Die Gildal Saga (Die Gildal Saga (Sammelband)) (German Edition)
solange Thad in ihrer Nähe war. Denn anstatt nur zusammen das Wäldchen zu verlassen, griff er auch noch nach ihrer Hand und verschlang seine Finger mit den Ihren.
Theo, der eben erst aufgestanden war und aus dem Fenster blickte, traf fast der Schlag, als er sah, wie einer seiner Brüder mit einer jungen Maid händchenhaltend durch die Gegend spazierte. Es war für ihn keine große Sache, Thad zu erkennen, der sich der Festung näherte. Sein vernünftiger ruhiger Bruder hatte romantische Anwandlungen. Das war abartig!
* * *
Florentine versuchte, sich nicht von der samtweichen Stimme des Mannes vereinnahmen zu lassen, der selbstvergessen auf einer Laute zupfte und dazu sang. Eigentlich sollte sie auch gar nicht hier stehen und lauschen. Vor allem, weil sie wusste, dass Thomas damit versuchte, eine romantische Stimmung zu kreieren.
Was ihm zwar gelang, Florentine aber vor ihm ganz bestimmt nicht zugeben würde. Denn ihr entgingen die Blicke durchaus nicht, die er ihr während seines Gesanges zuwarf. Blicke, die eindeutig abschätzen wollten, wie weit er mit seinem Schauspiel kam.
„Warum kommt Ihr nicht näher und setzt Euch“, schlug Thomas vor. Auch wenn er nicht sang, zupften seine Finger dennoch weiter an den Saiten der Laute.
Ja, warum eigentlich nicht? Nur in der Nähe der Türe zu stehen war ein bisschen unbequem. Außerdem konnte sie so von jedem gesehen werden, der diesen Gang benutzte. Aber sie wollte Thomas nicht den Triumph gönnen, sie mit seinem Können geködert zu haben.
„Ganz nett, Euer Gesang. Tretet Ihr damit auch auf Jahrmärkten auf?“, stichelte Florentine.
Thomas schmunzelte, als er diese Worte hörte und dabei beobachtete, wie sich das Mädchen zu ihm in die Fensternische setzte.
„Denkt Ihr denn, ich hätte Erfolg?“
„Wer weiß das schon“, zuckte Florentine mit den Schultern. „Verlassen würde ich mich nicht darauf. So viel Schmalz kann einen schnell erschlagen!“
Thomas ließ sich von diesen Worten nicht aus dem Konzept bringen. Ganz im Gegenteil, er wäre enttäuscht, wenn sich diese Maid so einfach von ihm hätte einwickeln lassen.
„Oh, erschlagen also“, nickte er. „Ich wusste, dass Ihr mir zu Füßen sinken würdet, sobald ich die Musik sprechen lasse!“
„Sicher doch“, stimmte Florentine zu. „Wenn ich am Boden liege, müsst Ihr mir wenigstens aufhelfen und hört für eine Weile mit diesem jammervollen Gesang auf!“
Thomas und Florentine schenkten sich nichts. Jeder Satz, jedes Wort war ein kleiner Kampf. Wobei es erstaunlich war, dass der Ritter ein Lied auf das andere folgen ließ und das Mädchen keine Anstalten machte, dem Gesang zu entgehen, indem sie den Raum verließ.
Nach einer ganzen Weile, in der sie nicht gestört wurden, da es immer noch reichlich früh war, fand Thomas, dass es an der Zeit war, diese Art der Werbung durch etwas anderes zu ersetzten.
„Was haltet Ihr von einem kleinen Spaziergang in den Gärten? Ihr wisst doch, Lady Flo, dort gibt es ein paar nette Ecken, in die Ihr mich gerne stoßen könnt, sollte ich noch einmal zu singen anfangen“, schlug Thomas vor.
„Ein verlockender Gedanke, wirklich verlockend“, nickte Florentine. „Aber Ihr besitzt das seltsame Talent, Lady Beata anzulocken, wenn ich in Eurer Nähe bin. Und einen erneuten Vortrag darüber, was für große böse Wölfe Männer sind, möchte ich mir nicht noch einmal anhören!“
Über dieses Bekenntnis musste Thomas lachen. „So schlimm? Ihr habt mein Mitgefühl, Mylady. Ich wäre Euch bestimmt beigestanden, wenn ich gewusst hätte, was diese Lady Euch antun würde!“
Florentine winkte ab. „Vergesst es. Aber wenn ich wegen Euch diese Tortur noch einmal ertragen muss, dann schicke ich Euch Lady Beata als Zuhörerin Eures Gesangs!“
„Und wen wollt Ihr damit bestrafen? Mich oder die Lady?“
„Ich bin mir sicher, dass jeder den richtigen Anteil an Strafe erhalten wird!“
Thomas musste erneut lachen, legte sein Musikinstrument bei Seite und stand auf.
„Ich mag Euch, Lady Flo!“, teilte er ihr unerwartet mit und sah auf sie herab. „Ihr seid ein richtig freches kleines Ding!“
Florentine blieb die Luft weg. Ob wegen des ersten Bekenntnisses, dass Thomas sie mochte oder wegen der Bezeichnung als freches kleines Ding, war nicht ganz klar. Thomas jedenfalls ignorierte das empörte Luftschnappen und beugte sich etwas zu dem Mädchen herab. Einen Arm stützte er dabei so an der Wand hinter ihr ab, dass sie nun auf ihrem Platz gefangen
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