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Die Gesichtslosen - Fey, S: Gesichtslosen

Die Gesichtslosen - Fey, S: Gesichtslosen

Titel: Die Gesichtslosen - Fey, S: Gesichtslosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Fey
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Bezingestank waren noch immer in ihr. Doch sie hatte überlebt, ihre Schwester nicht. Jemand streichelte ihre schrumpelige Hand mit der Kanüle. Was gaben sie ihr? Hoffentlich kein Wasser, davon hatte sie in dem Fass genug geschluckt.
    Langsam kehrte die Erinnerung zurück. Aus der brennenden Kammer war sie in eine noch größere Enge geflohen, sperrte sich noch mehr ein. Lieber ertrinken als verbrennen, hatte sie gedacht und war in das Fass geklettert. Sie holte nicht einmal mehr Luft, der Rauch hatte sowieso allen Sauerstoff verbraucht. Binnen weniger Augenblicke würde sie wieder nach oben stoßen müssen. Das Wasser schmeckte nach Eisen. Das Rosa stammte wirklich von Blut, wie sie im Licht der Flammen, die inzwischen die ganze Kammer ausfüllten, erkannte. Gewebefetzen umschwammen sie.
    Sie schloss kurz die Augen, stieß an etwas Hartes, dachte schon, es sei ein Knochen. Doch es war ein Schlauch, der aus der Fasswand ragte. Wenn es regnete, war sie verloren, aber das musste sie riskieren. Mit den Lippen umschloss sie den Schlauch, wollte das Wasser noch nicht durch die Zähne lassen, hielt den Atem weiter an. Dann drückte sie sich die Nase zu und öffnete den Mund, atmete aus. Und atmete ein. Sie saß unter Wasser und starrte in den Feuertanz über ihr. Nicht mehr lange, und auch das Fass würde brennen. Auf einmal riss jemand sie nach oben. Jemand mit Atemmaske und Helm.
    Wieder blinzelte sie. Das Gesicht war immer noch da, vertraute Konturen. Wanda.
    »Hey, du bist wach. Wie geht’s dir? Mensch, bedank dich bei dem Hund, wenn der nicht gewesen wäre, dann hätte die Feuerwehr nicht gewusst, dass da noch jemand in dem brennenden Torbogen steckt. Gandhi der Held, lautet die Schlagzeile im Tagblatt.« Sie hielt eine Zeitung hoch.
    Ihre Schwester lebte. Ihr Gesicht war zwar stark geschminkt, aber nicht, um Schnittwunden zu überdecken. Wieder wollte Carina etwas sagen, noch immer ging es nicht.
    »Stell dir vor, der Typ, der dich eingesperrt hat, hat seine eigene Mutter erstochen und verstümmelt.«
    »Wo warst du?«, krächzte Carina endlich, ihr Hals fühlte sich wund an.
    »In Freimann, Nick hat dort ein Tonstudio für die Probeaufnahmen. Das hab ich dir doch erzählt. Das wird super mit dem Hörspiel, wir haben drei Tage durchgemacht.«
    Nick, nicht Dimitri, dachte Carina.
    »Nicks Nummer stand auf dem Zettel, den ich Sandro gegeben habe. Hast du den nicht gekriegt?«
    Der verflixte Zettel, den Sandro auf den Klodeckel gepappt hatte und der leider nicht wasserfest gewesen war.
    »Wie geht es Papa?«
    »Besser, glaub ich, bei ihm weiß man ja nie, weil er genauso wenig redet wie du, aber die Ärzte sagen, er wird wieder ganz der Alte. Du musst mir alles genau erzählen, das muss ja fürchterlich spannend gewesen sein. Na ja, bei mir war auch einiges los. Aber ruh dich erst mal aus. Nick und ich haben auch ein paar Möbel für dich, und ich will doch schon längst ein größeres Bett, dann kannst du mein altes haben. Und ein paar Schränke und den alten Teppich von Frau Dornbeck und … « Sie holte Luft. »Ach ja, und deinen Wohnungsschlüssel hatte Robert, ein alter Freund. Er hat ihn doch hoffentlich eingeworfen? Ich hatte ganz vergessen, dass er mal in deiner Wohnung gepennt hat, bevor du aus Mexiko gekommen bist.«

Epilog
    Zwei Wochen später
    Der kleine Bagger schob den Grabstein und die Einfassung zur Seite und hob gemächlich einen Meter Erde aus. Anschließend arbeitete der Totengräber mit der Schaufel weiter. Als er auf die Sargreste traf, gab er Carina ein Zeichen. Sie überwachte die Bergung und bettete die Gebeine in einen Zinksarg um. Nach der Überführung vom Ostfriedhof ins Institut obduzierte sie zwei Leichen im Seziersaal. Die Isartote, nur mehr ein Skelett mit makellosem Gebiss, hatte eine kleine Fraktur an der Schläfe, aber daran war sie nicht gestorben. Tödlich war der Bauchschuss gewesen. Julia Herbig hatte nicht so viel Glück gehabt wie Carinas Vater, das Projektil war in die Wirbelsäule gedrungen, hatte die Körperschlagader durchschlagen und fiel heraus, als ihr Körper in der Isar verweste. Entweder hatte der Obduzent damals die Beschädigung am Wirbel übersehen, oder Krallinger hatte auch hier den Obduktionsbericht gefälscht.
    Der Frau auf dem Stahltisch daneben fehlte das Gesicht. Nun würde Rosas Leiche doch noch im Salbeck-Grab ruhen. Luise würde das Todesdatum auf dem Grabstein ändern lassen müssen, aber diesmal konnte sie es genau auf den Tag festlegen. Im

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