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Die Giftmeisterin

Titel: Die Giftmeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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zusammen.
    Â»Verstehe«, sagte ich geduldig. »Gersvind.«
    Â»Aber nein. Die andere, Mathilda. Sie ist eifersüchtig, hochmütig und besitzergreifend. Sie ist Römerin.«
    Als wären alle Römerinnen der Eifersucht, Hochmut und Gier fette Beute!
    Â»Glaub mir«, drängte Teodrada. »Sie wollte mir Hugo abspenstig machen, und als ihr das nicht gelang, ist sie zu Vater gegangen.««

    Â 
    Ich war mir nach diesem Gespräch nicht sicher, ob es mir mehr genutzt oder geschadet hatte. Ein zu Erfindung und Übertreibung neigendes Mädchen hatte mir die Geschichte von einem singenden Wachoffizier erzählt. Ganz gleich, wie viel davon der Wahrheit entsprach, ich war mir nicht sicher, ob Hugos Episoden im Frauenhaus überhaupt etwas mit seinem Tod zu tun hatten. Andererseits - und das galt mir als gesichert - hatte Hugo sich des Öfteren in einem Haus aufgehalten, in dem Misstrauen und mehr oder weniger offene Abneigung herrschten. Das schien mir zusammenzugehören, Abneigung und Mord.
    Â 
    Ich besuchte die Mittagsmesse, um nicht zu sehr von meinen Gewohnheiten abzuweichen. Danach kehrte ich in mein Haus zurück. Gerlindis saß am Feuer. Wie ich sie in dieser Stille dasitzen sah, wurde ich von Liebe durchströmt für Gerlindis, für ihr Alter, ihre siebzehn Jahre, für alle Siebzehnjährigen, für die Träume der Jugend, die Illusionen... Es schien mir zu weit weg, um es nicht zu vermissen.
    Â»Wie geht es dir?«, fragte ich.
    Â»Schon etwas besser«, antwortete sie. Tatsächlich schien sie gefasster als gestern und noch vor einigen Stunden.
    Â»Ich ziehe mir nur etwas anderes an und setze mich dann zu dir, einverstanden?«
    Â»Ja, gut.«
    Als ich schon oben auf der Treppe war, hörte ich sie noch etwas rufen, was ich nicht verstand, und rief zurück, dass ich mich beeilen würde.
    Ich betrat mein Gemach, und dort sah ich jemanden vor einer der Kleidertruhen knien. Zuerst dachte ich, es wäre meine Zofe. Es war Emma.

12
    KONKUBINE IST BLOSS ein Wort, ein Begriff. Wir benötigen Begriffe, um uns schnell verständlich machen zu können, aber wir übersehen zu oft, dass ein Begriff völlig unterschiedliche Gefühle auslöst bei denen, die ihn hören. Für König Karl waren Konkubinen stets die reinste Freude. Teodrada hingegen machten sie Angst. Mein Gemahl sah in Emma - ich weiß nicht, was, aber wohl nichts Unangenehmes. Wenn ich das Wort »Konkubine« hörte, oder schlimmer, wenn ich Emma traf, dann hörte ich die Laute der Leidenschaft, ich hörte nackte Lust, die mit mir nichts zu tun hatte, ich hörte das Zerschlagen von Ton, das Knicken eines gefällten Baumes, das Aufschlagen einer stürzenden Glocke. Ich sah einen Fluss überlaufen. Ich sah Gewalt am Werk.
    Â 
    Ich riss Emma das Gewand aus der Hand. Es hatte eine zartbraune Farbe und stand mir nicht. Ich konnte es nicht ausstehen. »Gib das her.«
    Â»Ich habe nicht genug anzuziehen. Und du hast mehr als genug.««
    Â»Was fällt dir ein, so mit mir zu reden! Ich bin nicht deine Schneiderin.«
    Â»Aber an mir sieht das Gewand viel schöner aus.«
    Â»Das wird ja immer besser! Der Haarschmuck der Königin steht mir auch besser als ihr, und trotzdem habe ich sie noch nicht bestohlen.«

    Â»Ich habe nicht genug anzuziehen.««
    Â»Diese Begründung hat mich schon beim ersten Mal nicht überzeugt. Und nun geh. Raus hier.««
    Â»Ich habe dir nichts getan.««
    Â»Raus.«
    Â 
    Ich zog es an, dieses hässliche zartbraune Kleid, das mir Berta vor einigen Jahren geschenkt hatte und das ich sonst nur an ihrem Namenstag trug, um ihr eine Freude zu machen. An jenem Tag des Zusammentreffens mit Emma war es mein schönstes. Ich liebte dieses Kleid plötzlich.
    Gerlindis saß noch immer in der Wohnhalle am Feuer.
    Â»Sie war an meiner Truhe«, sagte ich.
    Â»Emma? Ich dachte, sie wollte in Onkels Zimmer gehen. Ich wollte dir sagen, dass sie oben ist, aber du hast mich wohl nicht mehr gehört.««
    Ich fragte mich, was Gerlindis von alledem hielt. Sie hatte natürlich mitbekommen, dass Arnulf eine Konkubine hatte, und da Gerlindis aus einfachen Verhältnissen stammte, war es gewiss eine Überraschung für sie gewesen, von Emma zu erfahren - und von den königlichen Konkubinen. Bemitleidete sie mich? Oder nahm sie das Konkubinat als ein natürliches Recht des Mannes hin? Da auch

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