Die Gildal Saga (Die Gildal Saga (Sammelband)) (German Edition)
war es ihm ja egal, was Thad tat, aber er hatte keine Lust, sich dafür eine Standpauke anhören zu müssen. Und dabei wusste er noch nicht einmal, ob sich für Thad das Treffen mit der holden Maid überhaupt gelohnt hatte. Na gut, dann badete er eben Thads Verfehlungen aus. Aber das würde seinen Bruder etwas kosten, da konnte er sicher sein!
Also nahm Theo die volle Schuld auf sich und begann mit einer Entschuldigung, die aus seiner Sicht nicht einmal gelogen war.
„Ich wollte keinen falschen Eindruck erwecken, Lady Beata. Ihr könnt versichert sein, dass mir keineswegs eine Verbindung mit der jungen Dame vorschwebt. Wenn es anders auf Euch gewirkt hat, dann entschuldige ich mich nochmals dafür. Unsere Begegnungen waren bisher rein zufällig und vollkommen harmlos.“
Das musste doch genügen!
„Denkt Ihr, ich glaube Euch so einfach? Ich bin nicht von vorgestern, nur weil ich nicht vermählt bin, junger Mann! Wenn ich Euch noch einmal mit Lady Flo erwische, dann könnt Ihr Euch vor meinem Bruder rechtfertigen. Und glaubt mir, er nimmt seine neuen Familienverpflichtungen sehr ernst!“
Theo verstand kein Wort. Tändelten seine Brüder etwa mit der Braut eines Ravenwood? Das war keine gute Sache, gar keine gute Sache. Wenn sie sich den Zorn der Ravenwoods zuzogen, konnte das durchaus bedeuten, dass sie hier in der Festung nicht mehr willkommen waren. Dann waren Besuche bei Gillian unmöglich. Etwas, was ihre Schwester sehr verletzen würde.
Er musste mit Thad und Thomas reden. Wenn das nichts half, dann eben mit dem Mädchen. Allerdings konnte die schwerlich etwas tun, wenn die beiden mit ihr spielten. Verdammt, warum war auch ihr Zukünftiger nicht da, um auf sie aufzupassen, sondern hatte diese Aufgabe einer ältlichen Lady überlassen?
Hatte dieser Ravenwood vielleicht keine Ahnung, wie er seine Braut in Zaum halten konnte? Idiot! Man ließ sein Mädchen nicht in einer Burg zurück, wo ständig Besucher ein und aus gingen. Das war ja schon direkt eine Aufforderung an jeden Mann herumzuschäkern.
Sich weiter bei Lady Beata zu entschuldigen brachte nichts, darum nickte Theo nur. Und er würde so schnell, als nur möglich zusehen, dass diese Sache in Ordnung kam. Denn wenn Luther davon Wind bekam, würde er ihnen allen dreien kräftig in den Hintern treten.
Mit der Braut eines anderen Ritters zu tändeln, gehörte nicht zu den Dingen, die er einfach tolerieren würde. Schon gar nicht, wenn es sich dabei um eine Ravenwood-Braut handelte. Schließlich hegte er noch immer einen leichten Groll gegen den Gatten seiner Schwester, weil der Gillian monatelang vor ihm versteckt hatte. Wenn jetzt einer von ihnen auch noch die Heirat eines seiner Verwandten durchkreuzte, standen sie alle plötzlich auf der Seite, die sich falsch verhalten hatte. Luthers kleiner Vorteil, Ravenwood gegenüber, wäre dahin.
4
Florinda sah ihre Schwester Flora zusammen mit einem Mann händchenhaltend durch das Burgtor schlendern. Das gehörte sich eindeutig nicht! Hektisch sah sich Florinda um. Hatte diese Szene sonst noch jemand beobachtet? Außer einem Wachsoldaten am Tor, konnte sie niemanden im Burginnenhof erkennen. Aber das musste ja nichts heißen. Es konnte ja, genau wie sie, gerade jemand aus einem Fenster sehen.
Lady Beata würde sie alle für den Rest ihres Aufenthaltes in ihre Kammer einsperren, wenn sie davon Wind bekäme, dass eine von ihnen mit einem Ritter tändelte. Und dafür konnte es sich doch wirklich nicht lohnen, wochenlang unter Lady Beatas strenger Aufsicht zu stehen. Wo sie doch endlich die richtige Taktik entwickelt hatten, um sich ein bisschen Freiraum zu schaffen. Solange sie sich abwechselten, und jede einen ganzen Tag mit ihrer neuen Tante verbrachte, war sie zufrieden. Allerdings schaffte Florentine das nicht immer. Sie warf oft schon nach wenigen Stunden das Handtuch und entfloh der Lady.
Dabei hatten sie hier, in dieser großen Festung, so viele Möglichkeiten, auch einmal ein paar junge Männer kennenzulernen. Was angesichts der Vermählung ihrer Mutter ganz gut war. Denn die Aussicht, mit einem neu vermählten Paar unter einem Dach zu wohnen, war nun nicht so erbaulich. Da wurde ihnen erst recht bewusst, dass sie dieses Glück noch nicht hatten.
Wenn sich jetzt jedoch Flora so offen mit einem Ritter zeigte, konnte es leicht sein, dass Lady Beata einschritt und der Sache ein Ende bereitete. Dabei war es für die Drillinge sowieso schon schwierig die Aufmerksamkeit eines Mannes auf sie
Weitere Kostenlose Bücher