Die Gildal Saga (Die Gildal Saga (Sammelband)) (German Edition)
Sache mit der Geburtshilfe noch plausibel erklären konnte.
Natürlich musste sie das mit der Romantik auch noch abklären. Denn ein zu aufdringlicher Galan war auch nicht wirklich nach ihrem Geschmack.
„Ihr findet diese Situation romantisch?“, fragte sie vorsichtig nach. „Wie kommt Ihr denn auf diese seltsame Idee? Denkt Ihr, ein wenig dämmriges Licht ist schon romantisch?“
Thomas musste erneut grinsen, auch wenn Florentine das bei diesen Lichtverhältnissen nicht sehen konnte. Es hatte etwas für sich, mit einem hübschen Mädchen ganz alleine zu sein, wusste sie das nicht? Thomas hatte auf jeden Fall seinen Spaß. Auch, oder gerade weil diese Lady Flo so ein freches Ding war.
„Nicht doch, Lady Flo. Ihr solltet nicht so bescheiden sein. Ein bisschen dämmriges Licht versetzt mich noch nicht in romantische Stimmung. Bei Euch ist das natürlich ganz etwas anderes. Aber es ist nicht ritterlich, so eine Situation auszunützen“, entschuldigte er sich, trat einen Schritt zurück und reichte Florentine die Hand, um sie zurück in die Sonne zu geleiten.
Florentines Fehler bestand darin, seine Worte als Entschuldigung anzunehmen und ihm ihre Hand zu reichen, damit sie nach draußen gelangte. Denn dieses vermeintliche Friedensangebot war nur eine wohl durchdachte Finte. Kaum hatten ihre Finger seine Hand berührt, war er nicht mehr bereit, sie auch wieder loszulassen.
Florentine war mehr verwirrt, als verärgert. Vor allem, weil sich der Ritter mit der Eroberung ihrer Hand sichtlich wohl fühlte. Und sein einnehmendes Lächeln ließ sie fast vergessen, dass eine solche Aktion nicht dem üblichen Umgang mit dem anderen Geschlecht entsprach. Zumindest nicht, wenn man sich noch kaum kannte.
„Denkt Ihr nicht, es wäre angebracht, diese Geste zu beenden?“, fragte Florentine spitz.
Thomas warf einen Blick auf ihre verschlungenen Hände und grinste, durchaus zufrieden.
„Angebracht wäre das sicher“, stimmte er zu. Nur um sofort ein Gegenargument vorzubringen. „Aber warum sollte ich das tun? Es kommt nicht gerade oft vor, dass man die Gelegenheit hat, einer jungen Lady so ungezwungen zu begegnen. Normalerweise sitzt einem immer ein Pulk Leute im Nacken, die jede Bewegung mit Adleraugen beobachten. Und ich finde es so, um einiges besser!“
Wie wahr!
Dennoch konnte Florentine eine solche Dreistigkeit nicht ohne Protest hinnehmen. „Mein Herr.“
„Thomas!“
„Thomas“, übernahm Florentine diesen Namen sofort und fuhr mit ihrer unterbrochenen Standpauke fort. „Es schickt sich nicht, dass Ihr meine Hand haltet.“
Thomas sah betrübt aus. Warf einen Blick auf ihrer beider Hände und seufzte. Aber es blieb ihm nichts anderes übrig, als die Hand seiner Besitzerin zurückzugeben. Manches Mal war es wirklich nicht von Vorteil, ein Ritter zu sein!
„Was haltet Ihr von einem kleinen Spaziergang durch die Gärten, Lady Flo?“
„Nun, das war eigentlich meine Absicht“, erklärte Florentine. Und um es nicht so aussehen zu lassen, als ob sie begierig auf seine Gesellschaft wäre, klangen ihre nächsten Worte auch ziemlich kühl. „Ich kann Euch natürlich nicht davon abhalten, Euch auch in diesen schönen Gärten zu entspannen.“
Thomas erkannte eine Zustimmung, auch wenn sie nicht gerade deutlich in Worte gefasst wurde. Und er wusste, wann man lieber nicht auf Einzelheiten herumreiten sollte, sondern lieber zur Tat schritt.
Da er diese junge Lady schon ein wenig bedrängt hatte, versuchte er, ihre weitere Bekanntschaft auf einer etwas harmloseren Ebene voranzubringen. Darum bot er ihr auch nicht seinen Arm an, sondern verschränkte die Hände hinter seinem Rücken.
Während sie an Rosenbeeten und hohen grünen Hecken vorbei flanierten griff Florentine ein Thema auf, das sie noch immer nicht ganz verstanden hatte.
„Was hat es eigentlich mit dieser Geburtshilfe auf sich? Habt Ihr wirklich die Absicht, die Aufgabe einer Hebamme zu übernehmen?“
Diesen Irrtum sollte er lieber schnell aus dem Weg schaffen. Ein Ritter konnte sicher mit so einer Tätigkeit keine Punkte bei einer jungen Lady sammeln. Nur durfte er nicht zu viel von sich preisgeben. Denn wenn herauskam, dass er nicht ganz so einzigartig war, wie er es sich jetzt gerade wünschte, dann würde diese Maid ihn schnell fallenlassen.
„Ihr wisst sicher, dass Ravenwoods Gattin bald ihr erstes Kind zur Welt bringen wird.“
„Natürlich, das denke ich, ist keinem auf der Festung entgangen. Es sollen ja sogar alle ihre Brüder zu
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