Die Gesichter der Zukunft
verschmolzen und verschweißt, so daß er an dieser Stelle nicht hineinkam. Und das graue, narbig und roh aussehende Metall der Hülle widerstand den versuchsweisen Axthieben, die Kirth ihm versetzte. Seine Neugierde wuchs.
Er untersuchte das Schiff genauer. Die Sonne, die sich über den östlichen Kamm hob, zeigte ihm etwas, das er bisher übersehen hatte. Das Schiff hatte auf jeder Seite vier Fenster, runde Bullaugen, die so verschmolzen und verbrannt waren, daß sie sich kaum vom metallischen Rumpf abhoben. Doch sie waren unverkennbar aus Glas, oder einer ähnlichen Substanz.
Es war kein gewöhnliches Glas; es zersplitterte nicht unter der Axt. Kirth beschloß unnötige Anstrengungen zu vermeiden und überprüfte die Bruchstellen, wo das Schiff bei der Landung aufgeplatzt war. Vielleicht gab es dort einen Einstieg.
Seine Erwartungen trogen. Selbst dort, wo in der Außenhülle halbmeterbreite Risse klafften, war nicht durchzukommen, denn hinter einer isolierenden Zwischenlage, die von Rohrleitungen und Kabeln strotzte, gab es eine innere Metallhülle, die intakt geblieben war. Er kehrte zum erstbesten Fenster zurück und hämmerte mit der umgedrehten Axt darauf herum, bis er ein kleines Loch gemacht hatte. Eine warm dampfende Atmosphäre strömte mit hörbarem Geräusch aus dem Loch in die kühle Morgenluft, faulig, abgestanden und stinkend, und Kirth wich zurück und wartete.
Dann kehrte er an seine Arbeit zurück. Aus irgendeinem Grund war das Glas jetzt leichter zu zerschlagen, und es dauerte nicht lange, bis Kirth die letzten Scherben aus der Fassung gehämmert hatte und einsteigen konnte. Aber zuerst spähte er hinein.
Das Schiff schien nur zwei Räume zu haben, diesen und einen vorderen, zu dem es eine offenstehende Verbindungstür gab, und dieser lag in Trümmern. Doch die schlechte Luft war abgezogen, und es schien keine Gefahr zu geben. Vorsichtig wand Kirth sich durch die Öffnung.
Dies also war ein Raumschiff! Kirth hatte vor Monaten Zeitungsabbildungen von diesen Räumen gesehen. Damals war alles neu, glänzend und vollkommen gewesen. Jetzt, nur kurze Zeit später, war nichts davon wiederzuerkennen. Geräte und Einrichtungen waren beim Aufprall aus ihren Befestigungen gerissen und durcheinandergeworfen worden. Die komplizierten Instrumente und Mechanismen der Pilotenkanzel waren von herabfallenden Gegenständen zerschlagen und hoffnungslos ruiniert. Kabel und Rohrleitungen hingen abgerissen, und auf dem trümmerbesäten Boden, halb begraben unter ihren gepolsterten Beschleunigungssitzen und anderen verbogenen und zerbrochenen Teilen, lagen die Astronauten.
Kirth räumte Trümmer fort und machte eine nutzlose Untersuchung. Ein Mann lag völlig zerquetscht unter einem schweren Gehäuse, das offenbar die Radioanlage enthielt, und ein zweiter war von irgendeinem scharfkantigen Metallgegenstand geköpft worden. Der dritte Mann – Kirth erkannte ihn nach den Fotos, die er gesehen hatte, als Jay Arden – war ganz, aber auch er war tot. Seine Haut war, wie die der anderen, blau von Zyanose, und sein Genick war offensichtlich gebrochen. Über seinen Körper verstreut lagen mehrere Plastikbeutel, die aus einem aufgeplatzten Kanister in der Nähe gefallen waren. Durch das transparente Material konnte Kirth kleine schwarze Dinger sehen, kleiner als Bohnen, die ihn an Samen erinnerten.
Aus einer von Ardens Taschen ragte ein Notizbuch. Als Kirth es herauszog, fiel ein Päckchen hinterher. Kirth zögerte, legte das Notizbuch zur Seite und öffnete das Päckchen.
Etwas fiel heraus und in seine Hand. Der Mann keuchte vor Verblüffung.
Es war ein Juwel. Oval, groß wie ein Entenei, schimmerte es im Licht seiner Taschenlampe. Es hatte keine Farbe, und doch schien es an allen Tönen des Spektrums teilzuhaben, schien sie an sich zu ziehen. Schatzsucher würden für ein solches Juwel ihr Leben aufs Spiel gesetzt haben. Es war vollkommen, schön jenseits aller Vorstellung, und es war – unirdisch.
Schließlich riß Kirth seinen Blick von dem Ding los und schlug das Notizbuch auf. Das Licht war zu schlecht, und so trug er es zum eingeschlagenen Fenster. Arden hatte offenbar kein persönliches Tagebuch geführt, und seine Eintragungen waren undatiert und zusammenhanglos. Aber aus dem Notizbuch flatterten mehrere Fotografien, und Kirth fing sie auf, als sie fielen.
Anscheinend handelte es sich um private Schnappschüsse, die Arden mit einer selbstentwickelnden Sofortkamera gemacht hatte, denn als offizielle
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