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Die Gewandschneiderin (German Edition)

Die Gewandschneiderin (German Edition)

Titel: Die Gewandschneiderin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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nicht allein entscheiden” , tönte Wortwin und strich sich durch den Bart.
    Anna glaubte ihm kein Wort. So, wie der Geselle um ihn herumscharwenzelt war, tanzte doch jeder im heimlichen Zunfthaus nach Wortwins Pfeife.
    Friedrich klang ungeduldig. “Wenn alles – oder nahezu alles – erfüllt wird, was braucht es noch, damit die anderen Meister gewogen sind und Ihr die Urkunde ausstellt?”
    Wortwin beugte sich vertraulich dicht vor , und der Kaiser versteifte sich wie einer seiner Panther vor dem Sprung.
    “Nun, wenn sie einen Gewandschneider heiratet, können wir gewisse Sonderregelung en treffen. Vielleicht könntet Ihr im Gegenzug beim neuen Bischof Landolf ein gutes Wort einlegen, damit die Schneiderzunft wieder erlaubt wird. Den Münzmachern hat der alte Bischof Heinrich ihre Zunftrechte nicht genommen, und wir” – die Worte fielen ihm offenbar schwer – “sind doch recht unbedeutend, treiben keinen Handel, schneidern nur zu jedermanns Freude schöne Gewänder …”
    “Es gilt, aber nur für die Stadt Worms. Ich will die Urkunde morgen früh auf meinem Tisch haben .”
    Friedrich wies mit dem Kinn zum Ausgang. Nachdem er sein Ziel erreicht hatte, wollte er den Meister anscheinend möglichst schnell loswerden. Endlich schloss sich die Tür, und Anna und Friedrich seufzten gleichzeitig.
    “ Welche Umstände!”
    Anna fühlte sich schuldig. “E s tut mir so leid, danke, dass Ihr Euch für mich eingesetzt habt”, flüsterte sie.
    “Es ist nicht dein Fehler. Dieser vermaledeite Arzt ist unfähig und außerdem gierig wie ein Feuer bei Wind.”
    Friedrich zog ein Pergament aus der Hülle und tauchte die Feder in ein Tintenfass. “Ich muss eine Medizinalordnung verabschieden, sonst tut jeder Heiler, was er will.”
    “Und das veranlasst Ihr so geschwind?” Anna schauderte. Vermochte der Kaiser die Welt mit einem Federstrich zu ändern?
    “Nein” , lachte Friedrich, “dies ist nur eine Notiz, damit ich den Fall nicht vergesse. Petrus wird sich darum kümmern, und angesichts der Berge, die auf seinem Pult lagern, nähme es mich nicht wunder, wenn erst in fünf Jahren etwas daraus wird. Aber so ist es in der Politik - ein Kaiser muss langfristig denken.” Er trocknete die Tinte und legte das Pergament beiseite.
    “Majestät?”
    “Anna?”
    “Was waren die Bedingungen?”
    “ Der Meister stimmt nur aus folgenden Gründen zu: Er will ein Weib namens Wilfrieda versorgt wissen. Einen Gesellen mit Namen Jan musst du nach Spierls Tod weiter beschäftigen, solange der es fordert, und du musst ihn entlohnen. Kannst du ihn nicht entlohnen, fällt die Schneiderei mit allem Werkzeug an ihn. Und du darfst einen Menschen namens Dietrich keinesfalls einstellen, sonst fällt ebenfalls alles an Jan.”
    Anna atmete erleichtert au f. Das alles hatte sie sowieso schon im Sinn gehabt. Nun musste sie nur noch genug Aufträge bekommen, um Wiffi und Jan ein gutes Auskommen zu sichern. Ob ihr das gelänge?
    “Dem Weib und dem Gesellen habe ich eine Leibrente ausgesetzt, du musst dir also keine Sorgen machen” , fuhr der Kaiser fort.
    Anna schluckte. Friedrich war überaus großzügig, aber sie wünschte fast, er wäre es nicht gewesen. Traute er ihr nicht zu, die Schneiderei so zu führen, dass es für eine Magd und einen Gesellen reichte?
    “ Das habe ich entschieden“, fuhr der Kaiser fort, „weil ich nicht weiß, wann ich dich entbehren kann. Isabella kommt aus England, sie wird kaum die passenden Gewänder für das glutheiße Italien haben. Zahmeena versteht sich auf einiges, aber nicht auf anmutige Schnitte für zarte Weiber. Vielleicht solltest du eine Weile für den Hof arbeiten.”
    Anna starrte Friedrich mit weit aufgerissenen Augen an.
    “Nur wenn du magst, versteht sich” , schränkte er ein.
    “Ob ich … Oh, welche Frage. Ja!”, rief Anna.
    “Und nun, kleine Anna, habe ich zu arbeiten. Ich erwähne es ungern, aber du sollst heute Nachmittag heiraten, ich heirate in drei Tagen, und es ist noch einiges zu tun. Und sag Karim, er soll M`Ba zu mir schicken, er muss etwas für mich erledigen.”
     
    Wie sollte sie ihm unter die Augen treten? Obwohl Anna lange in dem warmen Bottich gesessen hatte, den Alimah ihr als Brautbad gerichtet hatte, fühlte sie sich schmutzig. Sie starrte auf die Tür zur Kammer des Meisters, als fände sich dort die Antwort. Er war krank, und sie nutzte diesen Zustand für ihre Zwecke aus, dabei war er immer freundlich und großzügig zu ihr gewesen. Vielleicht war Meister

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