Die Gildal Saga (Die Gildal Saga (Sammelband)) (German Edition)
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„Vielleicht habe ich einfach keine Lust, hier wegzugehen“, wollte Thomas seine noch unbekannte Gesellschaft ein wenig necken.
Keine gute Idee, denn die junge Maid hatte keine Schwierigkeiten damit, sich den Weg selbst freizumachen und gegen vermeintlich aufdringliche Kerle zur Wehr zu setzten. So kam es, dass Thomas nach nur wenigen Augenblicken, außerhalb seines Versteckes im Staub saß. Dort, wo ihn ein kräftiger und unerwarteter Schubs hin befördert hatte.
Ein Blick in das Gesicht des Mannes, mit dem sie sich eben diese Mauernische geteilt hatte, zeigte Florentine, dass sie ihn bereits kannte.
„Ach, Ihr seid das!“, stellte sie überrascht fest. „Müsst Ihr Euch jetzt auch verstecken?“ Diese Möglichkeit verwarf sie schnell wieder. Eine andere Idee war ihr gekommen.
„Ihr seid mir gefolgt!“, warf sie dem völlig überraschten Thomas vor. Und noch ehe der dieser Anschuldigung widersprechen konnte, fuhr sie schon mit ihrer Anklage fort.
„Mir war gleich klar, dass mit Euch etwas nicht stimmt. Ihr...Ihr... verhinderter Geburtshelfer!“
Thomas rappelte sich gerade wieder auf, als ihn dieser Vorwurf traf. Vielleicht hätte es ihn verletzt was sie sagte, wenn der Vorwurf berechtigt gewesen wäre. Aber so war ihm nur mit einem Mal klar, dass dieses leicht aufbrausende Mädchen seinem Bruder Thad begegnet sein musste.
„Das ist ein Irrtum“, versuchte er darum die Sache aufzuklären. „Diese Aussage stammte nicht von mir“, wehrte Thomas ab.
„Ha! Das sagt Ihr jetzt! Und was war vorhin im Stall? Da habt Ihr Euch noch darüber beschwert, dass jemand nicht mit Eurer Tätigkeit einverstanden wäre!“
Ach her je, was hatte Thad diesem Mädchen nur erzählt? Er musste diese Sache auf jeden Fall wieder geraderücken.
„Also, eigentlich ist mein Bruder Thad derjenige, der sich mit Krankheiten und Heilkunst auskennt“, versuchte Thomas zu erklären. Nur hatten seine Worte nicht die Überzeugungskraft, die er sich gewünscht hatte.
„Zwei Männer mit den gleichen verrückten Ideen! Da kann ich ja froh sein, dass ich es gerade nur mit einem zu tun habe!“
Das glaubte sie! Ihr das Gegenteil davon klarzumachen, würde schwierig werden. Nicht, dass sich Thomas als jemand sah, der verrückte Ideen hätte. Aber um sich von aller Schuld reinzuwaschen, müsste er dem Mädchen erklären, warum sie sich in ihm irrte. Was sich als nutzloses Unterfangen herausstellen würde, wie sich im weiteren Verlauf des Gespräches zeigte.
„Ihr seid im Irrtum, Lady...“, verdammt, er stockte schon bei der einfachsten Sache.
„Flo!“, warf das Mädchen ein und sah ihn dabei auch noch giftig an. „Ihr seid nicht nur völlig verrückt, sondern auch noch vergesslich!“
Thomas startete einen neuen Versuch, alles zu erklären.
„Lady Flo, ich bin nicht vergesslich. Es ist einfach so, dass Ihr mir noch nicht vorgestellt wurdet. Und was den Vorwurf betrifft, ich sei verrückt, muss ich Euch sagen, dass Ihr mich mit jemanden verwechselt.“
Es sah kurz so aus, als hätte Thomas mit dieser Erklärung Erfolg gehabt. Aber leider sah es wirklich nur kurz so aus. Denn Lady Flo wandte sich nach ein paar Sekunden nur kopfschüttelnd ab und murmelte dann ein paar Worte, die nicht für ihn bestimmt waren.
„Warum spreche ich mit diesem Menschen eigentlich? Jeder weiß doch, dass man mit Verrückten nicht diskutieren kann!“
Aber bevor Thomas dem widersprechen konnte, oder sich die Maid davonmachte, hörte man schon eine leicht atemlose Stimme nach ihr rufen.
„Flo! Wo seid Ihr Mädchen?“
Florentine wollte auf keinen Fall gerade jetzt von ihrer angeheirateten Tante entdeckt werden. Sie entschied sich schnell dafür, in ihr Versteck zurückzukehren. Thomas fand diese spontane Reaktion auf die rufende Lady ausgesprochen interessant. Und er sah sich um, um zu sehen, wer dieses Mädchen unbedingt finden wollte. Allerdings nicht lange. Denn genauso abrupt, wie er noch vor kurzem aus dem Versteck geschubst worden war, holte man ihn jetzt zurück in die Mauernische.
„Bleibt nicht wie ein Idiot dort draußen stehen. Wenn Euch Lady Beata erneut sieht, glaubt sie bestimmt nicht an einen Zufall!“
Wenn es nicht so dämmrig in der Mauernische gewesen wäre, hätte Florentine vielleicht den fragenden Gesichtsausdruck des Mannes bemerkt, mit dem sie sich erneut in der Nische verbarg. Aber sie sah sowieso nur an ihm vorbei, um herauszubekommen, ob Lady Beata sich ihnen näherte.
„Findet Ihr das nicht
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