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Die Gezeiten von Kregen

Die Gezeiten von Kregen

Titel: Die Gezeiten von Kregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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Ärmel vor die Brust und machte mir das Angebot, ihn und seine Männer zu meinem Schutz mitzunehmen.
    »Ich bin sicher, daß deine Pastang dem Vierten Regiment alle Ehre macht, Hikdar Naghan Ovoinach«, antwortete ich. »Aber deine Aufgabe ist der Schutz Valkas.«
    Sein Gesicht hellte sich auf, als er merkte, daß ich seinen Namen wußte. Energisch salutierte er und kehrte in die Reihen seiner Bogenschützen zurück. Ich erkannte, daß die Armee während meiner Abwesenheit unter strenger Führung gestanden hatte. Als der Voller in das zweifarbige Lichte der Sonnen emporstieg, überlegte ich, ob ich dahinter wohl meinen Sohn Drak vermuten durfte. Wie seltsam – chronologisch gesehen war ich über neunzig Jahre alt – trotzdem war mein zweiunddreißigjähriger Sohn älter als ich. Ich war dreißig gewesen, als ich in den Taufteich von Aphrasöe stieg, der mir ein tausendjähriges Leben schenkte.
    Obwohl niemand offen davon gesprochen hatte, war mir bewußt, daß Drak inzwischen als Strom von Valka galt, während ich der alte Strom von Valka sein würde.
    Ich steuerte das Flugboot genau nach Westen und legte den Geschwindigkeitshebel vor. Allmählich wurde es mir zur Gewohnheit, einen Voller mit Höchsttempo fliegen zu lassen. Dieser Flug sollte keine Ausnahme sein.
    Ich blickte über die Bordwand. Dieses Vollermodell gehörte zu der allgemein gebräuchlichen Sorte, die im Flug auf Wind und Wetter reagierte, unabhängig von der antreibenden Kraft der Silberkästen. Wenn das Boot über dem Meer einen Defekt hatte ... Nun, das wäre das Ende Dray Prescots, des Onkers aller Onker.
    Es sei denn, die Herren der Sterne brauchten mich noch immer. Endlich war ein Teil des Geheimnisses um die Everoinye gelüftet worden – ich hatte einen ersten kurzen Blick auf Rätsel werfen können, die einer Lösung harrten, ich hatte einen ersten Eindruck von möglichen Konflikten, die mich ängstigten, von Katastrophen, denen ich ausweichen wollte.
    Unter mir versank Valkanium, gekrönt von der prachtvollen Burg. Der Voller tauchte in die Wolken ein, und ich war auf mich gestellt.
    Wieder einmal war ich unterwegs zu neuen Abenteuern.

9
     
     
    Bei seiner Durchschnittsgeschwindigkeit brauchte der Voller ungefähr zweidreiviertel Tage für die Entfernung zwischen Valka und Sanurkazz. Trotz der Ungeduld, die mich erfüllte, trotz meiner Sehnsucht nach Delia blieb mir nichts anderes übrig, als diese Reisezeit untätig zu verbringen. Vondium, die Hauptstadt Vallias, wanderte am südlichen Horizont vorbei. Unter dem blütenblattförmigen Flugboot dehnte sich der Ozean, das Sonnenuntergangsmeer, das sich von Vallia bis nach Segesthes erstreckte. Als endlich die Küstenlinie Turismonds vor mir erschien, war ich in eine Apathie der Frustration und Sorge gesunken.
    Meine Delia hatte vor über einem Jahr diesen Weg zurückgelegt. Was war aus ihr geworden? Port Tavetus, eine der Stadtkolonien Vallias an der Ostküste Turismonds, wanderte vorüber, und ich kam langsam wieder zur mir. Mein nächstes Ziel waren die Klackadrin. Hier hatte sich vor langer Zeit die Erde aufgetan, und aus einem tiefen Spalt strömten Giftgase empor, deren halluzinogene Eigenschaften einem Menschen den Verstand rauben konnten. Ich hatte diese Zone sogar zu Fuß durchwandert – ein Erlebnis, an das ich ungern zurückdenke. Die Phokaym, feindselige Risslaca-Wesen, hatten das Land am Westrand der Klackadrin in ihrer Gewalt. Die Schrecknisse, die ich dort erlebte, waren mir noch immer gegenwärtig, und beim Überfliegen der Gegend schickte ich immer wieder Stoßgebete zum Himmel, daß die Maschine nicht versagen und mich in jener Hölle absetzen möchte.
    Der breite Riß in der Oberfläche Kregens erstreckte sich viele Dwaburs weit nach Norden und Süden. Ich sah Dämpfe emporsteigen und steuerte den Voller höher. Die Gegend war unglaublich öde. Überreste der stolzen Straßen, die zur Zeit des alten Lohischen Reiches gebaut worden waren, schimmerten im Licht der untergehenden Sonnen. Die Klackadrin im Osten und die mächtige Bergkette der Stratemsk im Westen umschlossen ein weites Territorium, das von den Menschen die Unwirtlichen Gebiete genannt wird. Irgendwo dort unten waren Delia, Seg, Thelda und ich gewandert, zu Fuß von den Stratemsk nach Osten. {*}
    Dort mochte Königin Lilah noch immer über Hiclantung herrschen, in Imitation der alten lohischen Königinnen des Schmerzes. Ohne auf den Gedanken zu kommen, daß dieses Gefühl grotesk sein mochte, wünschte ich ihr

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