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Die Gezeiten von Kregen

Die Gezeiten von Kregen

Titel: Die Gezeiten von Kregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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um Apim, die blondes bis dunkelbraunes Haar hatten. Hier war also auch kein Unterscheidungsmerkmal zu finden. In diesem Augenblick wäre ich fast von einem Stein getroffen worden. Ich zuckte zur Seite und merkte mir den Mann, der auf mich gezielt hatte.
    »Der da«, sagte ich zu meinem Gefangenen. »Ist der Freund oder Feind?«
    »Das ist Noki, der war schon immer ein Onker! Der trifft nicht mal auf zwanzig Schritt!«
    Offenbar war ich hier in eine private Auseinandersetzung geraten. Noki starrte zu uns herüber und versuchte es noch einmal, was der Junge mit dem Ruf beantwortete: »Halt, du Onker! Der Mann will uns helfen!«
    »Ich dachte, du wärst tot, Mako!« rief Noki. »Beeil dich. Sie schleppen die Mädchen zu ihrem Schiff.«
    Das ließ mich aufhorchen. Bis jetzt erschien mir die Szene wie eine Parodie auf meine früheren Einsätze für die Herren der Sterne. Die Zeit wurde knapp, denn schon war der größte Teil der Mädchen um eine Wegbiegung verschwunden. Sie waren aneinandergekettet worden und stolperten hilflos vorwärts. Während ich feststellen konnte, welche Männer sie zu befreien suchten, blieb verborgen, wer die Einheimischen niederstreckte.
    Ich faßte einen Entschluß.
    »Folgt mir!« rief ich.
    Ich rannte den Weg entlang und wich dabei etlichen Steingeschossen aus, bis ich an den Mädchen vorbei die Spitze der Kolonne erreichte. Hinter der Wegbiegung schimmerte das Meer, bewegt von einer leichten Brise, wie in Flammen getaucht durch die Zwillingssonne Antares. Ein großes offenes Ruderboot lag am Ufer. Jetzt war ein Irrtum ausgeschlossen.
    Ich stürzte mich geradewegs auf die drei Kerle, die an der Spitze der Prozession an den Fesseln zerrten und so die Mädchen in Bewegung hielten. Sie ließen die Ketten los und schleuderten Steine in meine Richtung. Ich duckte mich und schaltete die Männer mit drei kurzen Hieben aus. Wenn man nichts Besseres hat, sind selbst Fäuste gegen eine Klinge ganz nützlich, zumal wenn man bei den Krozairs von Zy den waffenlosen Kampf studiert hat. Was die Größe der Steine anging, so konnten sie einem durchaus den Schädel spalten oder Arme und Beine brechen. Zwei weitere Sklaventreiber, die über mich herfallen wollten, gingen mit blutigen Nasen zu Boden; und die ganze Zeit hüpfte ich herum wie ein tanzender Derwisch und versuchte, mich den Steinschleudern als möglichst unsicheres Ziel darzubieten.
    Das Ganze kam mir bemerkenswert albern vor – irreal, als spiele sich hier in Zeitlupe die Wiederholung einer Szene ab, die ich auf viel blutigere Weise schon vor langer Zeit erlebt hatte. Dabei war dies die Wirklichkeit – ich war umgeben von Blut und Geschrei und Leid. Der fehlende Faktor lag einundzwanzig Jahre entfernt von dieser Szene – und in mir selbst.
    Was ich vor wenigen Sekunden erst verlassen hatte, kam mir noch immer realer vor als die Ereignisse ringsum. Das Pariser Lazarett, die Kanonen der Deutschen, der Ballon, das viele Blut. Und schon hatte ich wieder Blut an den Händen.
    »Sie flüchten ins Boot!« rief Mako.
    »Schrei nicht herum!« brüllte ich ihn an und lief an den Strand. »Halte sie auf!«
    Ein alter Mann rannte herbei. Ein Messer hatte ihn an der Hüfte verletzt. Er atmete schwer. »Laßt sie doch ziehen!« sagte er keuchend. »Sie bringen nur noch mehr von uns um.«
    Ich kümmerte mich nicht um ihn. Dabei war das, was er sagte, ganz vernünftig, denn die Mädchen waren gerettet, und die überlebenden Sklavenhändler hatten offenbar nichts anderes im Sinn, als schleunigst abzulegen und zu verschwinden. Mein Handeln entsprang dem Wahn, daß ich das Boot brauchte. Ich wußte nicht, wo ich war, doch auf jeden Fall mußte ich mich in einer ziemlich entlegenen Gegend befinden.
    Die jüngeren Leute waren offenbar gewillt, meinem Vorstoß zu folgen. In einer letzten Auseinandersetzung in der Brandung, die ich zugegebenermaßen nicht bis zum Ende mitmachte – ich zog mich schließlich zurück und überließ meinen Mitstreitern die Szene –, wurden die letzten Sklaventreiber erschlagen. Am Strand waren die Einheimischen inzwischen damit beschäftigt, allen überlebenden Gegnern die Kehle durchzuschneiden, wobei sich die befreiten Mädchen mit besonderer Begeisterung hervortaten. Es war ein widerliches Blutbad. War ich dafür nach Kregen geholt worden?
    Schließlich konnte ich zu dem alten Mann zurückkehren, der gerade versorgt wurde; ein Verband aus Blättern lag auf seiner Wunde. Niemand zog eine Sammlung Akupunkturnadeln hervor – ich

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