Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Giftmeisterin

Titel: Die Giftmeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
Vom Netzwerk:
diesem Licht bildete. Ich hatte mittlerweile verstanden, dass zumindest einige der Begebenheiten seit gestern Abend auf den Trank zurückzuführen waren, den mir Fionee angeboten hatte. Meine ungewöhnliche Offenheit ihr gegenüber, das Hervorholen von Gefühlen, von denen nicht einmal ich selbst eine Ahnung gehabt hatte, meine Gleichgültigkeit ihrem merkwürdigen Anfall gegenüber, die Glücksgefühle des Nachts auf dem Nachhauseweg, die
Stimmungsschwankungen von einem Extrem ins andere... Gehörte auch das seltsame Bild dazu, das sich mir bot, nachdem Kalliope mich abgeworfen hatte? Diese eiskalten, teils hasserfüllten Gesichter um mich herum, sogar von Menschen, die mir nahestanden wie Berta und Gerlindis, und auch das Gesicht der Königin. Arnulf war nicht dabei gewesen, deshalb konnte ich ihn nicht sehen, aber von den Personen, die anwesend waren, war das Gesicht von Gerold das einzige, das in dieser - ich will es Vision nennen - in dieser Vision fehlte.

24
    DIE LICHTGESTALT AM Eingang des Stalls entpuppte sich als der päpstliche Legat. Wie passend, dachte ich.
    Â»Eugenius! Wie schön, Euch zu sehen.«
    Â»Ich bin in die Pfalz gekommen um den König darüber zu informieren, dass der Heilige Vater übermorgen eintreffen wird.«
    Â»Schon übermorgen. Das ist überraschend.«
    Â»Er ist schneller vorangekommen, als gedacht. Burchard, den der König zu seinem Geleit schickte, kennt wohl die richtigen Wege, und, nun ja, so ganz ohne Gefolge reist es sich natürlich einfacher. Seine Heiligkeit war ja buchstäblich halbnackt gewesen, als er aus Rom fliehen musste.«
    Â»Das sagtet Ihr bereits.« Ich wollte nicht ungeduldig sein, aber gegen meinen Willen war ich es wohl. Es kam mir so vor, als sei Eugenius nicht ohne Schadenfreude über das, was dem Papst widerfuhr.
    Sei es zufällig oder weil Eugenius meine Verstimmung bemerkte, er wechselte das Thema.
    Â»Euer Mantel, Gräfin - ist Euch etwas geschehen?«
    Â»Ein unbedeutender Unfall, kaum der Rede wert. Ich werde mich umziehen, ein heißes Bad nehmen, dann ist die Welt wieder in Ordnung.«
    Â»Dann will ich Euch nicht weiter stören.«
    Â»Ihr stört nicht. Ich - ich...«
    Der Einfall kam mir plötzlich. Ich wusste auch nicht, was
mit mir los war, aber ich kam nicht über das hinweg, was ich vergangene Nacht beobachtet und gehört hatte. Emma und Arnulf, das Wort Trennung. Es holte mich immer wieder ein. Jedes Mal, wenn ich mich selbst davon überzeugte, dass mir nichts geschehen könne, hielt das Gefühl der Sicherheit eine Weile an, um dann wie Sand durch meine Finger zu rieseln. Die Argumente, die ich zuvor zu meinen Gunsten ins Feld geführt hatte, verloren ihre Gültigkeit und Wirkung. Arnulf war mir zugetan, in seinem Blick lag noch immer die Liebe von damals, doch er war mir auch vor einigen Jahren zugetan gewesen und hatte sich trotzdem Emma zur Konkubine genommen. Hatte Arnulf Emmas Bitte, er solle sich von mir scheiden lassen, zurückgewiesen? Wieso sonst hätte Emma es nun auf mein Leben abgesehen? Doch hatte wirklich sie den Anschlag verübt? Was machte mich so sicher? Nur dies eine, mein Hass auf diese Frau, und der ist eine unzuverlässige Quelle, sagt er mir doch nur, was ich hören will.
    Ich war so weit, dass ich mich an Formalien festhielt, am kanonischen Recht, um meine Liebe zu retten und das dumpfe Gefühl der Angst zu betäuben. Daher zog ich Eugenius ins Vertrauen.
    Â»Ich glaube, Eugenius, dass der gedeihliche Gedankenaustausch, den wir nun schon eine Zeit lang praktizieren, ein Verhältnis des Vertrauens hat entstehen lassen, und ich...«
    Â»Was bedrückt Euch, Gräfin? Sprecht frei heraus. Ihr wisst, dass Ihr über alles sprechen dürft und dass alles für immer in mir verschlossen bleibt.«
    Ich lächelte. Eugenius machte es mir leicht. »Oh, eine Bedrückung würde ich es nicht nennen. Eher eine - Neugier. Wie Ihr wisst, Eugenius, bin ich kinderlos. Und Ihr kennt auch die Geschichte meiner Kinderlosigkeit.«

    Â»Ja«, sagte er, wobei er mir offen ins Gesicht sah. Ich finde es grässlich, wenn die Leute bei traurigen Themen auf den Boden starren, so als wollten sie darin versinken. An Eugenius schätzte ich die klare Haltung, die er auch in heiklen Gesprächen einnahm, und damit meine ich sowohl seine körperliche wie auch die geistige Haltung. Sein Vorbild hat mich stets ermutigt,

Weitere Kostenlose Bücher