Die Gildal Saga (Die Gildal Saga (Sammelband)) (German Edition)
genug vor, dass Thomas, der den beiden Frauen nachsah, es auch bestimmt noch hören konnte.
Eigentlich sollte er von dem abwertenden Urteil getroffen sein, da er nicht nur Laute spielen konnte, sondern auch dazu sang und eigene Lieder erfand. Aber Thomas fand das niederschmetternde Urteil über diese Art der Unterhaltung eher lustig. Denn selbst der größte Gegner der Musik, schmolz bei den ersten Tönen einer Laute dahin.
Thomas hoffte, dass sich seine Schwester mit der Niederkunft noch ein wenig Zeit ließ. Denn dann konnte er diese Zeit nutzen, um Lady Flo für sich zu gewinnen. Mit den Waffen eines Ritters und mit den Talenten eines Barden!
3
Auch wenn Luther ihn und alle anderen genervt hatte, weil er einfach nicht einsehen wollte, dass er, Thad, als Geburtshelfer die erste Wahl war, verlief der Abend doch ganz angenehm. Und um die neuesten Familienangelegenheiten in Ruhe zu besprechen, hatte man die Zeit nur im engsten Kreis zugebracht.
Alle vier Brüder hatten sich dann doch endlich eingefunden und Gillian war glücklich, sie alle bei sich zu haben. Und sie hatten eine große Überraschung für ihre Schwester, die Gillian ganz besonders freute. Eine Nachricht aus dem Heiligen Land, kündigte die baldige Heimkehr ihres gemeinsamen Vaters an. Er wollte sich im kommenden Frühjahr auf den Weg machen.
Zwar vergingen bis dahin noch einige Monate, und auch die Reise würde eine ganze Zeit lang dauern, aber zumindest war ein Ende seiner Abwesenheit in Sichtweite.
Thad war froh, dass diese Nachricht Gillian so sehr beschäftigte, dass Luther nicht dazu kam, erneut auf der Geburt und deren Ablauf herumzureiten. Denn er hatte keine Lust, sich schon wieder endlos damit auseinanderzusetzen.
Vor allem, da ihn, seit diesem Nachmittag, ganz etwas anderes faszinierte. Die ruhige fröhliche Flo hatte ihn, dort draußen im Garten, verzaubert. Und er musste jedem widersprechen, der behauptete, der erste Eindruck eines Menschen wäre ausschlaggebend.
Er hätte sich nach der ersten Begegnung im Stall, nie träumen lassen, dass dieses Mädchen, so eine überaus bezaubernde junge Lady war. Sie fand es ja nicht einmal seltsam, dass er als Heiler sich auch um Geburten kümmerte. Ganz im Gegenteil, sie bewunderte seine Fähigkeiten und diese Bewunderung tat ihm unglaublich gut.
Nur verlief die Begegnung seiner Meinung nach viel zu kurz. Und wäre nicht wieder diese Lady Beata im Garten aufgetaucht, hätte er noch mehr Zeit mit ihr verbringen können. Aber alleine der Anblick dieser Dame erinnerte Lady Flo daran, dass sie noch eine Aufgabe zu erledigen hatte. Darum verschwand sie viel zu schnell von der Bildfläche.
Wenn Thad natürlich daran dachte, wie die ältere Dame bereits im Stall nach Lady Flo gesucht hatte, war es nicht verwunderlich, dass das Mädchen erneut vor ihr Reißaus nahm. Er hoffte zudem, dass seine Chancen nicht so schlecht standen, sie bald wiederzusehen. Und das möglichst bevor ihr jemand erzählte, dass er ein Drilling war. Denn Konkurrenz von seinen Brüdern konnte er in dieser Sache nun gar nicht gebrauchen.
Darum war er auch an diesem Morgen schon extra früh aufgestanden, um in der Festung nach dem Mädchen zu suchen. Wenn er herausfand, wo sie untergebracht war, fand er sicher auch einen Weg, sie ohne Lady Beatas Wissen zu treffen.
Allerdings musste diese Dame mit dem falschen Fuß aufgestanden sein. Denn in einem der Gänge, die er durchstreifte, lief sie ihm über den Weg. Ein freundlicher Morgengruß seinerseits wurde rüde ignoriert. Dafür erhielt er aber eine ziemlich unfreundliche Warnung.
„Ich behalte Euch im Auge, Gildal. Vergesst das nicht!“
Und als ob sein Pech damit noch nicht komplett gewesen wäre, kreuzte auch noch die gesuchte Maid auf und ignorierte ihn vollkommen. Sie gab nicht einmal zu erkennen, dass sie ihn kannte, als sie in der Nähe des Wohntraktes an ihm vorbeilief.
Soviel dazu, was für einen Eindruck er auf die junge Lady gemacht hatte. Nicht einmal so viel, dass sie ihn an diesem Morgen auch nur einen Gruß zukommen ließ.
Aber seine Pechsträhne riss damit noch nicht ab. Denn nicht nur er war früh aufgestanden, sondern auch Thomas war schon auf den Beinen. Und aus einem privaten Wohnraum hörte er bereits dessen Lautenspiel. Eigentlich eine ganz normale Beschäftigung für diesen Bruder. Nur, dass seine Zuhörerin genau das Mädchen war, das er zu treffen gehofft hatte.
Scheiße! Mit diesem Gesülze würde Thomas ihm bei Lady Flo den Rang
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