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Die Gewürzhändlerin

Die Gewürzhändlerin

Titel: Die Gewürzhändlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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lussstich, das Feiern», nuschelte er. «Lusssia, musst auch mal fffeiern. Die anneren Knechte ham sich all’ an mich erinnert un’ gesagt, ich hätt sooo’n Glück un’ du auch. Ja, du auch, Lusssia! Aber ei’m mmusst’ ich eins drübergeb’n, weil er meinte, du wärs’ so ’ne ganss leckere …»
    «Du hast dich geschlagen?», fragte Luzia erschrocken.
    «Nee, nur ’n bisschen, weil der frech g’word’n is’», antwortete Anton. Seine Stimme wurde immer undeutlicher; Luzia spürte, wie er nach hinten sackte. Gerade noch rechtzeitig konnte sie ihn packen, ehe er strauchelte.
    «Verflucht, Anton, nur noch ein paar Stufen. Mach dich doch nicht so schwer!», schimpfte Martin hinter ihm.
    «Müüüde», kam es von Anton. Er hickste, dann sackte er erneut in sich zusammen.
    «O nein!», rief Luzia. «Komm schon, wie sind doch gleich da.» Mit aller Kraft zerrte sie an Antons Arm, doch ihr Bruder wehrte sich ungehalten.
    «Schlaf’n», murmelte er.
    «Du kannst gleich schlafen, mein Freund», grummelte Martin. Endlich waren sie oben angelangt und schoben den Jungen rasch in die Schlafkammer. Er ließ sich einfach quer über die Strohmatratze fallen und begann zu schnarchen.
    Ratlos blickte Luzia auf ihren Bruder. «Was hat er bloß angestellt? Er hat sich noch nie betrunken.»
    «Dann war es jetzt offenbar an der Zeit», befand Martin lapidar. «Morgen früh wird er es gewiss herzlich bedauern.»
    Er blickte kurz an ihr hinauf und wieder hinunter. «Ihr solltet jetzt ebenfalls zu Bett gehen.»
    Luzia nickte, verzog dann aber die Lippen. «Wo?» Vergeblich versuchte sie, ihren Bruder auf dem Strohsack zur Seite zu schieben, um Platz für sich zu schaffen, doch Anton lag schwer wie ein Stein da. Als sie sich wieder aufrichtete, zuckte ein heftiger Schmerz durch ihren Rücken, der sie leise aufschreien ließ.
    «Was ist los?» Erschrocken trat Martin zu ihr und stützte sie, als er merkte, dass sie sich nur unter Schmerzen bewegen konnte.
    In Luzias Augen waren unvermittelt Tränen gestiegen. Stöhnend rieb sie sich den Rücken, als sie es endlich geschafft hatte, sich voll aufzurichten. Dann merkte sie, dass Martin sie festhielt und wie nah er ihr war. Rasch zog sie sich einen Schritt zurück. «Nichts. Es ist schon wieder gut. Ich habe mich wohl nur ein wenig überanstrengt heute. Danke, dass Ihr Anton heraufgeholfen habt. Ich sollte jetzt wirklich zu Bett gehen.» Sie wandte sich ab, und erneut stach der Schmerz in ihrem Rücken. Sie stieß einen Schmerzenslaut aus.
    «Ein wenig überanstrengt, wie?» Martin fasste sie erneut am Arm. «Sieht mir eher aus, als hättet Ihr einen Hexenschuss.»
    Entsetzt sah Luzia ihn an. «Mir geht es gut. Ich muss nur zusehen, dass ich meinem Bruder ein Eckchen der Matratze abringe, dann lege ich mich hin. Verlasst also bitte jetzt unsere Kammer. Es ist nicht recht, dass Ihr … Es ziemt sich nicht … Au! Was soll das?» Wütend funkelte sie ihn an, weil er mit einem Finger sanften Druck auf ihre untere Wirbelsäule ausgeübt hatte.
    Er nickte grimmig. «Hexenschuss. Ihr werdet hier neben Eurem Bruder ganz sicher kein Auge zumachen. Kommt mit. Langsam.» Entschlossen zog er sie zur Tür, doch sie wehrte sich.
    «Was habt Ihr vor? Ich kann nicht …»
    «Ihr legt Euch in mein Bett», unterbrach er sie. «Mit solchen Rückenschmerzen ist nicht zu spaßen. Wie lange habt Ihr das schon?»
    «Nicht lange. Es hat eben erst angefangen.»
    «Der lange Ritt», folgerte er. «Warum habt Ihr nicht eher etwas gesagt?»
    «Ihr wolltet doch keine Pause einlegen, weil irgendwo im Wald Gesindel lauern könnte.»
    «Wenn ich gewusst hätte, dass Ihr Schmerzen habt …» Er schüttelte den Kopf. «Ihr seid wirklich unmöglich, Luzia. Niemand verlangt von Euch, mit Schmerzen so lange zu reiten.»
    «Ach, jetzt bin ich also unmöglich, ja?», fauchte sie. «Wer hat denn mit diesem ganzen Gerede von Pflichterfüllung angefangen? Doch wohl Ihr.»
    «Pflichterfüllung? Verflucht, Luzia, ich habe Euch gleich gesagt, dass solche Reisen kein Zuckerschlecken sind. Aber Ihr wolltet unbedingt mitkommen. Ich hätte die Buchfarben auch alleine ausliefern können.»
    «Aber es sind meine Aufträge. Ihr habt selbst gesagt, wenn ich Bestellungen annehme, muss ich sie auch vollständig ausführen. Nichts anderes habe ich getan.» Da er sie unnachgiebig mit sich zog, folgte sie ihm vorsichtig, Schritt für Schritt, zu seiner Kammer. «Abgesehen davon waren die Schmerzen heute Nachmittag noch nicht so schlimm.

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