Die Gewandschneiderin (German Edition)
Zögernd setzte sie sich auf die Bettkante, lehnte sich ein wenig zurück, zog die Beine an und streckte sich neben Meister Spierl auf dem Laken aus. Das dünne Hemd wärmte nicht, seine eiskalten Zehen befanden sich auf Höhe ihrer Knie. Mit einem widerlichen Grinsen breitete de Vinea die Decke so über Anna aus, dass sie nur notdürftig verhüllt war. Er blieb neben der Bettstatt stehen und schien ganz genau zu wissen, wie unangenehm ihr dies alles war. Anna zupfte die Decke zurecht, bis sie wieder über den Bettrand hing, und wandte sich zu Meister Spierl um.
Es klopfte fordernd. Anna hob den Kopf und entdeckte M’Ba, der de Vinea auf der Schwelle gegenüberstand und ihm etwas zuflüsterte.
“Sag Bescheid, ich komme später.”
M´Ba schüttelte heftig den Kopf. “Nein, nein, es ist wichtig, jetzt kommen.”
De Vineas Blick zuckte zum Bett.
“Geht ruhig, Ihr könnt Euch ja sputen”, erklang die Stimme des Gewandschneiders neben Annas Ohr. “In meinem Alter dauert es ein Weilchen, bis der natürliche Trieb sich regt.”
De Vinea warf einen Blick auf den Kaiser, der nur verächtlich die Brauen hochzog.
“Habt I hr hier alles gut im Blick?”, fragte de Vinea Meister Wortwin.
Der zauste sich den Bart. “Selbstverständlich, bis in die unbedeutendste Einzelheit.” Er grinste schmierig.
De Vinea atmete auf. “Ich bin bald zurück”, versprach er und stürmte auf den Flur hinaus.
Kaum hatte sich die Tür geschlossen, geschah alles gleichzeitig. Friedrich zog einen prall gefüllten Beutel aus dem Rock und schob ihn auf dem Fenstersims zu Meister Wortwin hinüber. Der Zunftmeister s teckte den Beutel in sein Wams.
“Es sind zwanzig mehr als abgemacht” , erklärte Friedrich. Wortwin strahlte. “Das ist überaus groß…”
“Ich bin noch nicht fertig.“ Friedrich trat dicht an Meister Wortwin heran. “Wird ein Sterbenswörtchen bekannt, schneide ich Euch persönlich die Zunge heraus, bevor ich Euch den Kopf vom Rumpf trennen lasse.”
Wortwin erbleichte, wandte sich um und starrte aus dem Fenster. M´Ba stürmte auf das Bett zu, zog einen seltsamen Packen darunter hervor und zog die Decke über Anna. Erschrocken krallte sie sich daran fest.
“Lassen los!” Er sah sich hilflos um. “Imperatore!” , rief er.
“Ist gut, M´Ba, sie weiß es nicht.” Friedrich eilte zum Bett und ergriff die Decke. Anna ließ es zu. Er fasste sie am Arm und zog sie von der Bettstatt. M´Ba seufzte erleichtert, warf den Packen auf das Bett und zog einen langen Dorn aus dem Ärmel.
Seelenruhig beobachtete Meister Spierl, wie M´Ba eine abgebundene gelbliche Kugel auf das Laken legte und den Dorn hineinstach. Blut lief aus der Blase hervor und ergoss sich auf das weiße Laken. Friedrich nahm Anna an beiden Unterarmen und setzte sie in die rote Lache. Sie wollte sich wehren - das kostbare Hemd! Doch sie ahnte, was er vorhatte, und ließ ihn gewähren. Kaum hatte Friedrich Anna wieder auf die Füße gezogen, hob M´Ba Meister Spierls Hemd und drückte die Blase gegen die Scham des Gewandschneiders. Auch hier färbten sich die Haare und der unschuldige Stoff blutrot.
“Die zweite Blase !”, verlangte Friedrich.
M´Ba förderte eine kleinere Blase aus dem Packen zutage und stach sie ebenfalls an. Etwas glibberig Weißes wie Froschlaich quoll hervor und troff auf das Laken. Anna wandte den Blick ab - sie wollte nicht wissen, woher diese ekelerregende Masse stammte. Mit Schwung schob M´Ba den Packen unter das Bett zurück.
Noch einmal nahm der Kaiser Anna bei den Armen und stieß sie mit dem Hinterteil in den schmierigen Fleck, dann war es ausgestanden.
“ Es ist geglückt”, flüsterte er und legte ihr den Arm um die Schultern. “Der Beischlaf wurde vollzogen. Meister Wortwin, habt Ihr alles gut beobachtet?”, rief er dann mit lauter Stimme.
Wortwin grinste, die Hand auf dem ausgebeulten Wams. “Gut genug, um alles bezeugen zu können”, verkündete er.
Die Tür wurde aufgerissen. Mit wilden Blicken stürmte d e Vinea in die Kammer. Anna schlug die Augen nieder. Sie schämte sich, in dem beschmutzten Hemd vor dem Bett zu stehen. De Vineas Füße schoben sich in ihr Blickfeld.
Meister Spierl stieß ein heiseres Lachen aus. “Das ließ sich flott an. Wer hätte gedacht, dass meine Lenden noch ein solches Feuer entfachen? Aber wen wundert’s bei einer so heißblütigen jungen Gemahlin! Wahrhaftig, diese Eheschließung ist ganz nach meinem Geschmack.” Der Gewandschneider gluckste zufrieden.
Anna
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