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Die Gewandschneiderin (German Edition)

Die Gewandschneiderin (German Edition)

Titel: Die Gewandschneiderin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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eilte voraus, sodass Anna keine Gelegenheit hatte, auch nur einen Blick auf ihren Herrn zu werfen, bevor der Kaiser ihn zu Gesicht bekam.
    Doch so schnell er vorangestürmt war, so unvermittelt blieb de Vinea plötzlich stehen und wäre um ein Haar mit dem Kaiser zusammengeprallt. Erst als Anna sich durch den engen Türspalt gezwängt hatte, entdeckte sie den Grund dafür.
    Meister Spierl war wach, die Rute in seiner Hand wippte. Er legte den Kopf zur Seite und starrte an de Vinea vorbei, dann nickte er. Und legte die Weidenpeitsche aus der Hand.
    “Tatsächlich. Welche Ehre, der Kaiser in meinem Gemach! Ich stände gern auf, aber ich fürchte, ich bin zu schwach.”
     
    Alle drängten sich in der kleinen Kammer um das Bett herum, nur Friedrich hatte sich auf den einzigen Stuhl gesetzt und beugte sich zu dem Kranken vor. “Wie geht es Euch?”
    “Noch immer nicht gut, Majestät.”
    “Haben die Mittel des Arztes nicht geholfen?”
    Spierl blinzelte hilfesuchend zu Anna herüber.
    “Er war nur zwei mal hier in der ganzen Zeit, aber die Medizin habe ich wie befohlen verabreicht.“
    “Zweim al? Dieser Blutsauger. Er wird dafür entlohnt, täglich zweimal nach dem Kranken zu sehen. Allein bei dem Preis, den der Quacksalber für die Medizin fordert, müsstet Ihr mittlerweile kerngesund sein. Verlottertes Ärztepack!“, fluchte Friedrich. „Damit kommen er und seinesgleichen nicht weiter durch, dafür sorge ich.”
    Als er sich wieder an den Meister wandte, klang seine Stimme gan z ruhig. “Meister Spierl, seid Ihr immer noch in der Lage, den Auftrag ordnungsgemäß auszuführen?”
    Alle starrten den Gewandschneider an. Anna legte all ihr Flehen in den kurzen Moment, in dem sich ihre Blicke kreuzten. Erkennen las sie in seinen Augen. Und Bedauern.
    “Ganz ehrlich - wahrscheinlich nicht.”
    Friedrich seufzte .
    “Ich wusste es” , murmelte de Vinea.
    Das Gesicht des fremden Schneiders leuchtete auf.
    Anna fühlte nichts. Ihr Innerstes war auf einmal ganz taub.
    Doch Meister Spierl war noch nicht fertig. Er hob den Kopf und deutete auf Anna. “Aber sie kann es.” Der Satz schlug ein wie eine Katapultkugel. “Eine bessere Schülerin hatte ich nie. Sie beherrscht jeden Griff des Handwerks selbständig - und meisterlich.” Er hustete und legte das verschwitzte Haupt zurück in die Kissen.
    “Danke , Meister. Wir lassen Euch nun in Ruhe und beraten uns draußen.” Der Kaiser erhob sich, die anderen folgten.
     
    “Einerlei, ob er ihr das zutraut oder nicht, sie ist keine Meisterin, also ist sie nicht gut genug für die zukünftige Kaiserin!”, rief de Vinea.
    Anna wollte ihn zurechtweisen, sagen, dass sie gut genug war für den Auftrag, aber sie hatte ihre Lektion gelernt. Warum de Vinea widersprec hen und Friedrichs Anweisung missachten? Der Kaiser stand ohnehin auf ihrer Seite.
    Ihr Gefühl hatte sie nicht getrogen, Friedrich schwang das Schwert für sie.
    “Nur weil Anna keine Meisterin ist, kann sie trotzdem die Beste sein. Und wenn der Rang so wichtig ist, dann ernenne ich sie eben zur Meisterin.”
    “Das kannst du nicht.” De Vinea lächelte selbstzufrieden. “Das Recht obliegt Meistervereinigungen wie Zunftmeistern und Gilden.”
    “ Herrje, Petrus, dann schaff mir einen Zunftmeister oder Gildemeister herbei, damit der meine Anweisung ausführt!”
    Erstmals meldete sich der Schneider z u Wort. “Das wird nicht möglich sein, Euer Majestät.
    “Wer seid I hr?”
    “Ein Schneider aus dem traditionsreichen Hause Werrich, Majestät.” Der Schneider deutete eine Verbeugung an.
    “Wir haben es eilig“, unterbrach ihn der Kaiser unwirsch. „Also sprich: Warum kann der oberste Zunftmeister dieser Stadt nicht zu seinem Kaiser kommen, wenn der ihn ruft?“
    Der Schneider wirkte nicht mehr ganz so selbstsicher. “Weil Bischof Heinrich im letzten Jahr die Zünfte verboten hat, und zwar alle.”
    “Was hat der Mann sich dabei gedacht?”, polterte Friedrich.
    Petrus de Vinea lachte laut auf und sprach dann leise weiter. “Federico, wir selbst haben alle bürgerlichen Zusammenschlüsse verboten, einmal vor sechzehn Jahren und noch einmal vor drei Jahren, damit sich nicht zu viele mächtige Untergruppen bilden.” De Vinea fasste Friedrich vertraulich am Arm und zog ihn beiseite. Den nächsten Satz murmelte er leise genug, dass der Schneider ihn nicht hörte. “Da warst du in Gedanken wohl wieder bei der Jagd und nicht bei den Akten, die ich dir vorgelegt habe.”
    Friedrich schüttelte den Arm

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