Die Gift-Party - Rauschgift-Razzia im Internat - Taschengeld für ein Gespenst
mithört! Im übrigen irren Sie sich. Von der Sache weiß ich
nichts — und damit habe ich auch überhaupt nichts zu tun.“
„Völlig
klar. Ich habe einen Auftrag für Sie.“
„Eilig?“
„Bitte,
sofort! Und zwar ohne Verzögerung. Ich meine: gleich!“
„Darf ich
mir erst noch die Hände waschen?“
„Das können
Sie auch bei mir machen. Kommen Sie her, ja!“
„Moment!
Erst muss ich meinen Terminkalender befragen.“
Feske ließ
zehn Sekunden verstreichen. Dann: „Heute hätte ich Zeit. Sie haben Glück, mein
Lieber. Im allgemeinen bin ich auf Monate hinaus ausgebucht. Ihre Adresse?“
„Otterberg
Nr. 37.“
Im selben
Moment stieß Dittler einen Schreckensschrei aus, denn er sah durchs Fenster,
wie ein schwarzweißer Cocker-Spaniel und — Rübe drüben im Garten herumtollten.
*
Tim
verfolgte Kühnschmidt.
Von
Otterberg bis zur Stadt — das waren etwa 4,5 Kilometer. Aber erst ab der
Kreuzung nach Brönnried belebten Autos und Motorräder — nicht mehr als 300 —
die Landstraße.
Tim atmete
ziemlich viel Abgase ein und verfluchte die Ausflügler.
Kühnschmidt
fuhr langsam. Mehr war bei ihm nicht drin. Die Speckrolle über dem Gürtel
schien zu bremsen.
Ich bleibe
ihm im Nacken, dachte Tim, bis zum Restaurant Fischhaut. Mag ja sein, dass der
unbekannte Alte den Dittler scheut. Aber wer kennt mich? Ich verscheuche
niemanden. Während ich an einem Rollmops knabbere, wird Kühnschmidt den Alten
treffen. Und schon sind wir ein Stück weiter.
Tim kniff
die Lider zusammen. Der Nachmittag verhieß Regen. Über die Felder pfiff Wind,
und Kühnschmidt — mit 200 Metern Vorsprung — erreichte jetzt das Weichbild der
Stadt.
Tim trat
kräftiger in die Pedale, holte auf.
Kühnschmidt
hing mehlsack-schwer auf seiner rostigen Mühle, sah sich nicht um, sah nicht
mal bei Vorfahrt-achten-Straßen nach rechts oder links. Jetzt bog er ab. Und
Tim wunderte sich. Zum Fischmarkt führte diese Straße nicht.
Plötzlich
hielt der Typ an, setzte den rechten Fuß auf den Bordstein und griff unter
seinen Blouson.
Für einen
Moment — als der Arm sich senkte — sah Tim ein großes braunes Briefkuvert.
Der
Ex-Autoknacker kippelte auf seinem Rad, hatte jetzt beide Hände vor der Brust,
beschäftigte sich mit dem Umschlag.
Tim
spurtete.
Knapp hinter
Kühnschmidt wurde der TKKG-Häuptling langsamer, glitt gemächlich vorbei — und
schielte nach rechts.
Eben zog
der Picklige ein Bündel Geld aus dem Umschlag. Den ließ er fallen, das Geld
steckte er...
Tim war
vorbei, sah aber kurz unter dem rechten Arm durch.
Tatsächlich!
Kühnschmidt schob das Geldbündel — die obere Lage sah wie ein Hunderter aus,
jedenfalls blau — in die Hosentasche.
Tim bog in
eine Einfahrt, musste leider drei Amseln aufschrecken und hatte die
Nachdenklichkeits-Falte wie einen Kniff auf der Stirn.
Vorn an der
Straße radelte Kühnschmidt vorbei. Er grinste.
Die
Speckrolle hüpfte auf und ab. Der Kerl hatte Sonne im Herzen.
Und wieder
setzte Tim zur Verfolgung an.
Jetzt
verstehe ich gar nichts mehr, dachte er. Zum Fischmarkt will der Typ nicht.
Trifft er den Alten woanders? Hat der ihm erlaubt, den Umschlag zu öffnen? Nur
Geld war drin. Das riecht nach Erpressung. Darf Kühnschmidt sich seinen Anteil
nehmen? Oder ist alles ganz anders — und er arbeitet auf eigene Rechnung?
Erst jetzt
nahm Tim bewusst zur Kenntnis, wo sie sich befanden.
Riedelgraben
— ein südwestlicher Vorort. Früher nur eine Villen-Gegend. Aber neuerdings — so
stand’s in den Zeitungen — hatten sich einige Gourmet-Restaurants und
Schickeria-Bars angesiedelt. Weil die Mieten, bzw. Kaufpreise für Lokalitäten
in der Innenstadt galaktisch hoch seien.
Deshalb sah
man — besonders am Wochenende — in Riedelgraben allerlei feine Leute — und
solche, die sich dafür hielten: jedenfalls Mitmenschen, die für viel Geld köstlich
speisen und erlesen bechern wollten.
In der
Waldtruppen-Straße warf Kühnschmidt sein Rad hinter die Büsche einer
Grünanlage.
Nanu!
dachte Tim und ging auf Tauchstation hinter einen parkenden Landrover.
Kühnschmidt
schlurfte in eine Gasse.
Auch Tim
ließ sein Rad zurück.
Diesmal
dauerte die Verfolgung nur drei Minuten. Dann stand der Picklige auf dem
Parkplatz hinter dem berühmten In-Restaurant GOLDGRUBE. Dessen Küchenchef, der
viel gepriesene Jean-Pierre Moecke - tatsächlich hieß er Hans-Peter Möcke —
galt als Meister in der Zubereitung getöteter Wildtiere.
Der
Parkplatz war eine Sackgasse. Auf
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