Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4
…
»Was ist los?«, fragte Katherine. »Du siehst total blass aus. Hast du auf dem Definator die Unsichtbarkeitsfunktion aktiviert?«
»Ich denke nach«, sagte Jonas.
»Es gibt für alles ein erstes Mal«, sagte Katherine. Aber Jonas konnte sehen, dass sie bei dieser Beleidigung nicht mit dem Herzen dabei war, denn sie fügte nichts hinzu, wie sie es sonst immer tat. Sie verstummte einfach und wartete.
»Wir gehen beide davon aus, dass dieser Definator der gleiche ist, den HK hier drinnen vor ein paar Minuten in der Hand gehalten hat, nicht?«, fragte Jonas und hielt das Gerät hoch.
Katherine nickte.
»Dann war dieses Ding also zweimal hier drinnen: in meiner Hand und in HKs«, stellte Jonas fest. »Wirwissen, dass es nach den normalen Regeln der Zeit keine zwei Versionen der gleichen Person zur gleichen Zeit geben kann. Müsste die Regel dann nicht auch für Gegenstände gelten?«
»Oh, aber die Regeln können sich ändern«, wandte Katherine ein. »Wenn …«
»Wenn sich die Zeit auflöst«, sprach Jonas für sie zu Ende.
Katherine riss die Augen auf.
»Dann haben wir also gar nicht alles repariert, als wir in die Schaluppe zurückgekehrt sind«, sagte sie. »Die Zeit löst sich immer noch auf.«
»Vielleicht ist meine Theorie ja falsch«, gab Jonas zu. »Vielleicht gibt es Regeln für die normale Zeit, die wir nicht kennen. Oder in einem Zeitloch ist alles außer Kraft gesetzt. Vielleicht können sich Gegenstände nach Belieben vervielfachen.«
Katherine schüttelte den Kopf.
»Nein, du hast sicher recht mit all dem«, sagte sie. Sie legte die Hände an die Wangen. »Du weißt, was das bedeutet, nicht?«
Jonas biss sich auf die Lippe.
»Es hängt immer noch alles von uns ab«, sagte er langsam. »Wenn wir die Einzigen sind, die einen Definator haben, dann ist es an uns. Wir müssen HK und die anderen retten.«
D reiundvierzig
Jonas gehörte zu der Sorte Kinder, die es vorzogen, sich ein Pflaster mit einem Ratsch abzureißen. Wenn er etwas tun musste, das auch nur das kleinste Quäntchen Mut erforderte, wollte er es sofort hinter sich bringen, bevor er Zeit zum Nachdenken hatte.
Daher bereitete ihm das, was sie als Nächstes taten, Höllenqualen: Sie recherchierten.
»Komm schon! Lass uns einfach gehen!«, drängte er Katherine.
»Wohin denn?«, fragte sie zurück und sah vom Definator auf, den sie ihm aus der Hand genommen hatte. »Lass es uns zur Abwechslung mal mit Köpfchen probieren und ein paar Pläne schmieden.« Sie schien sich durch endlose Seiten mit Informationen zu scrollen. Dann seufzte sie. »Ich habe die Tipperei satt. Können wir es mit Spracheingaben versuchen?«, fragte sie. »Wo ist HK jetzt?«
Ein einzelnes Wort leuchtete auf dem Display auf: WANN ? Dann wurde es ersetzt durch: WELCHES › JETZT ‹ MEINST DU ?
Katherine seufzte wieder.
»Ja, richtig«, sagte sie. »Das hätte ich mir denken können.«
Sie befanden sich außerhalb der Zeit, also gab es so etwas wie »jetzt« nicht.
»Folgen wir HK einfach zurück ins Jahr 1600«, schlug Jonas vor. »Sodass wir ein oder zwei Minuten nach dem Moment ankommen, an dem er uns fortgeschickt hat.«
DAS IST BESCHÄDIGTE ZEIT, teilte ihnen der Definator mit. ZEITREISENDE DÜRFEN WEDER HINEIN NOCH HINAUS .
»Moment mal«, sagte Katherine. »Brendan, Antonio und Andrea sind aber reingekommen.«
WAS GLAUBT IHR, WAS DIE BESCHÄDIGUNG HERBEIGEFÜHRT HAT ?, fragte der Definator zurück.
Jonas schauderte.
»Dann bring uns in dem Moment zu HK, in dem wir wieder hineindürfen!«, ließ er nicht locker.
OK, leuchtete auf dem Display auf.
Jonas wurde augenblicklich schwindelig.
»Er gehorcht dir, Jonas!«, kreischte Katherine. »Halt! Warte! Wir haben noch keinen Plan! Wir wissen nicht, wo die Reise hingeht! Wir –«
Die Definatoranzeige leuchtete auf: ZU SPÄT . KANN NICHT ANHALTEN .
Dann sausten sie durch die Zeit zurück.
Vierundvierzig
»Passt du bei den Orientierungsveranstaltungen in der Schule eigentlich nie auf?«, wollte Katherine wissen, während sie durch die Finsternis des Zeitlosen Raums trieben.
»Hä?«, sagte Jonas.
»Du weißt schon, wenn sie über Impulskontrolle reden und dass man nicht einfach tun oder sagen soll, was einem gerade einfällt, nur weil einem in dem Moment danach ist«, erklärte Katherine.
»Willst du das wirklich wissen?«, sagte Jonas. »Nein.«
Er wünschte, Katherine würde die Klappe halten, damit sie den Definator vielleicht fragen konnten, wohin sie unterwegs waren und was
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