Die Gildal Saga (Die Gildal Saga (Sammelband)) (German Edition)
„Das war nur Lady Gillians Bruder, ein Heiler, der ihr bei der Geburt beistehen soll.“
Schön, dass es sich um Lady Gillians Bruder handelte, wusste sie schon. Dass er ein Heiler sein sollte, war allerdings neu. Wie auch immer, diese Information spielte im Augenblick eher eine untergeordnete Rolle. Wichtig war Florinda etwas ganz anderes. Hatte Flora diesem Ritter vielleicht verraten, dass sie ein Drilling war?
Wenn nicht, dann hatte der arme Mann wirklich keine Ahnung, dass er sich mit zwei verschiedenen Mädchen traf. Wenn er es doch wusste, dann war anzunehmen, dass er sich mit den Mädchen einen schlechten Scherz erlaubte.
„Hast du diesem Ritter erzählt, dass du eine von dreien bist, ein Drilling?“
Diese Frage klang ziemlich eindringlich. Und Flora verstand, dass sich ihre Schwester Sorgen machte. Thad konnte sich vielleicht wirklich für eine ihrer Schwestern interessieren, wenn er sie traf. Diese Befürchtung hatte sie selbst und darum hatte sie dieses Geheimnis noch nicht gelüftet.
„Er weiß, dass ich Schwestern habe. Aber er denkt, dass sie viel jünger sind als ich und ich habe ihm nicht widersprochen.“
Das machte die ganze Sache nicht einfacher. Aber noch war nicht alles geklärt. Eine weitere Frage wollte sich Florinda noch beantworten lassen.
„Magst du ihn?“
„Er ist ruhig und ausgeglichen und sehr, sehr nett!“
Das war ja noch schlimmer, als Florinda gedacht hatte. Lustig und charmant in Florentines Augen und ruhig und ausgeglichen in Floras Augen. Der Mann war perfekt! Er hatte jedem Mädchen die richtige Seite seines Charakters gezeigt. Aber ein Mann für zwei Schwestern, das ging einfach nicht! Sie musste diese unmögliche Konstellation beenden. Bevor einer von den drei Beteiligten merkte, was hier los war. So etwas konnte einfach nicht gut ausgehen, ein Mann, zwei Mädchen!
Florinda blieb nichts anderes übrig, als auch Flora zu bitten, in ihrem gemeinsamen Zimmer auf sie zu warten. Denn irgendwie musste sie auch diese Schwester aus der Schusslinie bringen. Sie musste diesen, sich anbahnenden Romanzen ein Ende bereiten.
Florindas Plan bestand darin, dem Ritter aufzulauern, ihm vorzuspielen sie sei das Mädchen, mit dem er sich getroffen hatte und ihm dann unmissverständlich klarmachen, dass sie nicht an ihm interessiert war. Wenn das klappte würde er ihre Schwestern, die er nur für eine Person hielt, meiden und niemand müsste je von dieser Verwechslung erfahren. Natürlich musste sie dann auch ihren Schwestern von dem Irrtum berichten. Aber wenn sie nichts mehr damit zu tun hatten, war zumindest ihr Stolz gewahrt.
Ein Plan, der vielleicht funktioniert hätte, wenn die Lage wirklich so gewesen wäre, wie Florinda sie glaubte gesehen zu haben. Aber da es nicht so war, schaffte sie erst einmal noch mehr Verwirrung, wie es sowieso schon gab.
Ihre Schwestern gut aufgehoben in ihrem Zimmer zu wissen, ermöglichte Florinda, ein Treffen mit Lady Gillians Bruder herbeizuführen. Eine Sache, die nicht allzu viel Zeit in Anspruch nehmen würde.
Als sie den Ritter endlich entdeckte, war der gerade dabei, zu Fuß und mit einer Armbrust ausgestattet, auf die Jagd zu gehen. Pech! Oder vielleicht auch nicht! Außerhalb der Burgmauern war es vielleicht sogar einfacher, einen theatralischen Auftritt hinzulegen und den Herrn abzuservieren.
Zumindest konnte sie sich sicher sein, nicht dabei überrascht zu werden. Und was die Sache noch einfacher machte, er war ohne Pferd unterwegs. Sehr praktisch! Denn sich auf die Schnelle ein Reittier zu besorgen, wäre doch sehr auffällig gewesen.
So konnte sie es wenigstens nach einem harmlosen Spaziergang aussehen lassen. Und sobald keiner mehr auf sie achtete, schlug sie einfach dieselbe Richtung ein, wie der Ritter.
Eigentlich hatte sie ja sogar ein wenig Mitleid mit dem Mann. Schließlich war auch er nur ein Opfer der widrigen Umstände. Aber sie konnte es nicht zulassen, dass jemand hinter diese Sache kam. Denn es würde die Mädchen noch mehr verletzten, wenn andere wussten, dass nicht einmal ein potentieller Verehrer sie auseinanderhalten konnte.
Darum war es am besten, die Sache auf diese Weise zu beenden. Zumindest Florentine und Flora mussten sich nicht dem abwertenden Urteil des Ritters stellen, wer denn nun liebenswerter wäre.
Theo merkte ziemlich schnell, dass er nicht alleine war. Wer auch immer ihm folgte, trampelte durch den Wald, wie eine ganze Armee Söldner. Seine Aussicht auf eine Jagdbeute schwand gegen null. Trotzdem
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