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Die Gewürzhändlerin

Die Gewürzhändlerin

Titel: Die Gewürzhändlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Ich sagte doch, dass es eben erst angefangen hat, als ich mich zu Anton gebückt habe. Und wenn eine hochgeborene Frau sich Schmerzen nicht anmerken lässt, kann ich das ebenfalls.»
    Martin starrte sie erst verblüfft, dann verärgert an. «Ihr seid aber keine hochgeborene Frau.»
    Luzia funkelte ihn erbost an. «Oh, vielen Dank, dass Ihr mich daran erinnert.»
    «Legt Euch hier hin, aber vorsichtig.» Martin deutete auf seine Bettstatt und schlug die schwere Wolldecke zurück.
    Luzia gehorchte, obwohl es ihr peinlich war, ihm nun seinen Platz zum Schlafen zu nehmen. Es war nicht einfach, sich hinzulegen, denn ihr Rücken schmerzte entsetzlich.
    «Dreht Euch auf den Bauch und legt Euch das hier unter.» Er gab ihr sein Kissen. «Das entlastet den Rücken.» Er ging neben ihr in die Hocke und half ihr, sich das Kissen unterzuschieben. «Meine Mutter hatte das schon mehrmals, ich weiß also, wovon ich spreche», erklärte er. «Sie lässt sich von meinen Schwestern immer den Rücken mit so einer stinkenden Kräutertinktur einreiben … Damit kann ich leider nicht dienen.»
    «Schon gut, es wird schon irgendwie gehen», murmelte Luzia in die Matratze und versuchte, nicht allzu kläglich zu klingen. Dennoch entrang sich ihr unwillkürlich ein leises Wimmern, als sie sich bewegte.
    Martin betrachtete sie mit gerunzelter Stirn. «Schnürt Euer Kleid auf.»
    «Wie bitte?» Entsetzt hob sie den Kopf und atmete zischend ein, als ein erneutes Stechen sie durchzuckte.
    Streng blickte er auf sie herab. «Euer Kleid, schnürt es auf.» Als sie nicht reagierte, griff er kurzerhand nach der Verschnürung an ihrer Seite und nestelte sie auf.
    «Nicht! Das könnt Ihr doch nicht … Was …»
    «Nun stellt Euch nicht so an», brummte er und öffnete auch noch die Verschnürung an der anderen Seite. «So helft mir schon; Ihr müsst das Kleid bis zur Hüfte hinunterschieben, damit ich an Euren Rücken herankomme.»
    «Was habt Ihr vor?» Argwöhnisch blickte sie zu ihm hinauf.
    «Ich werde versuchen, Euch von dem schlimmsten Schmerz zu befreien, indem ich Euren Rücken massiere. Magister Christian, der Arzt, behauptet, dass das möglich ist. Wenn Ihr so liegen bleibt, könnt Ihr morgen unmöglich weiterreiten. Vermutlich nicht einmal in den nächsten sieben Tagen.»
    «O Gott!» Der Schmerz trieb ihr erneut die Tränen in die Augen. «Ihr solltet nicht … Das ziemt sich nicht!», wimmerte sie, begann jedoch umständlich, an den Verschlüssen des Kleides zu nesteln.
    «Natürlich nicht», antwortete er gereizt. «Wir können auch das ganze Haus aufwecken und nach einer Magd suchen, die Euch mit ihren rauen Arbeitshänden durchwalkt; ganz wie Ihr wollt. Glaubt mir, ich bin nicht erpicht darauf, mir an einem dornigen Kraut wie Euch ein paar Stacheln einzufangen. Aber wenn Ihr morgen wieder einigermaßen aufrecht gehen können wollt, wird uns wohl nichts anderes übrigbleiben.»
    «Stacheln? Kraut?» Die Empörung war ihrer Stimme deutlich anzuhören.
    Fast hätte Martin gelächelt. Dornige Rose wäre eigentlich die passende Bezeichnung für Luzia gewesen, doch er vermied es tunlichst, dergestalt an sie zu denken, denn es würde ihm doch nur Verdruss bringen. Er sah ihr mit möglichst unbeteiligter Miene dabei zu, wie sie sich vorsichtig aus dem Oberteil ihres Kleides schälte, immer darauf bedacht, dass er nicht allzu viel von ihrer Vorderseite zu Gesicht bekam.
    Dennoch blieben ihm gewisse Rundungen nicht verborgen. Standhaft bemühte er sich, sie zu ignorieren, obgleich die spontane Reaktion seines Körpers ihm das schwermachte. «Die Arme hoch», forderte er sie beinahe grob auf.
    Gehorsam hob sie die Arme und legte sie oberhalb ihres Kopfes ab. «Ihr wisst, was Ihr da tut?»
    «Nicht wirklich», murmelte er. «Haltet still.»
    «Au!» Sie fuhr auf, als seine Hand ihren Rücken berührte. «Das ist ja Folter!»
    Tadelnd schüttelte er den Kopf. «Ich habe ja noch nicht einmal angefangen.»
    «Lasst mich doch einfach hier liegen», jammerte sie. «Ein bisschen Schlaf, dann geht es morgen bestimmt wieder.»
    «Gar nichts geht morgen wieder. Seht Euch doch an. In diesem Zustand macht Ihr die ganze Nacht kein Auge zu – und ich vermutlich auch nicht.»
    «Euch geht es wohl immer nur um Euch, wie?», fauchte sie.
    «Haltet Ihr jetzt endlich still?»
    Da ihr nichts anderes übrigblieb, vergrub Luzia das Gesicht wieder in der Matratze und verkrampfte sich, als Martins Finger ganz sanft erneut ihren Rücken berührten.
    «Entspannt Euch,

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