Die Gift-Party - Rauschgift-Razzia im Internat - Taschengeld für ein Gespenst
oben.
„Erwin
Patelka“, las Tim, „Bitterstein-Straße 48. Und er wohnt im Postbezirk 56. Irre
ich mich — oder ist das dort, wo die Viersteins zu Hause sind?“
„Kein
Irrtum“, nickte Klößchen. „Ich habe Karl mal eine Geburtstagskarte geschickt.
Vor drei Jahren war das. Postamt 56 — ich erinnere mich. Ist nämlich genau
umgekehrt wie unsere Postamts-Zahl. Rat mal, welche wir haben?“
„ 66 .“
„Falsch!
65.“
„Aha!“
Dann
begriff Klößchen, dass sein Freund ihn auf den Arm nahm.
„Nachher,
Tim“, verkündete er, „frage ich dich was ganz besonders Schweres. Zum Beispiel:
Wieviel ein Kilo Haschisch wiegt.“
„Woher soll
ich das wissen?“ grinste Tim. „Ich nehme keine Drogen.“
„Aber
gerade deshalb solltest du besonders genau rechnen können“, flachste Klößchen
weiter, „und darum werde ich prüfen, ob du eins und eins zusammenzählen
kannst.“
„Kann ich
gerade noch“, lachte Tim.
5. Arme Sabine!
Computer-Karl
runzelte die Stirn, nahm seine Brille ab und polierte die Gläser am T-Shirt.
Er, Tim und
Klößchen standen im Garten vor der alten und sehr romantischen Vierstein-Villa,
die an diesem Nachmittag vom Sonnenlicht übergossen wurde, was besonders den
Türmen und Türmchen Wohltat. Sie glänzten.
„Nee“,
sagte Karl. „Die Bitterstein-Straße ist nicht in unserer Nähe. Mag ja sein,
dass wegen der Rationalisierung (zweckmäßige Vereinheitlichung) auch
dort das Postamt 56 ausliefert. Aber Typen wie dieser Patelka wohnen nicht in
unserem vornehmen Villen-Viertel.“ Tim lachte. „Auch hier könnte sich mal ein
schwarzes Schaf einnisten. Es sind ja nicht alles akademische Pensionäre, die
eure Straße dekorieren.“
„Der
Gedanke empört mich“, erwiderte Karl. „Kennst du die Bitterstein-Straße?“
„Vom
Vorbeifahren. Durchfahren kann man nicht. Sie endet als Sackgasse am
Bitterstein-Park.“
„Ist das
der kleine Park, in dem die vielen Marmor-Engel rumstehen? Mensch, Karl, das
sind doch nur fünf Minuten zu Fuß. Und du gaukelst uns vor, es wäre am anderen
Ende der Stadt.“
„Habe ich
nicht gesagt. Jedenfalls ist es weit genug entfernt, dass man sich nicht
schämen muss wegen dieses — Dealers.“
Klößchen
blickte über Tims Schulter zur Straße. „Gaby kommt.“
Tim hatte
seine Freundin angerufen.
Jetzt traf
sie ein, kam ohne Oskar — weil der möglicherweise hinderlich war — und sprang
soeben vom Klapprad.
Die Jungs
schnürten zum Tor.
Tim fiel
gleich auf, dass Gaby ernst wirkte.
Sie hatte
ihr Haar mit einem blauen Band nach hinten gebunden. Der goldblonde Pony hing
auf die schwarzen Wimpern und war wie immer zu lang.
Tim küsste
sie auf die Wange, die ein bisschen nach Sonnencreme schmeckte.
„Am
Telefon“, Gaby stützte sich auf ihr Rad, „habe ich’s dir nicht gesagt. Es hätte
zuviel Zeit gekostet. Außerdem ist es eine traurige Nachricht. Ihr“, das galt
allen, „kennt doch Sabine Künzel? Sie ist 17, geht auf die Mädchenschule und
war mit mir in der Schwimm-Staffel. Ja, ihr kennt sie. Wir haben uns mal im
Hallenbad getroffen, und da...“
„Eine
schlanke Braunhaarige mit erheblicher Oberweite“, sagte Tim. „Ich entsinne
mich, Sabine war fast so schnell wie du. Nur ein paar Zehntel...“
„Sie liegt
im Sterben“, wurde er von Gaby unterbrochen. „Mein Papi hat es erzählt — heute
mittag beim Essen. Was niemand wusste: Sabine war drogenabhängig. Erst kurze
Zeit. Aber sie hat gefixt. Das steht eindeutig fest. Das Heroin, das sie sich
gestern injiziert (gespritzt) hat, muss noch ein anderes Gift enthalten
haben. Oder es war zuviel. Jedenfalls ist sie zusammengebrochen — noch mit der
Spritze im Arm. Ihre Eltern haben Sabine sofort ins Krankenhaus eingeliefert.
Sie liegt in tiefer Bewusstlosigkeit — im Koma. Die Ärzte haben wenig
Hoffnung.“
Nach einer
Weile des Schweigens sagte Tim: „Das hätte ich nicht für möglich gehalten. Ein
so nettes Mädchen. Und aus guter Familie. Ermittelt dein Vater in der Sache?“
Gaby
nickte. „Aber ohne Sabines Aussage geht da nichts.“
„Sie müsste
angeben, von wem sie das Heroin hat?“ fragte Klößchen.
„Ja. Der
Name des Dealers — darauf kommt es an.“
Tim dachte
nach. „Ich meine, Sabine hatte damals einen Freund.“
„Den hat
sie noch, Sascha Wendt.“
„Kennen
wir“, nickte Klößchen. „Geht auf die Humboldt-Schule. Netter Kerl. Auch 17 —
oder so.“
„Weiß der
denn nichts?“ fragte Tim.
„Papi hat
mit ihm gesprochen. Aber
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