Die Gewürzhändlerin
Luzia», forderte er sie auf.
«Ich bin entspannt», kam es dumpf aus der Matratze.
Luzia hielt die Luft an, als sie Martins Hände auf ihrer Haut spürte. Zuerst dachte sie, sie könne es nicht ertragen. Vor ihrem inneren Auge sah sie ganz deutlich den verkrüppelten kleinen Finger seiner rechten Hand und den ebenfalls schwer verbrannten Ringfinger. Doch sie spürte nur sanfte Hände, die ruhig und gleichmäßig über ihre Schulterblätter strichen, bis sie sich tatsächlich zu entspannen begann. Sehr langsam und vorsichtig arbeitete er sich zu dem Punkt vor, an dem ihr Schmerz festzusitzen schien. Allmählich begann sie, gleichmäßig ein- und auszuatmen. Zwar schmerzte es ein wenig, doch sie hielt weiterhin still, als er ihren unteren Rücken fester zu massieren begann.
«Besser?», fragte er leise.
«Ich weiß nicht … Ja, ich glaube schon.»
Schweigend massierte er weiter und versuchte, nicht allzu sehr das Gefühl ihrer glatten, weichen Haut unter seinen Fingern zu genießen. Dass sein Blick immer wieder zu der sanften Rundung ihrer Brust wanderte, die sich auf der Matratze deutlich abzeichnete, da ihre Arme weiterhin über dem Kopf lagen, konnte er nicht verhindern. Zornig biss er die Zähne zusammen. Er hatte sich selbst in diese unmögliche Situation gebracht, nun musste er sie auch durchstehen. Luzia ihren Schmerzen zu überlassen, hätte er jedoch nicht fertiggebracht.
Luzia hörte sein verändertes Atmen und fragte sich, was ihn nun wohl ärgern mochte. Vermutlich tat es ihm schon leid, ihr seine Hilfe angeboten zu haben, weil ihm klargeworden war, dass er einer armen Bauernmagd den Rücken massierte. Wie erniedrigend!
«Ihr müsst das nicht tun», murmelte sie.
«Nein, das muss ich nicht», stimmte er ihr grimmig zu. «Aber ich will es.»
«Warum?» Vorsichtig wandte sie ihm ihr Gesicht zu und erschrak ein wenig, als sie den wütenden Ausdruck in seinen Augen wahrnahm. Doch seine Miene glättete sich sogleich wieder, und es schien, als blicke er durch sie hindurch. Eine ganze Weile antwortete er nicht auf ihre Frage, sodass sie schon dachte, er habe sie nicht gehört.
«Ihr seid das seltsamste Weib, das mir je begegnet ist», sagte er schließlich. Es klang, als spräche er mehr zu sich selbst als zu ihr. «Klug, schön … und widerspenstig wie zehn Maulesel.»
Ihre Brauen zogen sich zusammen. «Danke gleichfalls, was den letzten Punkt angeht.»
Einen Moment lang hielten seine knetenden Hände inne, dann lachte er verhalten. «Ich bin nicht widerspenstig.»
«Nein, da habt Ihr recht. Stur ist das bessere Wort dafür.»
«Stur?» Wieder lachte er. «Entschlossen würde ich es nennen. Wenn ich mir etwas vorgenommen habe, setze ich es im Allgemeinen auch in die Tat um.»
Aus einem unerfindlichen Grund schauderte sie. «Im Allgemeinen?»
«Wenn es mir als lohnenswert erscheint.» Er hörte auf zu massieren und strich ihr stattdessen mit der rechten Hand federleicht das Rückgrat hinauf und wieder hinab. Unwillkürlich richteten sich die Härchen auf ihrem Rücken auf. Sie hielt erneut den Atem an.
Er spürte, wie sich ihre Muskeln anspannten. Ehe sie protestieren konnte, begann er, ihren Nacken und die Schulterblätter zu massieren. Dabei strich er nach einer Weile, als er merkte, dass sie sich wieder entspannte, wie zufällig an ihren Seiten hinab und berührte dabei auch die Ansätze ihrer Brüste.
Der Schmerz in ihrem Rücken war irgendwie in den Hintergrund getreten. An seiner Stelle breitete sich ein merkwürdig flaues Gefühl in Luzias Magengrube aus, das sich jedes Mal verstärkte, wenn Martins Fingerspitzen an ihren Seiten hinabstrichen und sie dabei auch an Stellen berührten, die sie ihm eigentlich unverzüglich hätte verbieten müssen. Warum sie es nicht tat, wusste sie nicht. Vielleicht weil sie begann, seine Berührungen zu genießen. So sehr es sie auch verwunderte, ja erschreckte, diese unschickliche Situation begann einen merkwürdigen Reiz auf sie auszuüben. Mit einem Mal kam ihr alles vollkommen unwirklich vor.
«Geht es allmählich wieder?» Sanft ließ er seine Rechte auf ihrem Rücken ruhen.
Luzia drehte den Kopf, um ihm ins Gesicht sehen zu können. Er kniete neben der Strohmatratze und blickte sie unverwandt an.
«Ja, ich glaube, ich kann jetzt schlafen.»
«Gut, dann versucht, ein wenig zur Seite zu rücken.»
«Zur Seite?»
«Auf dem Bett ist Platz für zwei.»
Erschrocken starrte sie zu ihm auf. «Ihr wollt hier neben mir schlafen?»
Spöttisch
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