Die Gildal Saga (Die Gildal Saga (Sammelband)) (German Edition)
sollte man sich sein Können und sein Wissen nicht zunutze machen? Luther sollte sich nicht so anstellen!
Um den endlosen Diskussionen zu entgehen, die sein Bruder sicher auch noch mit Gillian und Ravenwood anzetteln würde, hatten sich Theo und er schon frühzeitig aus dem Staub gemacht. Kaum hatten sie die Tore der Burg passiert, war Thomas auch schon dabei sich zu verkrümeln. Theo hatte bei seiner Flucht nur geschmunzelt und dann selbst das Weite gesucht.
Und jetzt überlegte Thomas, wo er sich inzwischen am besten die Zeit vertreiben könnte. Zumindest so lange, bis sich Luther an den Gedanken gewöhnt hatte, dass Thad als Geburtshelfer für ihre Nichte oder ihren Neffen fungierte. Obwohl, wenn er das abwarten wollte, konnte er auch erst wieder nach der Geburt auftauchen. Denn vorher würde Luther sicher keine Ruhe geben.
Thomas konnte nur hoffen, dass sich Gillian mit der Geburt beeilte. Das wäre auf jeden Fall besser für die Nerven sämtlicher Beteiligten. Aber zurück zu einem Ort, an dem er ein wenig Ruhe und Beschaulichkeit finden würde. Auf Ravenwood gab es einige nette Plätze dafür. Und am besten war da wohl der Garten mit seinen hohen grünen Hecken, hinter denen man schnell einen Rückzugsort fand, der nicht eingesehen werden konnte.
Den Weg dorthin kannte Thomas noch von früheren Besuchen. Er musste nur noch sein Pferd unterbringen und konnte dann die erste Aufregung getrost an einem ruhigen Ort abwarten. Bis zum Abend müsste Luther eigentlich seine Bedenken mit Ravenwood und Gillian durchgekaut haben. Dann konnte er sich der Familie anschließen und seine Schwester begrüßen.
Gillian würde es ihm sicher nicht übel nehmen, dass er sich abgesetzt hatte. Schließlich kannte sie Luther ja gut genug. Wie es bei Thad aussah, war eine andere Sache. Dieser Bruder war sicher jetzt schon verärgert, dass Theo und er ihn hatten hängen lassen. Aber manches Mal musste man auch ein wenig auf sich selbst schauen!
Thomas fand einen freundlichen Stallburschen, der ihm sein Pferd abnahm und sich darum kümmern wollte. Und das verschaffte ihm noch mehr Zeit, um sich auf den Weg zu machen und sich ein ruhiges Örtchen zu suchen.
Als er sich seinem angestrebten Ziel näherte, konnte er schon die Rosen riechen, die einige der Pfade säumten, die sich durch den Garten zogen. Doch dann hörte er Thads Stimme, nah, aber zum Glück bisher nur hinter einer der lebensgroßen Hecken.
Verdammt noch mal! Er hatte extra den langen Weg genommen, um nicht durch die Burg gehen zu müssen und jemanden zu begegnen. Und nun, am Ziel angekommen, sollte er Thad in die Arme laufen? Nein! Das kam ja gar nicht in Frage.
Solange er nicht entdeckt wurde, würde er sich ganz bestimmt nicht zeigen. Also zog er sich Schritt für Schritt zurück, bis er mit dem Rücken an einer Wand stand. Und dort, nur eine Armlänge entfernt, gab es eine kleine Mauernische, in der er sich verstecken konnte.
Thads Stimme kam näher und passierte sein Versteck, doch da Thomas nicht riskieren wollte, entdeckt zu werden, drückte er sich noch ein wenig fester an die Wand der kleinen Nische. Und da er nun selbst kaum noch etwas sehen konnte, außer kurz den Rücken seines Bruders, standen die Chancen gut, dass auch er nicht gesehen wurde.
Nur eines war in diesem Zusammenhang ein wenig seltsam. Thomas dachte doch tatsächlich, er hätte auch den leichten Schwung eines Rockes gesehen. Sollte Thad mit einer Dame unterwegs sein? Vielleicht mit Gillian? Thomas spitzte die Ohren und konnte tatsächlich ein leises weibliches Lachen hören. Ob es sich dabei aber um seine Schwester handelte, konnte er nicht sagen und nachsehen kam nicht in Frage.
Aber ein wenig nach draußen spähte Thomas dann doch und dazu musste er einen kleinen Schritt nach hinten machen, tiefer in die Mauernische. So konnte er seinen Blickwinkel vergrößern, ohne selbst gesehen zu werden. Nur trat er bei dieser Aktion auf etwas, oder jemanden!
„Au!“
Oh, verdammt, er war nicht der Einzige, der sich in der dunklen Ecke verbarg! Wenn er sich vorher sein Versteck angesehen hätte, wäre ihm sicher aufgefallen, dass es schon besetzt war. Von einer weiblichen Person besetzt war, wenn er die Umrisse im Dunklen richtig deutete.
„Ist die Luft jetzt rein?“, wurde Thomas gefragt. Und da ihn das selbst interessierte, spähte er noch einmal genauer hinaus.
„Ich kann gerade niemanden entdecken!“
„Und warum steht Ihr dann immer noch hier drinnen?“, kam sofort eine schnippische
Weitere Kostenlose Bücher