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Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4

Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4

Titel: Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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bewusstlos stellen.«
    Er rechnete damit, dass Katherine eine Spitze loslassen würde wie
: Stimmt, sich hirntot zu stellen dürfte dir nicht allzu schwerfallen.
    Als sie schwieg, lugte er hinter dem Fass hervor.
    »Siehst du, ich wette, es kommt schon jemand, um mich zu   –« Er erstarrte mitten im Satz, als er sah, was auf der anderen Seite des Decks vor sich ging.
    Niemand war unterwegs, um John Hudson zu holen und ihn in die Schaluppe zu legen. Und niemand würde es tun.
    Die Meuterer waren bereits dabei, das Boot ins eisige Wasser abzulassen.

Acht
    »Sie fahren ohne mich ab?«, sagte Jonas ungläubig.
    Er setzte sich ruckartig auf, streckte den Fuß aus und stieß dabei gegen den unteren Rand des Fasses, das wie in Zeitlupe in Bewegung geriet. Ganz langsam begann es zu schwanken und sich Jonas und der Reling zuzuneigen. Jonas streckte den Arm aus, drückte gegen den oberen Rand und versuchte es an seinen Platz zurückzuschieben.
    Das hätte wunderbar funktioniert, wenn sich Jonas auf ebenem, unbeweglichem Boden befunden hätte. Doch sein Stoß erfolgte genau in dem Moment, als das Schiff auf eine große Welle traf, nach unten sackte und sich dann wieder aufrichtete.
    Das Fass kippte nach vorn, stürzte aufs Deck und begann auf die Meuterer zuzurollen.
    »Ich mache das! Nicht bewegen!«, zischte Katherine.
    Es war unendlich schwer, zusammenzusacken und sich bewusstlos zu stellen, wenn einem so viel Adrenalin durch den Körper rauschte. Jede einzelne Nervenzellein Jonas’ Körper schien zu schreien:
Nein! Tu etwas! Lauf weg!
    Jonas ließ eines seiner Augenlider ein wenig nach oben gleiten   – so etwas taten Leute manchmal, wenn sie ohnmächtig waren, nicht wahr?
    Er wünschte auf der Stelle, er hätte es nicht getan.
    Auf der anderen Seite des Decks waren die Meuterer herumgefahren. Erstaunt starrten sie auf das Fass, das direkt auf sie zurollte. Und sie staunten noch mehr, als das Fass urplötzlich anhielt, obwohl sich das Deck weiter zur Seite neigte.
    Der Anführer riss seine Pistole heraus.
    Er richtete sie auf das Fass und damit auf Katherine, da sie es war, die das Fass, für die anderen unsichtbar, festhielt.
    »Was ist das für ein Höllenwerk?«, murmelte der Meuterer. »Ist ein Geist in unser Wasserfass gefahren?«
    »Das beweist, dass der Master mit dem Teufel im Bunde ist!«, schrie ein anderer Meuterer.
    »Nein, es beweist, dass eure Meuterei des Teufels ist!«, schrie einer der Männer aus der Schaluppe zurück.
    Dann standen alle einfach nur da. Jonas hatte das Gefühl, einer defekten DVD zuzusehen, die willkürlich vorsprang oder hängen blieb. Die Zeit war nicht stehen geblieben, das Schiff hob und senkte sich immer noch ruckartig und die Schaluppe schaukelte an den Flaschenzügen ungleichmäßig hin und her. Und auch dieMänner waren nicht völlig bewegungslos. Der Mann mit der Pistole machte schmale Augen, als versuche er genauer zu zielen   … genauer in Katherines Richtung zu zielen.
    Ich weiß, dass du gesagt hast, Jonas könnte nichts passieren, weil sein Kostüm kugelsicher ist, aber was ist mit mir?,
hatte sie HK erst vor wenigen Minuten gefragt.
    Ihr hatte er nicht gesagt, dass ihr nichts passieren könne.
    »He, ihr da!«, rief Jonas und sprang auf. Die losen Fesseln rutschten ihm von den Hand- und Fußgelenken. »Gefällt euch mein neuer Fasstrick?«
    Er ließ die Taue liegen und trat vor. »Mach Platz!«, flüsterte er Katherine ins Ohr, dann sprang er auf das umgekippte Fass. Vielleicht konnte er darauf balancieren wie ein Zirkusartist und es vorwärts- und rückwärtsrollen, dann würden die Matrosen so fasziniert sein, dass sie vergäßen, auf welch seltsame Weise das Fass zum Stehen gekommen war.
    Doch offensichtlich brauchte man als Zirkusartist viel Übung und Erfahrung. Jonas schaffte es nicht einmal, sich gerade hinzustellen, ehe er wieder herunterfiel und sich an der Kante das Kinn aufschlug. Er landete auf dem Deck und das Fass eierte weiter, bis es an der Reling zerbrach.
    Gluckernd lief das Wasser heraus und sammelte sich in Pfützen an Deck.
    Jonas hoffte inständig, dass Wasser an Bord nicht ebenso knapp war wie Lebensmittel.
    »Hoppla«, sagte er. »Tut mir leid.«
    Alle starrten ihn an. Die Männer wirkten ganz und gar fassungslos. Der Matrose, der Jonas auf den Kopf geschlagen und ihn hinter die Fässer gezogen hatte, sah aus, als habe er ihn völlig vergessen. Vielleicht war er auch nur verblüfft, dass »John Hudson« plötzlich wieder bei Bewusstsein war

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