen anderen Dingen greift: Alles, was einen Anfang hat, hat auch ein Ende. Jeder Zauber, der einmal gewirkt wurde, kann auch wieder aufgehoben werden. Alles, was man erschaffen kann, kann auch wieder vernichtet werden. Mit anderen Worten: Jedes Gefängnis, das man erbaut, kann zerstört werden. Jedes Schloss kann aufgebrochen werden. Es ist unmöglich, ein absolut sicheres Gefängnis zu bauen. Alle, die es versucht haben, sind unweigerlich gescheitert. Die Magie wird instabil und entwirrt sich. Wenn es einen Anfang hat, muss es auch ein Ende haben. Die Weisen zogen daraus eine Lehre: Statt zu versuchen, ein Gefängnis unüberwindbar zu machen, konzentrierten sie sich darauf, es so kompliziert wie nur irgend möglich zu machen, es zu öffnen. Die sichersten Gefängnisse, wie zum Beispiel der Zzyzx, wurden von Leuten ersonnen, die begriffen hatten, dass ihr Ziel darin liegen musste, sie fast unüberwindlich zu

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