Die Gildal Saga (Die Gildal Saga (Sammelband)) (German Edition)
erschien, als im Wald, wo alles wie ein Traum wirkte.
Sie seufzte und lehnte ihre Wange an die kühle Scheibe des Fensters. Nur ein paar Minuten wollte sie Träumen, von Thad träumen, wie er sanft ihre Hand nahm und noch einmal küsste.
Ein Traum, der sich erstaunlich echt in ihrer Vorstellung anfühlte. So echt, dass sie sogar die Wärme seines Atems auf ihren Fingern spüren konnte. Sie lächelte versonnen und wollte aus diesem Traum nie wieder aufwachen. Und die Worte, die ihr Traumritter flüsterte, beantwortete sie ganz von alleine.
„Ich hab Euch auch vermisst, Thad. Warum habt Ihr mich zurückgelassen?“
„Um Euch jetzt für immer mitnehmen zu können“, kam die erhoffte Antwort und Flora erhielt ihren ersten zarten Kuss auf die Lippen.
Dass das kein Traum mehr war, zeigte sich, als sie von ihrem Platz hochgehoben und dann sicher in den Armen ihres Ritters fortgetragen wurde.
Florentine war ungeduldig. Sie wartete schon so lange, dass sie sich sicher war, dass sich bald ein Loch dort bildete, wo sie stand. Dass es in der Mauernische im Garten zumindest nicht zog, war eine Erleichterung, der sie keine besondere Aufmerksamkeit schenkte. Langsam war ihr Siedepunkt erreicht, und sie würde überschäumen vor Wut.
Thomas kam nicht! Er war auf der Burg, und er kam nicht! Sie wartete hier auf ihn, und er hatte wahrscheinlich keine Ahnung davon, dass das der Platz war, an dem sie auf ihn warten würde! Dieser unsensible Trottel! Wenn ihm etwas an ihr liegen würde, dann wüsste er, dass sie hier auf ihn wartete. Aber man hatte ihn ja mit Gewalt hierher schaffen müssen, da wollte er sie dann wohl überhaupt nicht sehen!
Okay, dann eben nicht! Wer brauchte ihn schon! Es gab noch genügend Ritter in diesem Land, da würde sich sicher schnell ein neuer finden lassen. Er konnte zum Teufel gehen. Er konnte...
Was auch immer er konnte, ging in Florentines leisem Schluchzen unter. Sie hatte wirklich gedacht, dass ihm etwas an ihr lag. Das hatte sie wirklich gedacht!
Die Tränen liefen ihr in Sturzbächen über die Wange und das Mädchen musste sich auf den Boden setzten, weil sie sonst zusammengebrochen wäre.
„Sagte ich nicht, dass Ihr mir zu Füssen sinken werdet, schöne Maid?“, riss sie liebevoller Spott aus ihrer Trauer. „Allerdings habe ich nichts davon gesagt, dass Ihr dabei die ganze Burg unter Wasser setzen sollt!“
„Thomas!“
„Ja, so werde ich im Allgemeinen genannt“, lachte er sie aus.
„Ich sollte Euch zur Hölle schicken!“, schimpfte Florentine schniefend.
„Gerne, wenn Ihr mir dahin folgt. Ich gehe mit Euch sogar in die Hölle und wieder zurück, solange Ihr bei mir bleibt!“ Das war kein Scherz, das meinte er ernst. Und die Hand, die er ihr reichte, war eine Aufforderung, ihm genau jetzt zu folgen. Florentine musste nicht lange überlegen, ihre Antwort hatte schon festgestanden, noch bevor er die Frage gestellt hatte.
Theo sattelte gerade sein Pferd, als Thomas in den Stall kam. Dass er dabei Lady Flo an der Hand hielt, war deshalb verblüffend, weil das Mädchen eigentlich schon neben Theos Pferd auf einem Strohballen saß. Das konnte Thomas jedoch nicht sehen, darum zog er sein Mädchen hinter seinen Rücken und funkelte seinen Bruder herausfordernd an.
„Sie geht mit mir!“
Diese Aussage von Thomas war schon eher eine Kampfansage. Aber Theo war gar nicht zum Kämpfen zumute, wenigstens nicht mit Thomas! Sein Blick richtete sich auf ganz einen anderen Punkt, als er mit gefährlich sanfter Stimme eine Frage stellte.
„Könnt Ihr mir das irgendwie erklären, meine Lady?“
„Ich ...“, stotterte Florinda hilflos und erhob sich langsam von ihrem Platz.
Florentine, die die Stimme ihrer Schwester schon an dem einen Wort erkannte, sprang ein.
„Wir können das erklären!“
Endlich dämmerte auch Thomas, das hier etwas nicht stimmte.
„Was erklären?“
Keiner hatte Zeit, das zu beantworten, da sich erneut die Stalltüre öffnete und Thad hereinkam. Ebenfalls mit einem Mädchen an der Hand, das für Theo und Thomas genauso aussah, wie ihre Lady Flo.
Thad war nicht verblüfft, zwei Doppelgängerinnen seiner Auserwählten zu sehen, denn Flora hatte ihm schon auf dem Weg hierher gestanden, dass sie ein Drilling war. Und wenn er nicht schon von weitem Licht im Stall gesehen hätte, hätte es auch gar keinen Grund gegeben, den ursprünglichen Plan, zu flüchten, fortzusetzen.
Aber er hatte ganz richtig vermutet, dass seine Brüder ähnlich dachten wie
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