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Die Gewandschneiderin (German Edition)

Die Gewandschneiderin (German Edition)

Titel: Die Gewandschneiderin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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bedeckt, sodass Anna sie erst für einen dunkelhäutigen Menschen wie M´Ba gehalten hatte. Anfangs hatte ihr das Angst gemacht, doch inzwischen hatte sie sich daran gewöhnt.
    Über Alimahs Kopf hingen von einem Holzgestell kupferne Töpfe und Pfannen herab. Sie waren gerade eben so hoch gehängt, dass die kleine Frau in dem leuchtend grünen Gewand, das auf seltsame Art gewickelt war, sich nicht den Kopf stieß. Dass die Töpfe so niedrig hingen, war kein Nachteil, denn Alimah ließ sowieso niemanden an diesen Tisch, außer er wollte auf einem der Hocker ringsum Platz nehmen und von ihren Speisen kosten. Das Feuer auf der linken Seite der Küche brannte lodernd, aber es befand sich so weit weg vom Hackblock, dass es Anna nichts ausmachte. Der Spülstein hinter Alimah war ausnahmsweise leer, die kichernden Mägde, die sonst unter Getuschel im Wasser planschten, waren nirgends zu sehen.
    Anna grüßte artig.
    “Nun, was brauchst du?”, fragte Alimah.
    “Kann ich Rübenmus bekommen?”
    Alimah zog die schwarzen Brauen zusammen, bis sie zwei Raupen zur Paarungszeit glichen.
    “Ist nicht für mich” , beeilte Anna sich zu sagen. “Mein Meister ist krank, der Leibarzt war schon bei ihm, kann aber auch nicht viel tun. Er hat Schmerzen beim Schlucken.”
    Die verliebten Raupen trennten sich widerwillig , und Alimah lächelte Anna breit an. “Ich koche dir welches, es dauert aber ein kleines Weilchen.” Flugs hatte sie ein scharfes Messer zur Hand genommen, schnitzte und hackte an einem Berg Rüben herum, die sie in einen großen Topf warf. “Gieß etwas Wasser aus dem Krug in den Topf, schnell!”, befahl die Köchin.
    Anna tat, wie ihr geheiß en. Eigentlich hatte sie vorgehabt, so rasch wie möglich zu Meister Spierl zurückzukehren, doch der Weg war weit. Bis sie dort angekommen war, hatte Alimah das Mus sicher schon fertig. Sie würde warten und es gleich mitnehmen. Wo waren nur die Pfannkuchen? Es roch doch ganz deutlich danach.
    Alimah war ihrem Blick gefolgt und lachte. “Suchst du die Pfannkuchen?” Anna nickte. Die Köchin deutete auf eine große Kupferpfanne mit schwarzem Deckel. “Ich geb dir einen, setz dich!”
    Doch erst schob sie noch die Ärmel hoch, steckte einen riesigen geschwärzten Haken in den Henkel des Rübentopfes und hängte ihn mühelos an den Halter über dem Feuer. Anna lief das Wasser im Mund zusammen. Sie ließ sich auf dem Hocker beim Eingang nieder. So hatte sie zwar die Tür im Rücken, saß aber weit weg vom Feuer.
    Der Pfannkuchen mundete unglaublich gut. Knusprig und locker, schmeckte er nach Honig und frischen Eiern. Wie lange hatte sie schon keinen mehr gegessen? Bestimmt seit Rahardta ihr den letzten geschenkt hatte.
    “Heute ist es sehr hei ß, nicht wahr? Fast wie in Italien. Ich mag es, wenn es heiß ist. Und dein Meister ist krank? Müsst ihr nicht die Gewänder für die Hochzeit nähen? Wer erledigt denn nun die Arbeit?”
    Anna antwortete mit vollem Mund . “Isch.”
    “ Du ganz allein? Armes Ding.” Alimah griff nach einer Zange, zog einen zweiten Pfannkuchen aus der Pfanne, legte ihn auf Annas Teller und goss aus einer kleinen Karaffe dicken Sirup darüber.
    Anna schluckte. “Danke.”
    “Hmhm. Soll ich fragen, ob dir jemand hilft?”
    Anna hob abwehrend die Hände. Nur das nicht ! Wenn der Eindruck entstand, dass sie der Arbeit nicht gewachsen war, würde man sie nach Hause schicken. “Nein, ich schaffe das schon, bestimmt.”
    Alimah hob die Schultern, wandte sich zum Herd und rührte die Rübenschnitze um. Das Platschen nackter Füße auf der Steintreppe war zu hören. Statt wie vermutet eine Magd an sich vorbei zum Spülstein laufen zu sehen, nahm jemand ein Stück Brot aus dem Korb neben Anna und riss es auseinander. Alimah wandte sich um und lächelte. Dann sprach sie so schnell, wie Hafer aus einem zerrissenen Sack rinnt. Anna verstand kein Wort. Was Alimah sagte, klang noch anders als das Geklapper, das der Kaiser als Italienisch bezeichnet hatte, knurrend, kehlig und irgendwie bedrohlich.
    Anna schnupperte. In den Wohlgeruch der Pfannkuchen hatte sich ein anderer Duft gemischt, bekannt und aufregend . Das konnte … das war …
    Noch bevor Anna sich umwenden konnte, verdichtete sich ihre Ahnung zur Gewissheit , und das Herz klopfte ihr bis zum Hals. Ein unverkennbares Lachen erklang, wohl als Antwort auf Alimahs Geschnatter. Eine Hand griff an ihr vorbei nach der Karaffe mit dem Sirup, eine blasse, wohlgeformte Hand, übersät mit bräunlichen

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