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Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4

Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4

Titel: Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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und des Bürgerkriegs.
    Moment mal, dachte Jonas. Hatten sich die Schlachten des amerikanischen Unabhängigkeitskriegs und des Bürgerkriegs wirklich auf der gleichen Karte befunden?
    Oder hatte Mrs Rorshas die Karten im Laufe des Jahres ausgetauscht, je nachdem, welche Epoche sie gerade durchnahmen?
    Dann schlug er mit der Hand auf den Rahmen des Prangers.
    »Hast du gesagt, dass Prickett sich über eine der Karten aufgeregt hat?«, fragte er Katherine. »Und er hat sich aufgeregt, als hätte er sie zum ersten Mal gesehen?«
    »Ja, genau«, sagte Katherine. »Er hat geschrien. Du hast ihn ja gehört.«
    Jonas hob eine Augenbraue. Das brachte er wenigstens noch zustande, auch am Pranger.
    »Die
Discovery
hat England vor über einem Jahr verlassen«, sagte er. »Und sie haben den ganzen Winter und das Frühjahr hindurch hier mitten im Nirgendwo festgesessen. Also   …« Er legte eine bedeutsame Pause ein. »Woher haben sie dann eine neue Karte?«

Einundzwanzig
    »Gute Frage«, sagte Katherine. Es war vermutlich das erste Mal in Jonas’ Leben, dass seine Schwester ihm einen funktionierenden Verstand zubilligte. Sie schielte zur anderen Seite des Decks hinüber, wo Prickett und Hudson in der Nähe der Reling standen.
    Ihre Gesichtszüge entspannten sich.
    »Na klar«, sagte sie. »Sie müssen die Karten von Ureinwohnern bekommen haben. Kanadischen Indianern oder wie immer sie heißen. Inuit?«
    Jonas war noch nicht bereit, die Demonstration seiner mentalen Fähigkeiten einzustellen. Vor allem wenn Katherine so beeindruckende Worte wie »Inuit« in den Ring warf.
    »In welcher Sprache war die Karte denn beschriftet?«, fragte er.
    Wieder machte Katherine ein verblüfftes Gesicht.
    »Englisch«, sagte sie. »Du weißt schon, in diesem komischen altmodischen Englisch, wo alles anders geschrieben wird, aber man sich trotzdem denken kann, was gemeint ist.«
    »Und wie sollen Ureinwohner hier draußen an eine englische Karte gekommen sein?«, fragte Jonas, auch wenn Katherine darauf offensichtlich bereits eine Antwort suchte. »Wenn schon früher jemand aus England hier gewesen wäre, dann sähe die Lage meines Erachtens anders aus.« Inzwischen hatte Jonas Spaß an der Sache gewonnen und schlug einen sarkastischen Tonfall an. »Meinst du nicht, dass die Leute von der
Discovery
sich dann im Laufe des Winters an die englische Botschaft gewandt und um Hilfe gebeten hätten, statt mehr oder weniger zu verhungern und sich Skorbut oder sonst was zu holen?«
    Katherine verdrehte die Augen, als wollte sie um jeden Preis dafür sorgen, dass Jonas wusste, wie lächerlich sie seinen Humor fand.
    »Vielleicht wurde die Karte von Stamm zu Stamm über das ganze Land weitergegeben, angefangen bei jemandem aus der Nähe der Kolonie von Roanoke oder Jamestown   – gibt es das eigentlich schon?«, fragte sie.
    Jonas hatte nicht die geringste Ahnung, wann die Engländer Jamestown gegründet hatten, daher beließ er es bei einem skeptischen Blick.
    »Wir sind eine Milliarde Meilen weit weg von Jamestown und Roanoke«, sagte er, auch wenn er ziemlich sicher war, sich um mehrere Millionen Meilen vertan zu haben.
    »Also gut, dann sind eben ein paar Außerirdische aus dem Weltraum gekommen und haben Henry Hudsondie Karte gegeben«, sagte Katherine und versuchte es nun ihrerseits mit Sarkasmus. »Oder ein paar Ureinwohnern, die sie dann wiederum Hudson gegeben haben. Das war kurz bevor die Außerirdischen die Pyramiden errichteten und den Mayakalender erfanden.«
    Jonas zuckte zurück, wobei er mit Kopf und Handgelenken gegen das Holzgerüst stieß.
    »Es waren keine Außerirdischen«, sagte er plötzlich todernst. »Es waren   –«
    »Zeitreisende«, erwiderte Katherine im gleichen Moment wie er, weil sie gleichzeitig zum selben Schluss gekommen war. »Oder
ein
Zeitreisend
er
«, fügte sie hinzu.
    Sie hatte schon immer gern das letzte Wort gehabt. Aber das sollte im Moment nicht Jonas’ Sorge sein.
    »Zwei wäre das zuzutrauen«, sagte er und fand es überhaupt nicht mehr witzig. »Er hat für Virginia Dare und ihren Großvater das Jahr 1600 verändert. Und er würde sicher nicht zögern, Henry Hudson eine Karte zu geben, die er nicht haben darf. Die Karte ist eines der Mittel, mit denen er die Zeit verändert.«
    »Ja, aber warum?«, fragte Katherine mit besorgtem Blick. »Was will er damit erreichen?«
    Jonas spähte über das Deck zu Hudson hinüber. Er konnte mit Mühe die Ecke eines Stücks Papier erkennen, das aus Hudsons

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