Die Gewürzhändlerin
an sich und küsste sie zärtlich.
Luzia seufzte und schlang ihre Arme um seinen Nacken. Seine Lippen fühlten sich so vertraut an nach all der Zeit! Seine Hände streichelten sanft über ihren Rücken. Als sie sich wieder voneinander lösten, lächelte sie. «Ich bin so froh, endlich bei dir zu sein.»
Roland sah sich kurz in dem Stall um. «Es wird niemals einfach für uns sein, Luzia. Ich bin niemand, mit dem eine brave Jungfer sich treffen sollte, ob heimlich oder nicht.»
«O nein, Roland, das darfst du nicht sagen», widersprach ihm Luzia. «Nicht einmal denken!» Sie verzog verschmitzt die Lippen. «Und was die brave Jungfer angeht …»
«Pst!» Sachte legte er ihr einen Finger an die Lippen. «Das ist unser Geheimnis und soll es immer bleiben, Luzia. Es ist besser für dich, wenn niemals jemand davon erfährt.»
«Ich weiß. Niemand weiß davon. Nur …» Sie dachte kurz an Elisabeth, die von der einen Nacht wusste, die Luzia mit Roland einst verbracht hatte.
«Nur?» Alarmiert sah er sie an.
«Nichts», sagte sie schnell. «Ich wünschte bloß, wir hätten einander schon früher wiedergefunden.»
«Jetzt sind wir ja wieder beisammen. Luzia …» Er zögerte. «Ich werde wieder fortgehen. Wir …»
«O nein!» Erschrocken zog sie ihn wieder an sich. «Ihr zieht weiter?»
«Wir wollen den Oktober noch nutzen und weitere Jahrmärkte bereisen», erklärte er. Als er ihre unglückliche Miene sah, küsste er sie noch einmal. «Aber danach kommen wir zurück. Koblenz eignet sich hervorragend als Winterquartier. Heinrich ist auch dieser Ansicht.»
«Dann seid Ihr bald wieder hier?»
«In ein paar Wochen, ja.»
Sie seufzte und lehnte den Kopf an seine Brust. «Dann werden wir also wieder einen Winter zusammen haben, ja? Wie damals.»
Er strich ihr über das locker geflochtene rotgoldene Lockenhaar. «Wie damals», bestätigte er. «Luzia?»
Sie hob den Kopf und blickte geradewegs in seine leuchtend blauen Augen.
Er lächelte. «Jetzt, da ich weiß, wo du zu finden bist, kann ich jederzeit zu dir zurückkehren. Wenn du willst.»
«Wenn ich will?» Sie erwiderte sein Lächeln und hob den Kopf, um ihn erneut zu küssen.
[zur Inhaltsübersicht]
13. Kapitel
16. Januar, Anno Domini 1352
I hr haltet mich hin, Leyen, und ich wüsste gerne, weshalb.» Martin saß dem Tuchhändler Willem Leyen in dessen Kontor gegenüber und nippte an einem Becher heißen Würzweins, den ihm eine Magd gebracht hatte. Die scharfe Flüssigkeit war bestens dazu angetan, ihn aufzuwärmen, nachdem er aus der winterlichen Kälte hereingekommen war. Es hatte am Morgen heftig geschneit, seit Tagen schon hielt klirrender Frost die Stadt in seinen Krallen.
Der Tuchhändler, ein schlanker Mann mit kantigem Gesicht, einer langen Nase und eisgrauem Haar und Bart, nickte Martin freundlich zu. «Natürlich halte ich Euch hin, Wied. Euer Angebot muss gründlich bedacht werden.»
Martin lächelte. «Wer hat Euch mehr geboten?»
Leyen lachte. «Ihr seid ein kluger Kopf. Vermutlich wisst Ihr es längst.»
«Ich weiß es nicht, wäre aber froh, den Namen meines Konkurrenten zu kennen. Immerhin ist die Summe, die ich Euch für Euren Anteil an der
Ludwina
geboten habe, keine Kleinigkeit.»
«Das ist sie in der Tat nicht», bestätigte Leyen. «Umso erfreuter war ich zu hören, dass es jemanden gibt, der noch mehr bietet.» Er schwieg einen Moment. «Der Weinhändler Boos.»
Nachdenklich legte Martin die Hände auf die Tischplatte. «Boos also. Aber Ihr habt sein Angebot ebenfalls noch nicht angenommen, denn sonst hättet Ihr mich heute sicher nicht empfangen. Was also wollt Ihr von mir?»
«Ihr habt recht, wie meistens. Boos’ Gebot ist einen Gutteil höher als das Eure, aber ich kann den Mann nicht ausstehen. Das ist kein Geheimnis. Außerdem schwebt mir etwas anderes vor; vielleicht kommen wir auf diese Weise ins Geschäft.» Leyen beugte sich ein wenig vor. «Vor einigen Jahren habe ich Euch bereits einmal die Hand meiner Tochter Therese angeboten. Damals habt Ihr sie ausgeschlagen. Auch war das Mädchen zu der Zeit vielleicht noch ein wenig zu jung und leichtherzig. Das hat sich inzwischen geändert. Sie ist eine tüchtige Hausfrau, eine Zier für jeden klugen Mann. Ich weiß, Euch liegt viel daran, alleiniger Eigentümer der
Ludwina
zu werden. Eure Zielstrebigkeit gefällt mir. Nehmt meine Tochter zur Frau, und ich werde das Angebot von Boos sogleich vergessen.»
Martin runzelte die Stirn. «Das ist Erpressung, Leyen.»
«Das ist
Weitere Kostenlose Bücher