Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gezeiten von Kregen

Die Gezeiten von Kregen

Titel: Die Gezeiten von Kregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
Vom Netzwerk:
entgegenlaufen!
    Gegen Morgen ahnte ich, daß die Schauplätze meines früheren Lebens auf Kregen erreicht waren. Unter mir mußten sich die dunklen Umrisse bekannter Inseln erstrecken. Zuerst ging Zim auf, die riesige rote Sonne, die in Havilfar Far genannt wird und auf Kregen viele Namen hat. Ich richtete mich auf und starrte in die rötliche Morgendämmerung. Das Meer funkelte leer vor mir. Als das smaragdgrüne Feuer von Genodras, der kleinen grünen Sonne, in Havilfar Havil genannt, in den blutroten Himmel stieg, erblickte ich am nordwestlichen Horizont einen verschwommenen Streifen. Wie ein Ertrinkender umklammerte ich die Holzreling des Flugbootes. Mein Kopf hob sich über die kleine Windschutzscheibe, und der Wind blies mir ins Gesicht, ließ mein zottiges Haar zur Seite wogen, ließ meine Augen tränen.
    Ich trug ein altes rot-weiß kariertes Hemd und Hosen, die mir schlecht paßten. Ein billiger Ledergurt hielt Rapier und Main-Gauche, Waffen, die ich mir von Trylon Vektor geliehen hatte. Ich starrte nach vorn und spürte mein Herz schlagen. Nach diesem – diesem Nachhausekommen hatte ich mich einundzwanzig unerträglich lange Jahre gesehnt.
    Inseln huschten unter mir vorbei. Ich sah weiße Brandungswellen, windgebeugte Bäume und da und dort die Spuren von Ackerbau. Dörfer und Städte blieben hinter dem Boot zurück, dann kam wieder das Meer. Schiffe bewegten sich dort unten, Spielzeugschiffe mit prallen Segeln. Ich blickte nach vorn. Valka! Ja – dort erhoben sich die hohen Zinnen der Mittelberge, wo sich die Freiheitskämpfer gegen die Unterdrücker gesammelt hatten. Die Küste zeichnete sich ab, die weit geschwungene Bucht, die Häuser Valkaniums, eine Fülle bunter Tupfen an den Hängen. Die Hohe Feste Esser Rarioch auf ihrem Berg, die Banner und Wimpel, das wunderbare Rot und Weiß Valkas – das alles war eine herzerfrischend bunte und bewegte Szene unter dem Voller, der sich anschickte, auf der höchsten Plattform zu landen.
    Ich stieg aus dem Boot. Ich sah mich um.
    Bei Zair!
    Wieder zu Hause – zu Hause nach einundzwanzig Jahren und vierhundert Lichtjahren! Mir war schwindlig.
    Menschen eilten herbei.
    Viele kannte ich, viele waren mir unbekannt. Stimmen riefen durcheinander. Ich lachte, ja, ich, Dray Prescot, lachte laut auf. Über meinem Kopf schwirrte eine Flutduinpatrouille vorbei. Ein Voller startete wieder, nachdem die Umstehenden der Besatzung versichert hatten, daß alles in Ordnung sei.
    Lächelnd kam Panshi auf mich zu. Er trug die Insignien seines Amtes, erfaßte er doch die Bedeutung dieses Augenblicks.
    »Herr«, sagte er. Er sah mich an, und ich blickte in sein Gesicht und ergriff seine Hand, was ihn doch sehr schockierte.
    »Die Prinzessin Majestrix? Prinz Drak und Prinzessin Lela? Prinz Segnik und Prinzessin Velia? Wo sind sie?«
    »Mein Prinz«, sagte er.
    Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken.
    »Prinz Drak ist bei seinem Großvater, dem Herrscher in Vondium. Prinzessin Lela und Prinzessin Velia wohnen bei den Schwestern der Rose. Prinz Zeg ist an einen fernen Ort gereist, den es geben muß, denn er ist schon einmal von dort zurückgekehrt. Allerdings liegt er außerhalb der bekannten Welt.«
    Ich hatte die Hände verkrampft. Ringsum drängten sich die Menschen. »Der alte Strom ist wieder da!«
    Ich hörte sie kaum. Der alte Strom!
    »Und die Prinzessin Majestrix?«
    Der Gesichtsausdruck des alten Panshi gefiel mir gar nicht. Aber er war ein loyaler Mann und richtete sich auf.
    »Sie ist ebenfalls fort, mein Prinz.«
    »Fort!« brüllte ich. »Wohin?«
    Er schwenkte die Hand vor dem Gesicht. Sein mächtiger Kammerherrenstab scharrte über die Pflastersteine.
    »Ich weiß es nicht, mein Prinz. Ich weiß es nicht. Sie ist schon lange fort.«

8
     
     
    Meine Privatgemächer waren völlig verstaubt. Es roch modrig. Ich knallte das Rapier mit der Flachseite gegen einen Stuhl, eine graue Wolke stieg auf. Dann setzte ich mich und starrte Panshi an, der mir gefolgt war. Die anderen hatte ich fortgescheucht.
    »Hol mir etwas zu essen und zu trinken, Panshi. Schick einen Diener los. Du mußt mir erzählen, was sich hier ereignet hat.«
    »Jawohl, Herr.«
    Eine Fristle-Dienerin eilte mit einem Tablett herein. Sie schien verängstigt zu sein. Als sie fort war, sagte ich: »Du hast von einem Prinzen Zeg gesprochen.«
    »Jawohl, Prinz. Er heißt nicht mehr Prinz Segnik. Er wollte das nik an seinem Namen nicht mehr dulden und stellte sich deswegen sogar gegen Prinz Vanden, dessen

Weitere Kostenlose Bücher