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Die Giftköchin

Die Giftköchin

Titel: Die Giftköchin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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es wäre schrecklich fatal, wenn er erkranken oder an dem unschuldigen Versuch w o möglich sterben würde.
    Jaakko fand, der Wein schmeckte an diesem Abend besser als sonst. Woran mochte es liegen? Sonderbar, im allgemeinen war der Beaujolais im Aroma gedämp f ter, doch in diesem Jahr schien es dem staatlichen Alkoholhandel gelungen zu sein, in Frankreich eine reifere Weinernte als üblich aufzutreiben. Völlig grun d los wurden die in Finnland abgefüllten Rotweine krit i siert, im Gegenteil, sie waren unter Umständen qualit a tiv besser als die Jahrgangsweine der unteren Preiskla s se.
    »Diese Sorte hat wirklich eine belebende Wirkung«, freute sich Jaakko.
    Anders als gewöhnlich wurde er ein wenig ausgela s sen, er leerte die ganze Flasche und fing an, unziemlich zu reden, beruhigte sich aber bald, entschuldigte sich und zog sich in sein Schlafzimmer zurück. Er schlief in voller Bekleidung ein und schnarchte laut die ganze Nacht hindurch. Linnea lauschte besorgt und reuevoll hinter der Tür, sie ging hinein und fühlte den Puls ihres Versuchskaninchens. Sanft deckte sie den schnarche n den, alten Mann zu. Mit schlechtem Gewissen wachte die alte Giftköchin die ganze Nacht und ging immer wieder zu ihm, um nach ihrem Opfer zu sehen.
    Morgens schämte sich Jaakko für sein Verhalten vom Vorabend. Das Frühstück verzögerte sich, er klagte über sein sonderbares Befinden. Er meinte, er sei schon zu alt, als er noch jünger gewesen sei, habe er nach ein paar Gläsern Wein keinen Kater gehabt, Linnea möge entschuldigen. Er habe sich am Vorabend hoffentlich nicht ungebührlich benommen?
    Linnea bekam Mitleid mit ihm. Sie bat ihn, tagsüber zu ruhen, sie werde sich in jeder Weise um ihn kü m mern. Sie lüftete die Wohnung, bereitete ein bekömml i ches Mittagessen, massierte Jaakko Nacken und Schl ä fen. Abends servierte sie ihm Tee mit Honig. So genas der alte Arzt, und friedliches Glück kehrte wieder in der großen Wohnung ein.
    Aus der Reaktion der Tauben und der Jaakko Kivistös konnte Linnea schließen, daß es ihr gelungen war, eine sehr tödliche Giftmischung herzustellen. Sie war im Besitz eines Stoffes, mit dem sie jederzeit ihre Tage beenden konnte. Das Gift garantierte ihr einige Siche r heit und Bewegungsfreiheit gegenüber Kauko Nyyss ö nens gnadenloser Bande. Besser, sich selbst zu töten, als sich je wieder demütigen zu lassen, beschloß Linnea.

9
    Die Anwaltskanzlei Mattila teilte der Witwe Linnea R a vaska ein paar Tage später mit, bezüglich ihres Anw e sens in Harmisto sei eine Verkaufsannonce in die Ze i tung gesetzt worden; daraufhin hätten sich einige Inte r essenten gemeldet, die sich das Objekt ansehen wollten. Jaakko Kivistö erbot sich, den Verkauf und den Umzug für Linnea zu übernehmen. Er sagte, er tue es gern, es mache ihm Spaß, sich zur Abwechslung einmal um finanzielle Dinge zu kümmern. Linnea nahm das Ang e bot gern an. Es schauderte sie bei dem bloßen Geda n ken, wegen des Umzugsgutes nach Harmisto zu fahren, allzu schrecklich waren die Erfahrungen, die sie dort gemacht hatte. Außerdem hatte ihr der Kaufmann des Dorfes mitgeteilt, die Katze sei bereits tot, nicht einmal deshalb also brauchte man sie dort.
    So fuhr dann Jaakko Kivistö eines Sonnabends z u sammen mit einem Vertreter der Anwaltskanzlei nach Harmisto, um den Kunden das Haus zu zeigen. Linnea übergab ihm die Schlüssel und bat ihn, bei der Rüc k kehr einige ihrer persönlichen Sachen in seinem Auto mitzubringen.
    Jaakko Kivistö blieb den ganzen langen Tag fort und war noch nicht einmal zum Abendessen wieder zurück. Linnea geriet in Sorge; hatte der alte Mann sein Auto in den Graben gefahren? Endlich, gegen zehn Uhr abends, kehrte Jaakko heim. Er war in recht kläglicher Verfa s sung, sein linkes Auge war blau, Hände und Gesicht waren mit Pflastern bedeckt.
    Jaakko erzählte, er habe wie vereinbart am Vormittag das Haus zur Besichtigung geöffnet. Drei Kaufintere s senten seien gekommen, von denen jeder sein Kaufa n gebot unterbreitet habe. Das beste davon sollte man zumindest nach Meinung des Maklers akzeptieren: Es belaufe sich auf eine Kaufsumme von knapp zweihu n derttausend Finnmark für das alte Haus und das Grundstück. Die Finanzierung seitens des Käufers sei abgesichert, so daß man die Sache jederzeit entscheiden könne.
    Als alles soweit geregelt war, waren die Kunden und der Vertreter der Anwaltskanzlei abgefahren. Jaakko hatte begonnen, Linneas Sachen einzupacken. Er hatte gerade die

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