Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4
sehe, wir haben sogar noch mehr Fehler gemacht, als ich dachte.‹ Ja, das kann man wohl sagen.«
»Aber 1611 werden wir
glauben
, dass du aus der Vergangenheit zu uns sprichst«, protestierte Katherine. »Wir werden glauben, dass mit dir alles in Ordnung ist.«
»Und mit Andrea«, fügte Jonas hinzu. »Und mit Brendan und Antonio.«
»Na ja, keiner von uns kann überleben, wenn ihr nicht daran glaubt, dass wir es tun«, sagte HK. »Alles bricht zusammen, wenn ihr nicht genug Zuversicht aufbringt, um weiterzumachen und hierherzukommen, damit ihr mir sagen könnt, wie ich euch 1600 retten und alles von vorn beginnen kann.« Er grinste gequält. »Ganz schön verzwickt, was?«
Jonas brummte der Schädel bei dem Versuch, das alles nachzuvollziehen. Schweigend sah er zu, wie HK die Kommentare aufzeichnete, die Jonas ihn bereits hatte sagen hören. Dann drückte HK die beiden Definatoren aneinander.
»Übertrage sämtliche aufgezeichneten Kommentare von Zwei«, murmelte er.
»Du machst das mit Absicht? Du überlässt Zwei die Kontrolle?«, fragte Jonas ungläubig.
»Ich mache mir die Falle zunutze, die Zwei uns gestellt hat«, erklärte HK. »Wenn du in einem Käfig sitzt und jemand gibt dir einen Schlüssel, dann nimmst du ihn.«
Er stand auf und gab Jonas einen der Definatoren.
»Geh nicht«, sagte Katherine. »Oder – nimm uns mit. Oder –«
Sie schien sich nicht entscheiden zu können, was das Richtige war.
HK verzog das Gesicht.
»Wir wissen alle, was ich jetzt tun muss«, sagte er. »Ich hoffe nur, dass es keine versteckten Fallen gibt, von denen ich nichts weiß.«
Er begann Koordinaten in seinen Definator einzugeben. Katherine machte einen Schritt auf ihn zu und Jonas fürchtete einen Moment, dass sie HK packen und sich weigern würde, ihn gehen zu lassen.
Stattdessen zog sie ihm eine Locke in die Stirn.
»Was denn?«, sagte sie, als Jonas – und HK – sie verblüfft anstarrten. »Das ist mir aufgefallen, als du 1600 ankamst. Wie dein Haar aussah.«
Sowohl Jonas als auch HK verdrehten die Augen.
»Aber was sollen wir jetzt tun?«, fragte Jonas und schämte sich, dass seine Stimme kippte.
»Suche auf deinem Definator nach ›Entferne Kostüm‹«, sagte HK. »Ich habe ihn so programmiert, dassihr ihn leicht bedienen könnt. Haltet euch genau an die Anweisungen. Und … falls ich nicht zurückkomme, tippt ihr die Telefonnummer eures Elternhauses ein und drückt ›Eingabe‹. Das müsste euch irgendwohin bringen, wo es sicher ist.«
»Müsste?«, wiederholte Katherine unglücklich.
»Wenn wir dafür gesorgt haben, dass sogar die Vergangenheit revidiert werden kann, welche Sicherheit kann es dann noch für die Zukunft geben?«, fragte HK zurück.
»Aber …«, begann Jonas.
HK war bereits verschwunden.
Einundvierzig
Jonas rannte wie von der Tarantel gestochen dorthin, wo HK gestanden hatte. Er fuhr sogar einige Male mit den Händen durch die Luft, ehe er sich klarmachen konnte, dass es sinnlos war. Er rechnete damit, dass Katherine ihn auslachen würde – bis er begriff, dass sie das Gleiche tat wie er.
»Äh«, sagte Jonas mit einem Räuspern und ließ die Schultern hängen. »Ich wollte mir nur … ein bisschen Bewegung verschaffen …«
»Klar«, sagte Katherine und schüttelte den Kopf.
Auch sie ließ die Hände sinken.
Dann standen beide hilflos da.
»Hm, ›Entferne Kostüm‹?«, sagte Katherine.
»Ja, richtig«, stimmte Jonas ihr zu.
Er wollte nicht eine Sekunde länger wie John Hudson aussehen oder klingen. Trotzdem hob er den Arm nur langsam, um auf die Anzeige des Definators zu schauen.
Was ist, wenn wir damit ganz schnell fertig sind? Dann haben wir nichts, mit dem wir uns ablenkenkönnen, falls HK immer noch nicht zurück ist. Wie lange würden wir warten, bevor wir aufgeben?, fragte sich Jonas.
Zum Glück schien es eine recht komplizierte Angelegenheit zu sein, das John-Hudson-Kostüm loszuwerden. Zuerst mussten sie herausfinden, wie man auf dem Definator eine Suche startete, was nicht unproblematisch war, da das Gerät etwa eine Million Mal komplizierter war als ein iPhone. Man fuhr weniger mit dem Finger über das Display, als dass man lediglich daran dachte, den Finger irgendwohin zu bewegen, und schon gehorchte das Ding.
»Da ist es: WIE MAN EIN NICHT MEHR BENÖTIGTES HISTORISCHES KOSTÜM ENTFERNT «, las Katherine vor. »Man muss nur …«
»Warte! Was soll ich eigentlich anziehen, wenn ich das Kostüm los bin?«, fragte Jonas.
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