Die Gesellschaft des Abendsterns
Fragen an mich?«
Kendra runzelte die Stirn. »Was soll ich jetzt tun?«
»Du kehrst mit dem Wissen, dass du feenartig bist, zu deinem Großvater zurück. Du tust das Deine, um Fabelheim zu beschützen, während die anderen auf der Suche nach dem Artefakt sind. Du nimmst jedwede neuen Fähigkeiten an dir sorgfältig wahr. Wenn nötig, berätst du dich mit deinen Großeltern. Und du tröstest dich mit der Tatsache, dass du jetzt weißt, warum die Gesellschaft sich für dich interessiert.«
Er legte einen Finger an seine Schläfe. »Ein letzter Gedanke: Wenn die Ereignisse auch heimlich und in vieler Hinsicht leise vor sich gehen, der Kampf zwischen der Gesellschaft des Abendsterns und jenen, die die Reservate leiten, ist für die ganze Welt von entscheidender Wichtigkeit. Wie auch immer die Gründe beider Seiten aussehen mögen, das Problem lässt sich auf einen simplen Zwist reduzieren. Während die Allianz der Bewahrer die magischen Kreaturen erhalten will, ohne die Menschheit zu gefährden, will die Gesellschaft des Abendsterns diese Geschöpfe dazu benutzen, ihre Macht zu vergrößern. Und die Gesellschaft wird ihre Ziele wenn nötig auf Kosten der gesamten Menschheit verfolgen. Die Einsätze könnten höher nicht sein.«
Der Sphinx stand auf. »Du bist eine außerordentliche junge Dame, Kendra, mit unermesslichem Potenzial. Es könnte der Tag kommen, an dem du die Macht, die die Feen dir gewährt
haben, bewusst erforschen und kanalisieren willst. Wenn dieser Tag gekommen ist, wäre es mir ein Vergnügen, dich anzuleiten und dir mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Du könntest eine mächtige Widersacherin der Gesellschaft werden. Ich hoffe, wir können uns in Zukunft auf deine Unterstützung verlassen.«
»Okay … wow … danke«, sagte Kendra. »Ich werde alles tun, was ich kann.«
Der Sphinx deutete mit einer Hand auf die Tür. »Ich wünsche dir noch einen schönen Tag, meine neue Freundin. Jetzt kann dein Bruder zu mir hereinkommen.«
Seth lag auf seinem Sitzsack und starrte zur Decke empor. Oma saß in der Nähe auf einem Sofa und blätterte in einem dicken Buch. Es schien, als täte Seth in letzter Zeit nichts anderes als warten. Warten, dass jemand ihn in den Wald brachte. Warten, dass eine Autofahrt endete. Warten, während Kendra ewig mit dem Sphinx redete. War es der Sinn des Lebens, zu lernen, Langeweile zu ertragen?
Die Tür wurde geöffnet, und Kendra erschien. »Du bist dran«, sagte sie.
Seth rollte sich von dem Sitzsack herunter und stand auf. »Wie ist er denn so?«
»Er ist klug«, antwortete Kendra. »Er sagte, ich wäre feenartig.«
Seth legte den Kopf schief. »Sehr artig?«
»Feen … artig. Die Feen haben einen Teil ihrer Magie auf mich übergehen lassen.«
»Bist du dir sicher, Liebes?«, fragte Oma und legte ergriffen eine Hand auf ihr Herz.
»Das hat er gesagt«, meinte Kendra achselzuckend. »Er hat so getan, als wäre er absolut sicher.«
Seth hörte schon gar nicht mehr zu, eilte zur Tür und
schob sich durch den Vorhang in den Raum dahinter. Der Sphinx lehnte an dem Kicker. »Deine Schwester hat mir erzählt, du seist ein ziemlich guter Spieler.«
»Ich spiele ganz okay. Ich habe aber keinen eigenen Kicker oder so was.«
»Ich spiele nicht oft. Hättest du Lust, es einmal gegen mich zu versuchen?«
Seth betrachtete den Kicker. »Ich will die Cowboys spielen.«
»Gut. Gegen deine Schwester haben sie mir kein Glück gebracht.«
»Sind Sie wirklich zur Hälfte ein Löwe?«
»Du meinst, ob ich dir als ein Avatar erscheine? Ich werde es dir verraten, falls du gewinnst. Möchtest du einwerfen?«
Seth umfasste die Griffe. »Machen Sie das lieber.«
»Wie du wünschst.« Der Sphinx schob den Ball durch den Schlitz. Sofort begannen die Cowboys sich wie wild zu drehen. Der Sphinx bekam den Ball unter Kontrolle, schob ihn etwa zwei Zentimeter zur Seite und jagte ihn mit einer Drehung des Handgelenks in Seths Tor.
»Wow!«, rief Seth.
»Du wirfst ein.«
Seth ließ den Ball aufs Spielfeld rollen. Mit einem wilden Schuss spielte er ihn dem gegnerischen Torwart genau vor die Beine, woraufhin der Sphinx den Ball mit kontrollierten Bewegungen von Reihe zu Reihe passte, bis er ihn aus einem schwierigen Winkel erneut in Seths Tor hämmerte.
»Sie spielen umwerfend!«, rief Seth. »Sagten Sie nicht, Kendra hätte Sie geschlagen?«
»Deine Schwester brauchte Selbstvertrauen. Du hast ein anderes Problem. Außerdem werde ich dir nie mein Geheimnis verraten, es sei denn,
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