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Die Gesellschaft des Abendsterns

Die Gesellschaft des Abendsterns

Titel: Die Gesellschaft des Abendsterns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Mull
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in den Nacken und stieß einen langgezogenen, wütenden Schrei aus.
    »Er dreht durch«, sagte Seth.
    Mit finsterem Blick walzte der Nebelriese auf die Kuppel zu. Dann hob er seine Keule auf und griff mit flammenden Augen an. Seth fühlte sich vollkommen ausgeliefert. Mit all dem Glas um ihn herum, das lediglich von schmalen Metallstreifen zusammengehalten wurde, fühlte er sich schutzloser, als hätte er überhaupt keine Deckung. Ein einziger Hieb von der Keule, und die Überreste der Kuppel würden
wie Dolche auf ihn hinabregnen. Er wich zurück und hob die Arme, um sein Gesicht gegen das fliegende Glas zu schützen. Coulter saß gelassen neben ihm, als schaue er sich lediglich einen Film an.
    Der Riese raste mit voller Geschwindigkeit auf sie zu, hob die Keule hoch über den Kopf und ließ sie mit schrecklicher Wucht niedersausen. Kurz bevor die Keule auf die Oberfläche der Kuppel traf, prallte sie hart zurück und flog dem Riesen mit einem unnatürlichen Klingeln aus der Pranke. Burlox’ Vorwärtsschwung wurde ebenfalls umgekehrt, und der Riese wurde in hohem Bogen zurückgeschleudert.
    Zitternd und wutschnaubend erhob sich der Nebelriese und taumelte von der Kuppel weg. Nur noch als massige Silhouette im Nebel zu erkennen, begann Burlox einen Baum zu zertrümmern. Er riss die dicken Äste ab und drosch mit den Fäusten auf den mächtigen Baumstamm ein. Stöhnend und knurrend packte er schließlich den Stamm, drehte, zerrte und rang, bis das Holz zu bersten begann. Mit einer letzten gewaltigen Kraftanstrengung warf der Riese den ganzen Baum um, der donnernd zu Boden fiel. Dann kniete Burlox sich keuchend hin, die Hände auf die Knie gelegt.
    »Unglaubliche Kraft«, lautete Coulters Kommentar. »Mittlerweile dürfte er sich etwas abgekühlt haben.«
    Und tatsächlich, nach einigen Sekunden trottete der Riese friedlich herbei und griff nach seiner Keule. Dann richtete er sich über der Kuppel zu seiner vollen Größe auf. Ein Großteil des Schlamms hatte sich von seinem Gesicht gelöst. Nach dem Essen und der Anstrengung war sein Teint nun etwas rötlicher. »Mehr«, verlangte er und deutete auf sein Maul.
    »Wir haben uns auf einen einzigen Büffel geeinigt«, rief Coulter ihm zu.
    Burlox verzog das Gesicht, und zwischen seinen Zähnen wurden Gräser, Borke und Fell sichtbar. Er stampfte mit
seinem gewaltigen Fuß auf. »Mehr!« Es klang eher wie ein Brüllen als wie ein Wort.
    »Du hast gesagt, du kennst einen Ort, den Warren erkundet hat, bevor er weiß wurde«, erwiderte Coulter. »Wir hatten eine Abmachung.«
    »Mehr danach«, grunzte Burlox drohend.
    »Wenn ich dir noch etwas gebe, dann aus Freundlichkeit, nicht weil ich dazu verpflichtet wäre. Eine Abmachung ist eine Abmachung. War der Büffel nicht köstlich?«
    »Vier Hügel«, zischte der Riese, dann drehte er sich um und stolzierte davon.
    »Die vier Hügel«, wiederholte Coulter leise, während er beobachtete, wie die hünenhafte Gestalt im Nebel verschwand. Er schlug Seth auf den Rücken. »Wir haben gerade bekommen, weshalb wir hier waren, mein Junge. Eine erstklassige Spur.«
     
    Kendra griff in die Tüte und streute Rosinen in den Glaszylinder. Die orangefarbene Masse auf dem Boden kroch wie lebendiger Pudding auf die Rosinen zu, bedeckte sie und verdunkelte sich langsam zu einem tiefen Rotton. »Sie haben aber ekelhafte Schoßtiere«, bemerkte Kendra.
    Vanessa hob den Blick von dem Journal, das sie gerade las. »Hexerschleim sieht unappetitlich aus, aber keine andere Substanz kann auch nur annähernd so gut Gift aus infiziertem Gewebe ziehen. Alle meine Lieblinge haben ihren speziellen Verwendungszweck.«
    Ungewöhnliche Tiere bewohnten den größten Teil von Vanessas Zimmer. Käfige, Eimer, Aquarien und Terrarien beherbergten eine verblüffende Vielzahl von Bewohnern. Ob sie nun aussahen wie Reptilien, Säugetiere, Spinnen, Amphibien, Insekten, Schwämme, Pilze oder irgendetwas dazwischen — sie alle waren magisch. Da gab es eine farbenprächtige
Eidechse mit drei Augen, die zu fangen fast unmöglich war, weil sie ein klein wenig in die Zukunft sehen und jeder Bewegung ausweichen konnte. Eine haarlose Maus, die sich in einen Fisch verwandelte, wenn man sie ins Wasser warf. Eine Fledermaus, die alle zwei Wochen ihre Flügel abstreifte, und wenn man die abgeworfenen Flügel schnell genug an ein anderes Geschöpf drückte, wuchsen sie fest. Vanessa hatte damit einmal ein fliegendes Kaninchen erschaffen.
    Abgesehen von den vielen Dutzend

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