Die Giftköchin
Fische.
Darauf tranken sie einen. Jari erzählte, er sei unte r wegs nach Göteborg, er habe im Autodeck einen Tan k lastzug voll mit finnischem Seewasser aus dem Päijä n ne, zwanzigtausend Liter, und in dem Wasser schwa m men Tausende junger Quappen. Die transportiere er zum Vätternsee, kippe sie dort im Fischzuchtbetrieb ab und nehme in Göteborg eine Ladung für die Rücktour auf. »Junge Schollen! Davon bringe ich hunderttausend Stück nach Finnland. Es ist eine weite Strecke, ich muß in einem Ritt bis in den Norden rauffahren. Die Schollen sollen nämlich im Inarisee ausgesetzt werden, man hat in Untersuchungen festgestellt, daß sie im kalten Wa s ser des Nordens besser gedeihen als im Meer. Ich kriege pro Stück zehn Pfennig Fracht, du kannst dir spaße s halber ausrechnen, Kumpel, wieviel das macht.«
Der Ölbohrer war begeistert. Auf der Bohrinsel aßen sie oft Scholle, ein herrlich schmackhafter Fisch, beso n ders in Öl gebraten. Es war eine prima Idee, die Tiere im Inarisee anzusiedeln. Rahikainen versprach, in den kommenden Jahren gelegentlich hinaufzufahren und Schollen zu fangen. Zufrieden vereinbarten die Männer eine gemeinsame Angeltour in ein paar Jahren, wenn die Schollen gerade die richtige Größe hätten. Sie besiege l ten es per Handschlag und tranken einen darauf.
Jari überlegte, ob er Rahikainen später am Abend zum Kartenspielen überreden könnte, der betrunkene, vermögende Öl bohrer ließe sich leicht ausnehmen. Zu diesem Zwecke war es günstig, ihm den Spezialisten eines seltenen Fachgebietes vorzuspielen, dem es nicht am nötigen Kleingeld fehlte. Rahikainen war von Anfang an vertrauensselig, und als Jari Einzelheiten der Fisc h zucht darlegte, war der Öl bohrer überzeugt, einen neuen Freund aus dem Gebiet der Limnologie gewonnen zu haben. Jari lenkte das Gespräch auf das Kartenspiel. Rahikainen fing Feuer und lud den Gewässerspezial i sten am späteren Abend in seine Kabine ein. Jari selbst hatte ja keinen Kabinenplatz.
Bevor er Rahikainen ausnahm, mußte er sich aufra f fen und herausfinden, wo Linnea sich herumtrieb. I n zwischen war die Durchsage gekommen, daß zum zwe i ten Mal eingedeckt worden sei. Jari beschloß nachzus e hen, ob die alte Frau zum Büfett essen gegangen war. Der neue Freund Rahikainen blieb fest an seiner Seite.
Im Saal war Linnea nicht zu entdecken. Jari blickte ins Restaurant; es war fast leer, nur ein paar Fenstert i sche waren besetzt. Da saß Linnea, in ihrer Begleitung eine unbekannte Frau. Jari suchte sich einen Platz, wo Linnea ihn nicht sehen konnte, und Rahikainen setzte sich neben ihn. Als die Bedienung kam, bestellte Rah i kainen für sie beide überbackene Toasts, hier mußte man dem Vernehmen nach zu den Drinks etwas essen.
Rahikainen bemerkte, wie sein Freund Jari immer wieder zu einem Tisch schielte, an dem eine etwa dre i ßigjährige, gepflegte Frau in Begleitung ihrer Mutter oder vielleicht Großmutter saß, wie er vermutete. Die jüngere Frau gefiel ihm, er stand auf und schwankte beherzt quer durch den Raum zum Tisch der beiden Frauen. Jari war wütend, der betrunkene Ölbohrer brachte alle seine Pläne durcheinander.
Jari vermutete, man werde Rahikainen an seinen Tisch zurückjagen, sowie er seinen Mund aufmachte, feine Damen pflegten sich nicht mit betrunkenen Arbe i tern abzugeben. Doch weit gefehlt. Die jüngere Frau zückte einen Schreibblock und einen Kugelschreiber und begann, Rahikainen Fragen zu stellen, er setzte sich, bestellte für die Frauen etwas zu trinken, und sein Lachen schallte durch den Saal bis zu Jaris Tisch. Jari stand verdrossen auf und ging wieder an die Bar.
Sirkka Issakainen war hocherfreut, daß ihr durch Z u fall schon auf der Hinfahrt ein geeignetes Forschungso b jekt begegnete. Rahikainen hatte früher in Trollhättan gearbeitet, das stellte sich gleich zu Beginn heraus. Sie machte sich Notizen über die Erfahrungen des Mannes. Er erzählte mit fröhlicher Offenheit von den Lebensb e dingungen und den Gewohnheiten der Finnen in den Junggesellenwohnungen der Saab-Werke. Sirkka Iss a kainen konnte wirklich authentische Informationen auf ihrem Block festhalten. Bedauerlicherweise wurde der Interviewpartner mit wachsender Trunkenheit zudrin g lich, doch trotzdem mochte sie sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen. Ihre Reisegefährtin Linnea R a vaska konnte mit der neuen Situation nichts anfangen und verabschiedete sich, um schlafen zu gehen.
Jari Fagerström nahm an der Bar ein paar Drinks,
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