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Die Gewandschneiderin (German Edition)

Die Gewandschneiderin (German Edition)

Titel: Die Gewandschneiderin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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Sommersprossen. Es gab keinen Zweifel. Hinter ihr stand der Kaiser.
    Sie hielt den Kopf gesenkt und atmete flach . Wenn sie sich nicht rührte, bliebe er vielleicht noch eine Weile dort stehen. Wieder die Hand zu ihrer Linken, diesmal griffen die tanzenden Sommersprossen nach einem Messer. Annas Blick fiel auf die Härchen auf Arm und Handrücken, die im Schein des Feuers kupfern glitzerten wie Alimahs geputzte Pfannen …
    “Salz oder Honig, Anna?”
    … sie wollte die Hand ergreifen, den Arm umfassen und beides an ihr Gesicht pressen, tief den Duft einatmen, der schon aus dieser Entfernung betörend war. Sie wollte …
    “Anna!” Alimahs Stimme drang zu ihr durch. “Salz oder Honig, Anna?”
    Sie hob den Blick und sah zwei fragende Augenpaare auf sich gerichtet - Alimahs schwarze, des Kaisers blaue Augen. Beide musterten sie leicht belustigt.
    “Wovon träumst du, kleine Sonne?” , fragte der Kaiser. Lachfältchen kräuselten die Haut um seine Augen und Mundwinkel.
    “Ich …” Anna sprang auf und warf den Teller vom Tisch. Sie bückte sich hastig, griff danach und lief damit zum Spülstein, krallte die Finger in den Rand und atmete tief durch.
    “Salz, lieber S alz!”, stieß sie hervor. Was war nur in sie gefahren? Kaiser hin oder her, er war ein Mann. Sie konnte, sie durfte nicht so an ihn denken.
    Alimah nickte und summte vor sich hin, während sie Fett und Salz zu den Rüben gab und das Gemüse mit einem Stampfer zerkleinerte. Anna trat wieder zum Hackblock, verharrte aber an der Ecke, die dem Spülstein am nächsten lag. Hier war sie weit weg von den Flammen und weit genug entfernt vom Kaiser. Wenn sie näher trat, konnte sie sich versengen. Und im Augenblick war Anna nicht sicher, wovor sie sich mehr fürchtete – vor dem Feuer außerhalb ihres Körpers oder vor dem Feuer, das in ihrem Innern loderte.
    Der Kaiser hatte sich inzwischen auf eine m Hocker niedergelassen.
    “Ich wollte dich nicht vertreiben, komm wieder her, Anna !”, rief er. Mit klopfendem Herzen schob sie sich auf ihren Platz am Tisch.
    Er hatte tatsächlich keine Schuhe an. W ie konnte er so herumlaufen? In Jever hatten nur die Bitterarmen auf einen Schutz für ihre Füße verzichtet, selbst in Maffrits Haushalt hatte jeder Schuhe besessen. Gut, im Sommer zog sie ihre Schuhe manchmal aus, aber er war der Kaiser. Sie schüttelte verhalten den Kopf, doch Friedrich hatte es trotzdem bemerkt.
    “Was ist?”, fragte er. Dieser Blick - war es möglich, ihm nicht zu antworten?
    “Warum tragt I hr keine Schuhe?”, platzte sie heraus. “Ihr seid doch sicher reich. Trotzdem lauft Ihr barfuß. Was sollen die Leute denken?”
    Der Kaiser lachte, doch nicht er, sondern Alimah antwortete.
    “Der Kaiser hat sich noch nie darum geschert, was die Leute denken. Wenn er etwas tun will, dann tut er es. Und in meine Küche kommt er immer noch so wie früher: barfuß.” Dann tat sie das Unfassbare: Sie ging am Kaiser vorbei und strich ihm über das Haupt, als sei er … irgendwer. Anna hielt den Atem an, sicher würden die Wachen die Köchin packen und abführen. Doch nichts geschah.
    “Sei beruhigt”, warf der Kaiser ein, “zur Hochzeit werde ich Schuhe tragen. Was ist mit dir, kommst du voran mit der Arbeit?”
    Siedend heiß fiel Anna Meister Spierl wieder ein. Er war die ganze Zeit allein, nur Gott wusste, wie es ihm inzwischen ging. Und sie saß hier und plauderte mit dem Kaiser. Schon wieder.
    “Es geht voran, ja, ich komme gut vorwärts”, murmelte sie, den Blick fest auf die kleinen roten Haare gerichtet, die auch aus der Haut an seinen Zehen sprossen.
    W ie ein gefangener Sperber zeterte Alimah in der fremden Sprache los. Der Kaiser lauschte.
    “Ist das wahr?” , fragte er.
    Vergeblich suchte Anna in seinem Gesicht nach einem Hinweis darauf, was er meinte. “Was?”
    “Ah, du sprichst kein A rabisch.” Er kratzte sich am Hals. “Nähst du ganz allein, weil dein Meister krank ist?”
    Jetzt würde er sie nach Hause schicken. Anna atmete noch einmal tief durch. Was hätte sie dafür gegeben, noch eine Weile in seiner Nähe bleiben zu dürfen. Der Hals wurde ihr so eng, dass sie nur den Kopf senken konnte.
    Alimah schnatterte weiter , und der Kaiser nickte.
    “Ich schicke dir eine Näherin. Sie geht dir zur Hand, bis der Meister wieder arbeiten kann.” Er beugte sich vor, und während seine Stirn fast die ihre berührte, wehte eine Woge des Duftes zu ihr herüber. “Wenn du das nächste Mal Hilfe brauchst, komm gleich zu

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