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Die Gewürzhändlerin

Die Gewürzhändlerin

Titel: Die Gewürzhändlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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kommen, und sie würde sich aus dem Haus stehlen. Beide waren zuversichtlich, dass sie sich in den Stall oder die Remise würden zurückziehen können, wo sie ungestört wären.
    Martin hatte den Vorfall auf dem Fischmarkt nicht mehr erwähnt und gab sich freundlich und aufmerksam wie sonst auch. Wenn er sich Gedanken über Rolands kurze Besuche auf dem Florinshof machte, so zeigte er es zumindest nicht. Anfangs hatte Luzia ihm gegenüber wieder die alte Befangenheit verspürt, doch inzwischen waren sie zu ihrem freundschaftlichen Umgang miteinander zurückgekehrt.
    Wenn sie auch bald wieder ihren alten Platz als Elisabeths Leibmagd einnehmen würde, so war in ihr doch in den vergangenen Tagen ein Gedanke gereift, den sie nicht mehr loswurde. Anton hatte sie jeden Tag zum Florinshof oder in Martins Kontor begleitet und wissbegierig alles in sich aufgenommen. Da sie wusste, dass Martin sich nach dem Jahrmarkt ernsthaft nach einem Lehrjungen umschauen wollte, beschloss sie, heute die Gelegenheit beim Schopf zu packen und mit ihm darüber zu sprechen.
    Martin war am Morgen mit Anton zu zwei Klöstern gefahren, die auf ihre Weinlieferung warteten. Sie hoffte, ihn am Abend in seinem Kontor anzutreffen. Gemeinsam mit Konrad hatte sie den Verkaufsstand betreut, nun waren sie dabei, die Waren wieder auf den Karren zu packen.
    «Verzeihung?»
    Luzia drehte sich überrascht um, als sie die leise Stimme hinter sich vernahm. Sie sah sich einer jungen hübschen Frau – nein, einer Jungfer – mit sonnenhellem Haar und reiner weißer Haut gegenüber, die sie schüchtern anlächelte.
    «Irmhild!», rief Konrad überrascht und ging auf das Mädchen zu, blieb dann aber zwei Schritte vor ihr stehen, als ob er sich selbst bremsen müsse. «Was führt dich hierher?» Neugierig wanderte sein Blick von ihr zu der Magd, die sie begleitete.
    Luzia räumte weiter die Würzwaren zusammen, konnte jedoch nicht umhin, die beiden zu belauschen.
    «Ich bin gekommen, weil … Ich habe eine Nachricht von Vater für … Martin. Eine Einladung.»
    Aus den Augenwinkeln beobachtete Luzia, wie Irmhild Konrad einen Brief übergab. Dabei entging ihr nicht, dass die Jungfer Konrad gleichzeitig einen kleinen Zettel zusteckte. Ebenso fiel ihr auf, dass er, als er den Brief an sich nahm, leicht über Irmhilds Hand strich.
    «Hab Dank, Irmhild», sagte er förmlich. «Ich werde die Nachricht gleich überbringen. Ich hoffe, es geht dir gut?»
    «Aber ja», antwortete sie. Einem aufmerksamen Zuhörer fiel auf, dass ihre Stimme leicht zitterte. «Vater hat mir teure Stoffe gekauft. Zindel, Samt und sogar etwas Brokat für mein Hochzeitskleid. Und feines Leinen für die Wäsche, die einmal zu meinem Heiratsgut gehören wird.»
    «Das ist sehr großzügig von ihm», erklärte Konrad. Auch seine Stimme schwankte fast unmerklich. «Ich wünsche dir alles Gute, Irmhild. Und auf bald.»
    «Ja, auf bald.» Sie lächelte lieblich; es schien, als wolle sie noch etwas hinzufügen, ließ es dann aber. Stattdessen winkte sie ihrer Magd und ging eilig davon.
    Konrad sah ihr unverhohlen nach. Anschließend schob er den Brief rasch unter seinen Mantel und wandte sich Alban zu. «Sind wir hier fertig? Dann lasst uns aufbrechen. Ich gehe schon vor und bringe Martin den Brief. Sicher ist er wichtig.» Ohne sich weiter um Luzia und Alban zu kümmern, ging er davon.
    Alban und Luzia klappten rasch das Dach des Verkaufsschragen zusammen, dann machten sie sich ebenfalls auf den Weg.
    «Wer war die Jungfer?», fragte Luzia, die ihre Neugier nicht länger im Zaum halten konnte.
    Alban brummelte. «Irmhild, die Tochter des Ulrich Thal.»
    Überrascht sah Luzia ihn von der Seite an. «Das klingt, als würdest du sie nicht mögen.»
    Alban knurrte etwas Unverständliches vor sich hin, bevor er antwortete: «Die Jungfer Irmhild ist ein liebes Mädchen. Ihr Vater ist es, den ich nicht ausstehen kann.»
    «Weil er Martins Konkurrent ist.»
    «Auch.» Ungehalten schnaubte Alban. «Er will Irmhild mit meinem Herrn verheiraten.»
    «Ach, wirklich?» Ein plötzliches Unbehagen überkam Luzia, das sie ihrer Überraschung zuschrieb. «Ich wusste nicht, dass Herr Wied sich zu verloben beabsichtigt.»
    «Tut er auch nicht. Glaub ich jedenfalls nicht. Nicht mit Irmhild.»
    «Warum nicht?» Luzia dachte kurz nach. «Würde das nicht seine Position gegenüber Thal verbessern? Sie könnten ihrer beider Geschäfte zusammenlegen und …»
    «Ihr seid ziemlich klug», unterbrach Alban sie. «Es stimmt

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