Die Gildal Saga (Die Gildal Saga (Sammelband)) (German Edition)
hatte. Sie hätte darauf bestehen müssen, als sie noch die Gelegenheit dazu gehabt hatte. Denn jetzt war sie ihrer einzigen Waffe beraubt und konnte sich nur noch mit ihrem Körper gegen ihn wehren. Fiona sah nur eine Möglichkeit, was sie jetzt noch tun konnte. Dafür zu sorgen, dass ihre Leute nicht in seine Hände fielen.
„Lauf weg, Pim!“
Luther zog eine Augenbraue in die Höhe. Er war gespannt, wer dieser Pim war, der flüchten sollte. Aber aus der kleinen Gruppe Menschen löste sich niemand, der versuchte wegzulaufen. Ganz im Gegenteil. Alle kamen geschlossen auf Luther zu, der Fiona nicht vom Pferd steigen ließ.
„Jetzt werden wir ja sehen, welche Lügen du mir aufgetischt hast“, stellte Luther nüchtern fest.
Dass er dabei die näherkommenden Menschen nicht aus den Augen ließ, versuchte Fiona für sich zu nutzen. Sie rammte Luther einen Ellbogen in den Bauch und machte sich daran, vom Rücken der Stute zu gleiten. Allerdings hatte sie nicht mit Luthers schneller Reaktion gerechnet und mit seiner Entschlossenheit, sie als Druckmittel zu benutzen. Und so lag Fiona nur wenige Sekunden nach Beginn ihres Fluchtversuches wie ein Mehlsack quer über dem Rücken des Pferdes, während Luther noch immer unerschütterlich hinter ihr saß.
„Noch eine unbedachte Bewegung von dir, du Göre, und ich versohle dir den Hintern!“
Diese Drohung des großen blonden Ritters wirkte wie ein rotes Tuch auf die näherkommende Menschengruppe. Und sie forderte eine sofortige Reaktion.
„Legt Hand an Lady Fiona und Ihr werdet den nächsten Morgen nicht mehr erleben!“
Ein zorniger junger Mann hatte sich aus der Menschentraube gelöst und funkelte Luther böse an. Dann versuchte er, Fiona ins Gesicht zu sehen, um sich über ihren Zustand klarzuwerden. Das war ein wenig schwierig, da ihr Kopf nach unten baumelte und ihr Gesicht dem Pferdebauch zugewandt war.
„Bist du in Ordnung, Fiona?“
Die liebevoll geäußerte Frage gefiel Luther aus irgendeinem Grund nicht. Und auch die Antwort des Mädchens passte ihm nicht.
„Mach dir keine Sorgen, Pim. Mit dem werde ich schon fertig, aber du hast schon wieder nicht auf mich gehört“, warf sie ihm vor.
Den letzten Vorwurf überging der junge Mann einfach und die andere Behauptung nahm ihr in ihrer jetzigen Position niemand ab.
„Fiona, du befindest dich nicht gerade in der günstigsten Lage“, wies Pim sie auf eine kleine Tatsache hin, die ihr selbst kaum entgehen konnte. „Wenn du mich mit diesem Kerl kämpfen lässt, werde ich diese Sache zu einem schnellen und sauberen Ende bringen.“
Fiona schnaubte. „Ja, zu deinem Ende!“
„Würdest du mir bitte auch einmal etwas zutrauen?“, war Pim beleidigt. „Ich bin durchaus in der Lage, dich zu verteidigen, also lass mich die Sache erledigen!“
„Aber Pim...“
An dieser Stelle wurde Fiona von Luther unterbrochen. Er hatte keine Lust, sich ein Streitgespräch zwischen Liebenden anzuhören.
„Kann mir irgendjemand sagen, was das soll? Wollt ihr mich jetzt überfallen und ausrauben oder zu Tode quatschen?“
Fiona und Pim blickten Luther fragend an. Wobei es für Fiona ziemlich unbequem war ihren Kopf weit genug zu heben, um mehr zu sehen, als nur Luthers Beine. Aber seine Frage beantwortete weder Pim noch Fiona. Sie fuhren nach nur einem kurzen Zögern damit fort, sich miteinander zu unterhalten. Vor allem wollte Pim, dass das Mädchen ihren seltsamen Auftritt erklärte.
„Wer ist das, Fiona, und was will er hier?“
„Er ist ein Söldner“, konnte die Maid in ihrer unbequemen Position gerade noch sagen, ehe sie auch schon wieder unterbrochen wurde.
„Ritter! Ich habe dir das jetzt schon des Öfteren gesagt, ich bin ein Ritter!“
Fiona ignorierte ihn. „Er hat versprochen, er hilft uns, wenn es wirklich stimmt, dass ich eine Burg besitze und eine Maid in Nöten bin.“
Diese Information fand Pim ausgesprochen bemerkenswert. „Er hat eine interessante Art, seine Versprechen einzulösen“, grinste Pim und musterte Fionas seltsame Position mit hochgezogener Augenbraue.
Luthers Laune verschlechterte sich zusehends. Er hatte hier alle Fäden in der Hand, solange das Mädchen in seiner Gewalt war, doch irgendwie schien das keiner ernst zu nehmen. Und die Sache ging auch noch weiter.
„Das kommt daher, weil er mich nicht für eine Lady hält“, erklärte Fiona dem jungen Mann so, als ob außer ihnen keiner in der Nähe wäre.
Pim lachte und sah sich den Söldner oder Ritter, wie er sich selbst
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