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Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4

Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4

Titel: Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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dieser Sturm hier ist.«
    Er wies mit dem Kopf auf dunkle Wolken am Horizont. Dann sah er Jonas an.
    Was denn
?, lag es diesem auf der Zunge, zu sagen. War das der Vater-Sohn-Showdown, der Kampf um die Macht? Was hätte der echte John Hudson getan?
    Jonas wünschte, er könnte sich kurz von John HudsonsMarker lösen, um diesem ins Gesicht zu sehen. Doch dafür war keine Zeit.
    Wenn ich Henry Hudson herausfordere und erkläre, dass mir das Kommando zusteht, du lieber Himmel, welche Anweisungen soll ich den Leuten denn geben?, fragte er sich.
    »Und ich, Vater?«, sagte er daher schnell. »Welche Aufgabe gibst du mir?«
    Ein Ausdruck der Erleichterung zeigte sich auf Henry Hudsons Gesicht. Da darunter kein zweites, wütendes Markergesicht zum Vorschein kam, nahm Jonas an, dass auch der echte John Hudson sich in diesem Augenblick der Autorität seines Vaters gebeugt hatte.
    Sekundenlang dachte er, Henry Hudson könnte so etwas sagen wie:
Danke. Vielen Dank, mein Sohn, dass du mir meine Würde zurückgegeben hast.
Er spürte, dass alle im Boot das Vater-Sohn-Drama verfolgten.
    Doch Hudson sagte lediglich: »Du machst dich auf die Jagd nach etwas Essbarem.«
    »Bring ein bisschen Löffelkraut mit, wenn es geht«, murmelte Wydowse.
    Jonas hatte keine Ahnung, was Löffelkraut war, aber er war einigermaßen erleichtert, dass er bei der Jagd nach etwas Essbarem keinen Tieren nachstellen sollte.
    Dann sagte einer der anderen Seeleute mit einem halben Stöhnen: »Fleisch.«
    »Wild, wie wir letzten Winter welches entdeckt haben«, flüsterte ein anderer.
    »Vögel«, sagte wieder ein anderer Mann.
    »Bärenfleisch«, ergänzte ein weiterer.
    Anscheinend erwarteten sie doch, dass er Tieren nachstellte. Ob es sich wohl seltsam anhören würde, wenn Jonas fragte: »Und was soll ich Ihrer Meinung nach als Waffe benutzen?« Oder erwarteten sie von ihm, dass er diese Tiere mit bloßen Händen erlegte?
    »Nimm eines meiner Messer«, sagte Staffe und öffnete die hölzerne Werkzeugkiste, die er vom Schiff mitgenommen hatte. Er drückte Jonas den Griff eines grob gefertigten Messers in die Hand. Die Klinge sah rostig und stumpf aus, aber sie war besser als nichts, nahm Jonas an.
    »Such dir einen Stock zum Verlängern, dann kannst du es als Speer benutzen«, riet ihm King.
    Jonas nickte benommen und stieg aus der Schaluppe, weil er sah, dass John Hudsons Marker das Gleiche tat.
    »Endlich sind wir sie alle los!«, machte Katherine sich neben ihm Luft, sobald sie sich ein paar Schritte von der Schaluppe entfernt hatten. »Rufe HK über den Definator!«
    Jonas sah sie an und blinzelte. Warum hatte er daran nicht selbst gedacht?
    Weil   … HK uns vermutlich schon kontaktiert hätte, wenn er es könnte?, überlegte er.
    Jonas verschränkte die Arme vor der Brust. Er spürte, wie der Definator unter dem Umhang sich ihm durch das Hemd in die Haut bohrte.
    Das kann ich Katherine nicht sagen, dachte er. Ich sollte ihr die Hoffnung nicht nehmen.
    »Lass mich. Ich muss mich darauf konzentrieren, mit John Hudsons Marker Schritt zu halten«, sagte er zu ihr.
    Katherine runzelte die Stirn. Jonas rechnete fast damit, dass sie sich den Definator schnappen und selbst hineinrufen würde:
HK! HK, hallo? Bist du da?
Doch sie musterte ihn nur kurz mit schmalen Augen und machte ihm dann Platz, damit er an die gleiche Stelle treten konnte wie John Hudsons Marker.
    Vielleicht hatte sie im Augenblick selbst nicht viel Hoffnung.
    Darum kümmern wir uns später, dachte Jonas. Er hatte es schon immer besonders gut verstanden, Dinge, mit denen er sich nicht beschäftigen wollte, auf die lange Bank zu schieben. Das war einer der Gründe, warum er sich noch nie nach seiner wahren Identität als verschollenes Kind der Geschichte erkundigt hatte.
    Wenn Katherine und ich hier, im Jahr 1611, sterben, werde ich nie erfahren, wer ich wirklich bin, ging ihm durch den Kopf.
    Irgendwie störte ihn das nicht besonders. Vielleicht machte ihm aber auch der erste Teil des Satzes mehr zu schaffen:
Wenn Katherine und ich hier, im Jahr 1611, sterben

    An der Seite von John Hudsons Marker entfernten sich John und Katherine immer weiter von der Schaluppe und den Männern, die als langsamer und stockenderTreck zur Hütte aufbrachen. Sie hätten sich jetzt gefahrlos laut miteinander unterhalten können, um herauszufinden, was genau draußen auf dem Wasser passiert war, und um die Optionen für ihr weiteres Vorgehen zu besprechen. Doch Katherine blieb stumm und Jonas

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