Die Gildal Saga (Die Gildal Saga (Sammelband)) (German Edition)
Opfer gesehen.
Nur hatte dieser Plan, wenn es wirklich einen solchen gab, nicht funktioniert. Oder Fiona war an einen besonders skrupellosen Typen geraten, der selbst ein halbes Kind dazu zwingen würde, ihn zu heiraten.
„Bisher konnte ich mich noch gegen alle Anfeindungen sehr gut selbst verteidigen!“, wehrte sich Fiona.
„Ja, das sieht man“, spottete Luther.
„Wollt Ihr mir helfen oder nur nach einem Fehler in meinem Verhalten suchen?“, gab das Mädchen beleidigt zurück.
„Oh, du hast also Fehler. Nur gut, dass dir das bewusst ist.“
Wenn sie nicht beide auf einem Pferd gesessen hätten, hätte Fiona diesem Rüpel jetzt einen Tritt verpasst. Aber da sie im Augenblick auf ihn angewiesen war, riss sie sich zusammen. Außerdem fuhr Luther nach dieser Beleidigung auch gleich damit fort, eine neue Frage zu stellen.
„Ich nehme an, du willst deine Leute erst einmal aus der Burg heraus haben, ehe das Gemetzel beginnt.“
„Gemetzel?“, echote Fiona und wurde ein kleines bisschen blass um die Nase, bevor sie sich zusammenriss. „Es wird nicht nötig sein, irgendjemanden aus der Burg zu holen. Ihr denkt doch nicht wirklich, ich würde mich aus dem Staub machen und alle anderen ihrem Schicksal überlassen. Wir sind gemeinsam geflohen, als das Burgtor nicht mehr standhielt.“
Luther fiel wieder ein, dass der Junge, nein, das Mädchen etwas von einem Seil gesagt hatte. Von einem Seil, von dem sie abgerutscht war.
„Hast du darum diese Verletzungen an den Händen? Ihr habt Seile benutzt, um aus der Burg zu entkommen? Auch die Frauen?“
Fiona warf ihm einen tödlichen Blick zu, den er leider nicht sehen konnte, da er ja vor ihr auf dem Pferd saß.
„Ich bin auch eine Frau“, erinnerte sie ihn spitz.
Dieser Einwurf reichte Luther als Bestätigung für seine Vermutung. „Nur nicht übertreiben. Dich selbst als Frau zu bezeichnen, ist ein bisschen hoch gegriffen.“
Fiona biss die Zähne zusammen. Wenn sie diesen Söldner oder Ritter, nicht gebraucht hätte, hätte sie ihn schon längst von seinem Pferd gestoßen. Aber diese Überlegung wurde bereits mit Luthers nächster Bemerkung wieder weit nach hinten in Fionas Gedanken geschoben.
„Wenn alle deine Leute solche Wunden an den Händen haben wie du, werden sie keine große Hilfe sein“, versuchte Luther, die Kampfkraft die ihm zur Verfügung stehen würde, einzuschätzen.
„Sie hatten Handschuhe oder Stoffstreifen, die sie sich um ihre Hände gewickelt haben“, klärte Fiona auf und war stolz darauf, dass sie Luther die Klugheit ihrer Untergebenen so beweisen konnte.
„Und warum hast du dich nicht geschützt?“, war Luther eher aufgebracht, als erfreut, dass sich sonst niemand verletzt hatte. „Du glaubst, du kannst eine Burg führen, sie sogar gegen Angreifer verteidigen, und bringst es nicht einmal fertig, auf dich selbst aufzupassen?“
Jetzt reichte es Fiona langsam. Das war eine Beleidigung zu viel. Sie würde ihm schon zeigen, dass sie nicht so hilflos war, wie er dachte. Ihre Hände, die sich bisher nur leicht an seiner Seite festgehalten hatten, schlangen sich jetzt komplett um seine Mitte. Und mit einem selbstgefälligen Lächeln, begann sie zuzudrücken.
Er würde schon sehen, wie schwach und hilflos sie war, wenn er keine Luft mehr bekam! Aber obwohl Fiona ihre Finger ineinander verschlang, war es ihr nicht möglich, genügend Druck aufzubauen, um die Muskeln, auf die sie stieß, einzudrücken.
Keine Chance! Der Mann war da, wo andere Menschen einen Bauch hatten, stahlhart. Das war unmöglich! Sie sollte es zumindest schaffen, einen kleinen Schaden bei ihm zu hinterlassen.
Aber der einzige Schaden, den sie anrichtete, traf ihre eigenen Armmuskeln. Und natürlich ihre Hände, die nicht in der Verfassung waren, einen solchen Kraftakt mitzumachen.
Eine ruhige, doch leicht amüsierte Stimme wollte den Zweck dieser, von ihr inszenierten Aktion erfahren.
„Hast du dich jetzt doch dazu entschlossen, einen Kämpfer auf Lebenszeiten für deine Burg zu gewinnen? Wenn das so ist, musst du mir das sagen, dann überlege ich mir die Sache einmal. Wird sowieso Zeit, dass ich mich vermähle und ein paar stramme kleine Ritter in die Welt setze!“
Fiona ließ Luther so schnell los, dass sie Mühe hatte, sich weiter auf dem Pferd zu halten, ohne den Mann noch einmal zu berühren. Diese schnelle Reaktion löste ein dröhnendes Lachen bei Luther aus. Und er konnte sich nicht zurückhalten, ein bisschen weiter zu sticheln.
„Wenn das
Weitere Kostenlose Bücher