Die Giftköchin
auf einen Kabinenplatz im B-Deck bei. Außerdem gab er weitere notwendige Anweisungen: Die Gewinnerin übe r nachte in Stockholm im Hotel »Reisen«, an dessen R e zeption für sie ein Hotelvoucher und die Rückfahrkarte bereitlägen. Herzlichen Glückwunsch der Gewinnerin! Nyyssönen unterschrieb im Namen von Toivo T. Pohjala, Geschäftsführer des Finnischen Hortonomenverbandes. Dieser Brief wurde sorgfältig als Einschreiben abg e schickt.
Linnea Ravaska öffnete den Brief und las verblüfft die frohe Botschaft. Tatsächlich, sie war im Frühjahr auf der Gartenbauausstellung gewesen, diese Besuche waren ihr während der Zeit, da sie in Harmisto wohnte, zur alljährlichen Gewohnheit geworden, aber sie eri n nerte sich nicht, an der Verlosung einer Schiffsreise teilgenommen zu haben. Nun, vielleicht war ihr etwas entfallen, ihr Gedächtnis war nicht mehr das allerbeste. Möglicherweise war die Reise unter allen Eintrittskarten verlost worden? Ganz egal, dieser hübsche Gewinn kam tatsächlich zum passenden Zeitpunkt. Linnea sehnte sich außerordentlich nach einer erholsamen, kleinen Reise, sie hatte in der letzten Zeit soviel Stimmung s schwankungen durchgemacht. Es wäre tatsächlich herrlich, in aller Ruhe durch das sommerliche Stoc k holm zu spazieren, sich die Altstadt anzusehen, in Eri n nerungen zu schwelgen. Das Glück wäre vollkommen gewesen, wäre die Schiffskarte für zwei Personen ausg e stellt, dann könnte Jaakko mitfahren, doch auch so war es gut. Linnea beschloß, für Jaakko unterwegs ein besonders schönes Geschenk zu kaufen.
Jari Fagerström mußte einen neuen Anlauf machen, um sich das nötige Geld zu beschaffen, plante er doch, aus Stockholm auch ein wenig Rauschgift mitzubringen. Diesmal handelte er im nüchternen Zustand, er raubte im Kaisaniemi-Park zwei Männer vom Land aus. Alles lief so glatt, daß er nur eines der beiden Opfer ein bi ß chen zu verprügeln brauchte, das andere rückte die Brieftasche freiwillig heraus.
Auch Jari bekam allmählich Reisefieber.
18
Jari Fagerström und Linnea Ravaska packten am frühen Freitagnachmittag ihre Sachen. Das Schiff sollte gegen achtzehn Uhr auslaufen. Linnea nahm ihren kleinen Koffer, in den sie außer dem üblichen Reisebedarf auch ihren lieben, alten Muff steckte. Sie überlegte, ob es angebracht sei, Rainers Militärpistole mitzunehmen, aber sie verzichtete darauf. Was sollte sie, eine gewöh n liche Schiffstouristin, mit einer Waffe im friedlichen Stockholm? Außerdem könnte sie beim Zoll Probleme bekommen. Die Injektionsspritze, die sie mit Gift füllte, steckte sie aber dennoch in ihre Handtasche. Eine alte, schutzlose Frau konnte in diesen Zeiten nie sicher sein, ob sie nicht plötzlich ein tödliches Gift brauchte.
Jaris Reisevorbereitungen waren weniger aufwendig. Er untersuchte die Brieftasche, die er einem der beiden Männer abgenommen hatte. Sie enthielt einen Führe r schein, ausgeschrieben auf einen gewissen Heikki La u nonen, geboren am 20. Mai 1943. Aus den persönlichen Papieren ging hervor, daß der beraubte Launonen aus Imatra stammte und von Beruf Wartungstechniker war. Die Brieftasche enthielt ferner zwei kleine Fotos von Kindern im Schulalter, einem lachenden Mädchen und einem Jungen mit großen Ohren. Jari entdeckte, daß auch der Vater deutlich abstehende Ohren hatte. Als er den Mann niederschlug, hatte er seine Ohren nicht weiter beachtet. Während er die leere Brieftasche in den Mülleimer warf, überlegte er, ob Launonen wohl schon zu Hause war oder noch im Krankenhaus lag.
Launonens Brieftasche hatte dreitausendvierhundert Finnmark enthalten. Das andere Opfer hatte nur sech s hundert Finnmark besessen, aber zusammengerechnet befanden sich in Jaris Reisekasse immerhin viertausend Finnmark. Von dem Ertrag mußte natürlich Linneas Schiffskarte bezahlt werden. Trotzdem würde das Geld auch noch für eine kleine Menge Rauschgift reichen, rechnete sich Jari zufrieden aus.
Er fand sich bereits um siebzehn Uhr in der A b fahrtshalle für die Schiffe nach Schweden ein. Kake begleitete ihn, er wollte prüfen, ob Linnea den Brief erhalten hatte und die Reise antreten würde. Die Mä n ner verbargen sich an der Wand im Schatten einer Säule und beobachteten den Strom der eintreffenden Passagi e re.
Eine halbe Stunde vor Abfahrt des Schiffes erschien Linnea tatsächlich in Begleitung von Jaakko Kivistö. Er überreichte ihr Blumen und umarmte sie zum Abschied. Linnea war mit einem hellen Kostüm bekleidet, über dem Arm
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