Die Gespenstergruft
wirst?«
»N… nein…«
»Bingo, du Knipser. Alles klar. Du machst uns Spaß, wirklich. Richtig super bist du. Aber trotzdem, wir werden es anders machen müssen. Wir können nicht zusammenkommen. Du hast uns da etwas angetan, das wir nicht wollten. Und außerdem hättest du die Sache voll durchziehen müssen. Das ist dir nicht gelungen, deshalb werden wir vier eine kleine Spazierfahrt unternehmen.«
Harry Heister ahnte wohin, er fragte trotzdem nach. »Zum Friedhof. Ja, zur Gruft. Dort kannst du dann den letzten Rest der Geschichte erleben. Nur ohne Kamera. Schade, wie…«
Heister schwieg.
Er wünschte sich, daß jemand von oben herab kam und in den Keller wollte, doch der Wunsch erfüllte sich leider nicht.
Er und die Satanisten blieben allein.
Die zwei anderen bewegten sich lautlos und schnell. Sie griffen zu, sie drückten seine Arme nach hinten und hielten ihn in einem Griff, aus dem er nicht mehr wegkam. Harry starrte zu Boden, was Serrano nicht gefiel.
Seine Finger wühlten sich in Harrys Haar und zerrten den Kopf in die Höhe.
So wurde er gezwungen, den anderen anzuschauen.
Serrano grinste bösartig. »Und keine Faxen, mein Freund. Sonst bist du schneller in der Hölle, als du denken kannst.«
Harry wollte nicken, er konnte es aber nicht, weil Serrano seine Haare und damit den Kopf noch immer hielt.
»Und jetzt weiter.«
Er ließ ihn los.
Harry richtete sich so weit auf wie möglich. Die anderen beiden hielten ihn auch jetzt. Sie wollten auf Nummer Sicher gehen, als sie den Flur durchquerten und auf die Haustür zuliefen.
Auch zwischen den schmutzigen Wänden stand die Luft. Es war unwahrscheinlich stickig. Harry Heister kam sich noch immer vor wie in einer Sauna. Hinzu kam die Angst, denn er malte sich schon aus, was wohl geschah, wenn sie ihr Ziel erreicht hatten.
Serrano glitt an ihm vorbei und ging als erster auf die Tür zu. Er strich dabei über sein schwarzes Haar, dem das Gel einen Glanzlackanstrich gegeben hatte.
An der Tür blieb er stehen. »Unser Wagen steht in der Nähe. Versuch es nicht, wir sind besser.«
»Okay!« krächzte Harry.
Serrano öffnete die Tür. Die beiden anderen Satanisten umklammerten Harrys Gelenke.
Die Tür war offen.
Sie schauten hinaus.
Und sie sahen die beiden Männer, die schon auf der Schwelle standen und das Haus betreten wollten.
Harry Heister kannte sie nicht, aber einer der beiden war seltsamerweise ein Chinese…
***
Walter Cohn hatte das Gefühl für Zeit verloren!
Er wußte nicht, ob es Tag oder Nacht war. Er hatte es auch aufgegeben, durch die engen, unterirdischen Verliese zu irren und sich dabei über die Größe der Gruft zu wundern und nach einem Ausgang zu suchen.
Irgendwann war auch für ihn die Einsicht gekommen, daß er aus dieser Falle nicht mehr herauskam.
Die Gespenster-Gruft war eben für ihn zu einem gewaltigen Gefängnis geworden.
Zuerst hatte er Furcht vor der Dunkelheit gehabt. Irgendwann hatte sich dieses Gefühl dann gelegt, und etwas Schlimmeres war eingetreten, das als Gefühl nicht bezeichnet werden konnte, sondern einzig und allein als eine Tatsache.
Hunger und Durst!
Über den Hunger kam er hinweg, über den Durst nicht. Der quälte ihn am schlimmsten, er verstärkte sich und entwickelte sich immer mehr zu einer Folter, die sein gesamtes Denken und Handeln bestimmte. Walter hatte das Gefühl, allmählich auszutrocknen, er irrte durch die alten Verliese, er fing an zu schreien, zu toben und hatte schließlich eine rettende Idee. Sie war ihm sehr plötzlich gekommen, fast schon überfallartig und auch in dem Verlies, das ihm am kühlsten vorkam.
Er war gegen eine feuchte, moosige Wand geprallt, und dort hatte er dann die Steine und die Gewächse geleckt.
Feuchtigkeit, Wasser…
Tropfenweise hatte er es genossen, war an der Wand entlang nach unten gerutscht, auf die Knie gefallen und hatte immer wieder feuchte Stellen abgeleckt.
Es war sein Elixier gewesen, und es hatte ihm geholfen, über den ersten Schrecken hinwegzukommen. Jeder Tropfen war ein Stück Leben gewesen, und am Leben bleiben wollte er. Nur nicht sterben, nur nicht in dieser verfluchten Gruft verrecken wie ein Tier in der Wüste.
Er hatte dann das Moos gekaut. Immer wieder riß er handgroße Flächen mit zitternden Fingern von der Wand ab, und es störte ihn auch nicht, daß kleine Tiere in diesem dichten Verbund umherkrabbelten. Er zerknackte sie mit den Zähnen und aß sie.
Hin und wieder dachte er daran, daß diese Umgebung auch
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