Die Gildal Saga (Die Gildal Saga (Sammelband)) (German Edition)
ein bisschen albern?“, erkundigte sich Thomas mit normal lauter Stimme. Dabei vergaß er scheinbar ganz, dass er selbst erst vor wenigen Minuten auf die gleiche Weise versucht hatte, seinem Bruder aus dem Weg zu gehen.
„Wollt Ihr mit Absicht Ärger machen?“, zischte ihm Florentine zu. „Seid verdammt noch mal leise, oder ich kneble und fessle Euch!“
Das war eine interessante Drohung, fand Thomas. Vor allem, weil er gut einen Kopf größer war als diese Maid. Vom unterschiedlichen Gewicht und seinen ausgeprägten Muskeln, wollte er da gar nicht sprechen.
„Versucht das einmal, kleines Fräulein“, schmunzelte er, jedoch im Flüsterton.
Ein Tritt gegen sein Schienbein war eine Antwort, die durchaus schmerzhaft war. Für eine zarte Maid kannte sie ganz offensichtlich die Stellen, die ganz besonders schmerzempfindlich waren. Da war es wohl besser, das Mädchen nicht weiter zu reizen. Wenigstens so lange, bis er wieder genügend Bewegungsfreiheit hatte, um sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen.
Die Rufe nach einer Flo entfernten sich langsam und als schließlich nichts mehr zu hören war, fand es Florentine an der Zeit, das Versteck wieder zu verlassen. Aber wie schon vorher, stand ihr der fremde Ritter im Weg. Ziemlich frustrierend, wenn man es mit jemanden zu tun hatte, der die einfachsten Regeln beim Verstecken nicht beherrschte. Wenn die Gefahr vorbei war, konnte man eigentlich da weitermachen, wo man vorher aufgehört hatte. Es störte nur, dass dieser dumme Kerl sich kein Stück weit bewegte.
„Ich würde gerne noch etwas von diesem Nachmittag haben, ehe die Sonne untergeht. Wie wäre es also jetzt, wenn Ihr Euch jemand anderen suchen würdet, dem Ihr im Weg stehen könnt?“
Dass dieses kleine Ding versuchte, ihm Befehle zu erteilen, fand Thomas ausgesprochen unterhaltsam. Nach dem öden langen Ritt mit seinen Brüdern hatte er ganz und gar nichts gegen diese Art des Schlagabtausches. Und es reizte ihn, das Mädchen mit dem lustigen Namen noch ein wenig mehr anzustacheln.
„Ach, ich finde es hier eigentlich ganz gemütlich, um nicht zu sagen romantisch!“
Florentine, die sich eigentlich mehr darauf konzentriert hatte, ob sie hier wirklich nicht entdeckt werden konnten, hatte das Gefühl, sich verhört zu haben. Sie riss den Kopf zu dem Fremden herum und starrte ihn an. Sollte sie das amüsant finden?
Romantisch? War das ein ganz dreister Versuch, sich an sie heranzumachen? Romantisch? Dieses Wort hatte noch nie jemand in einen Zusammenhang mit ihr gebracht! Was vor allem wohl auch daran lag, dass jeder junge Mann, der ihr bisher vorgestellt worden war, gleichzeitig auch die Bekanntschaft ihrer Schwestern machte. Und Romantik konnte da schwerlich aufkommen, wenn man drei identische Gesichter vor sich hatte.
Wenn sich doch einer soweit durchrang, dass er dachte, eine der Schwestern alleine war in Ordnung, dann scheiterte er spätestens dabei, sie mit dem richtigen Namen anzusprechen.
Eine ärgerliche Sache, die sie ihrem verstorbenen Vater noch heute übel nahmen. Der erste Blick auf seine neugeborenen Drillinge, so winzig, dass eine von ihnen in seine flache Hand gepasst hatte, und er hatte ihnen den Namen Flo verpasst. Flo, weil er der Meinung war, jeder andere Name wäre zu groß für diese Winzlinge. Und nur, weil sich der Priester geweigert hatte, drei Schwestern auf den gleichen Namen zu taufen, hatte ihre Mutter ihnen einen eigenständigen Namen aussuchen dürfen. Flora für die Erstgeborene, Florinda für die Zweite und sie als Letzte hatte den Namen Florentine erhalten.
Aber für ihren Vater waren sie immer Flo geblieben. Er hatte nie versucht, sich ihre Namen zu merken, mit denen man sie unterscheiden konnte. So wie er auch nie versucht hatte, sie an Hand ihres Charakters und ihrer Persönlichkeit auseinanderzuhalten.
Darum waren sie für alle, außer ihrer Mutter, immer nur Flo geblieben. Wie sie das hasste! Sie wollte nicht immer nur als Teil eines Dreiergespannes angesehen werden. Sie wollte, das man sie sah, Florentine, die Jüngste von drei Schwestern, nicht Flo, ein Drilling.
Und jetzt bot sich ihr schon einmal die Gelegenheit, einen Ritter kennenzulernen, ganz ohne ihre Schwestern, und sie stritt sich mit ihm. Nun ja, er war vielleicht ein bisschen seltsam, zumindest war ihr das im Stall so vorgekommen. Aber jetzt schien er relativ normal zu sein. Sie konnte ihn sich ja wenigstens genauer ansehen, bevor sie ihn zum Teufel schickte. Jedoch nur, wenn er diese seltsame
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