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Die Gewandschneiderin (German Edition)

Die Gewandschneiderin (German Edition)

Titel: Die Gewandschneiderin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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ab, sein Gesicht überzog sich mit zorniger Röte. “Dann schaff mir den inoffiziellen Obersten herbei, und zwar gleich!”
     
Der letzte Bund
     
    Einen duckmäuserischen Gesellen im Schlepptau, stolzierte der große Mann mit dem gewaltigen Bart in das Arbeitszimmer seiner Majestät. Sein rotes Halstuch warf er mit Schwung über das schwarze Wams, das er trotz der Hitze wattiert trug. Die dürren Beine mit den kraftlosen Waden wirkten in den kostbaren Strümpfen eher noch lächerlicher.
    “Meister Wortwin mein Name . Majestät, Ihr habt nach mir geschickt.”
    Anna kannte den Kaiser inzwischen gut genug und wusste, dass er bei solchen Auftritten zwischen Belustigung und Wut schwankte. Sie hoffte nur, dass er den Obersten der Zunft aussprechen ließ, damit die Angelegenheit geregelt werden konnte.
    Friedrich erhob sich von dem geschnitzten Lehnstuhl und trat um den Tisch herum. Der Geselle wich zurück, stellte sich hinter den Zunftmeister und las ihm beflissen ein Federchen vom Wams.
    Der Kaiser betrachtete den Gesellen, als ginge von ihm ein schlechter Geruch aus.
    “Du. Vor die Tür!”, zischte er.
    Der Geselle verneigte sich viel zu tief und verließ unter Verbeugungen wortlos den Raum.
    “So” , sagte Friedrich erleichtert, “jetzt können wir reden.” Er setzte sich auf die Kante seines Tisches.
    “Kannst du Meisterurkunden ausstellen? Und welche Voraussetzungen muss eine Frau erfüllen, um in dieser Stadt Meisterin in einer Zunft zu werden?”, fuhr er fort.
    Meister Wortwin musterte Anna mit unstetem Blick. “Eine … Frau… hm. Darf ich fragen, warum das vonnöten sein sollte?”
    “Nein !”, polterte Friedrich. “Einfach nur antworten.”
    Wortwin zuckte zusammen. Das rote Halstuch war ihm verrutscht, und er fuhr sich durch den langen Bart.
    “Gut, gut. Also. Es gibt ja keine Zünfte mehr hier in Worms, aber wenn es welche gäbe, dann wären dies die Bedingungen: Um Vollmitglied und Meisterin zu werden, müsste sie eine entsprechende Ausbildung bei einem anerkannten Meister gemacht haben, sie müsste auf Wanderschaft gegangen sein - zumindest bis in die Nachbarstadt. Sie müsste von ehrbarer Geburt von beiden Eltern her sein, sie müsste ein Haus oder den Gegenwert nachweisen …”
    “Haltet ein! All das , um Meisterin im Schneiderhandwerk zu werden?”, rief Friedrich entrüstet.
    Wortwin wirkte ehrlich gekränkt. “Eine Zunft ist kein Zusammenschluss von zwielichtigem Gesindel. Nur Menschen, die jeden Handgriff des Handwerks beherrschen, werden aufgenommen. Sonst könnten die ehrbaren Bürger ihre Gewänder gleich bei den Bönhasen in Auftrag geben.” Er reckte sich und zählte an den Fingern ab. “Weiter braucht sie ein selbst hergestelltes, selbst bezahltes Meisterstück, die Zustimmung der anderen Meister, Geld für die Gebühren, Geld für ein Mahl für alle Meister, Geld für Kerzen in der Zunftkirche …”
    “Genug, genug.” Seufzend strich sich Friedrich über die Stirn. Dann wandte er sich an Anna. “Lass sehen - Ausbildung?”
    “Bei Meister Spierl, wenn auch nicht allzu lange” , antwortete sie wahrheitsgemäß.
    “Eltern?”
    “Baumeister Wulf Wille und eine geborene von Münster. Den Nachweis besitze ich in Form eines Briefes.”
    Friedrich lächelte ihr kurz zu und befragte sie weiter. “Wanderschaft?”
    “Nur als Näherin, früher.”
    Friedrich sah den Zunftmeister fragend an.
    D er hob die Schultern. “Das könnte die Bewilligung verzögern oder ganz ausschließen.”
    “Für die Kosten kann ich aufkommen “, hielt Friedrich dagegen. „Essen, Kerzen, Gebühren. Das sollte kein Hindernis sein. Den Gegenwert eines Hauses kann ich stellen.”
    Wortwin meldete sich zu Wort, ohne dazu aufgefordert worden zu sein, doch Friedrich ließ ihn gewähren. “Es gibt einen einfacheren Weg. Wenn sie einen Gewandschneider heiratet, kann sie in dem Beruf arbeiten, ohne Meisterin zu sein – bis er stirbt, und ein Jahr darüber hinaus. Von einem Eheweib erwartet keiner, dass es auf Wanderschaft geht.” Der Schneider betrachtete Anna mit glänzenden Augen. “Ich könnte den einen oder anderen Mann empfehlen, der sie gewiss gern ehelichen würde.”
    Friedrich schloss die Finger so fest um die Kante des Tisches, dass sie weiß wurden, doch seine Stimme klang ruhig. “Es ist gut, Ihr könnt im Vorraum warten. Ich rufe Euch.”
     
    Die Tür schlug hinter ihm zu.
    “Entschuldigt, dass ich E uch so viele Umstände mache”, murmelte Anna.
    “Das mit der Wanderschaft ist

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